Die Telekom attackiert den Pay-TV-Sender Sky und will mindestens eine Milliarde Euro für die Rechte an der Fußball-Bundesliga zahlen, die Deutsche Fußball Liga (DFL) darf sich auf einen warmen Geldregen freuen. Unabhängig davon, wer Mitte April von der Liga den Zuschlag für die Satelliten- und Kabel-Übertragungsrechte ab der Saison 2013/2014 erhält, dürften für die Bundesliga insgesamt rund 500 Millionen Euro im Jahr herausspringen. Bislang kassiert das Oberhaus für die Medienrechte 412 Millionen Euro per annum.
Alleine der derzeitige Pay-TV-Partner Sky überweist schon jetzt 225 Millionen Euro pro Spielzeit an die DFL. Ab der Saison 2013/2014 müssten es im Falle eines erneuten Rechteerwerbs deutlich mehr werden. Experten sind der festen Überzeugung, dass Sky mindestens 250 Millionen Euro pro Jahr überweisen muss, um im Boot zu bleiben. Sollte das Angebot der Telekom allerdings noch einmal 20 Prozent höher liegen, müsste der Ligaverband wegen der Ausschreibungsbedingungen dem Sky-Konkurrenten den Zuschlag geben.
"Wir wollen keine Fantasieangebote" "Jetzt wird es ernst. Die nationalen Medienrechte werden finanziell noch einmal nach oben gehen. Die Fußball-Bundesliga bleibt eine Erfolgsgeschichte", hatte DFL-Chef Christian Seifert bei der Präsentation der äußerst komplizierten Ausschreibungskriterien gesagt. Der Chefunterhändler der DFL warnte die Bundesligisten allerdings vor zu hohen Erwartungen: "Wir wollen keine Fantasieangebote, bei denen den Bietern nach zwei Jahren die Luft ausgeht."
Nach Informationen der Bild-Zeitung ist Telekom-Marketing-Chef Christian Illek bereits bei den großen Bundesligisten vorstellig geworden, um für einen Wechsel zu werben. Vor allem der FC Bayern gilt als Fürsprecher der Telekom. Große Teile der Liga-Spitze würden indes eine Fortsetzung der Partnerschaft mit Sky befürworten.
Der Telekom könnte beim Wettbieten um die Bundesliga-TV-Rechte aber auch aus juristischen Gründen die Luft ausgehen. Wegen der hohen Beteiligung des Bundes ist die Telekom laut Angaben der Süddeutschen Zeitung möglicherweise "nicht rundfunkfähig". Das Bonner Unternehmen dürfte also eigentlich gar keine rundfunkartige Berichterstattung anbieten. Dass die Telekom bei der Übertragung der Fußball-Spiele via Internet den Kooperationspartner Constantin Medien nutzt, ändert daran nichts.
"Genau darum geht es" "Genau darum geht es auch bei der Vergabe der Bundesligarechte. Es kann nicht sein, dass staatsbeherrschte Unternehmen wie die Telekom, die nicht rundfunkfähig sind, in diesem Wettbewerb Bundesligarechte ersteigern und anschließend private Rundfunkanbieter vom Markt verdrängen. Die Präsidenten und Direktoren der Landesmedienanstalten sind gefordert, dies zu thematisieren", sagte Eberhard Sinner, medienpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion. Er verwies darauf, dass Sky eines der modernsten Studios Europas eingerichtet und 1300 Mitarbeiter habe: "Mittelbar hängen weitere Arbeitsplätze bei kooperierenden Sendern und Produktionsfirmen in Unterföhring von Sky ab."
Abschließen will Seifert den neuen TV-Vertrag noch im April. Eine Steigerung von derzeit 412 auf 500 Millionen Euro pro Jahr wäre wegen des problematischen Pay-TV-Marktes in Deutschland ein großer Erfolg. Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des Rekordmeisters Bayern München, hatte sogar TV-Einnahmen von bis zu 800 Millionen Euro jährlich gefordert. Realistisch ist das nicht. Immerhin kommen zu den Einnahmen aus den nationalen Medienrechten noch 72 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung.
Mit dann bis zu 570 Millionen Euro pro Jahr könnte die finanzielle Lücke zu den europäischen Topligen ein wenig geschlossen werden. Denn in Frankreich sind die Einnahmen aus den TV-Verträgen bereits rückläufig. Die Ligue 1 kassiert nur noch 570 Millionen Euro jährlich, zwischen 2008 und 2012 waren es noch 668 Millionen Euro. Platzhirsch bleibt die englische Premier League, die alleine aus den Pay-TV-Rechten 770 Millionen Euro generiert.