Der Fachverband Glücksspielsucht war am Montagabend zu Gast im Stadion am Zoo. Mit Unterstützung von Tobias Blümel und Kommentatoren-Legende Werner Hansch wurden die U17- und U19-Kicker der Wuppertaler zum Thema Spielsucht aufgeklärt. Beide Gäste waren Opfer dieser Krankheit. Vor den Nachwuchsspielern öffneten sie sich und erzählten ihre Geschichte.
Für Blümel, der durch die BILD-Doku „Verzockt“ für Aufmerksamkeit sorgte, fing alles ganz langsam an. Mit 16 Jahren platzierte der heute 36-Jährige seine erste Sportwette – damals noch mit 2,50 Mark. Doch dabei blieb es nicht. Mit der Zeit stiegen die Geldbeträge ins Unermessliche. Einmal, so erzählte er, habe er eine Wette mit 158.000 Euro Einsatz abgeschlossen.
Am Ende brachte ihn seine Sucht sogar in das Gefängnis. 2017 wird er für schweren Betrug zu 39 Monaten Haft verurteilt. Nach 19 Monaten kommt er wieder frei – mit fünf Jahren zusätzlicher Bewährung. „Wir wollen euch nicht sagen, dass ihr nicht mehr Spielen dürft. Wir wollen nur darauf aufmerksam machen, was passieren kann“, erklärt er den jungen Wuppertalern.
Hansch möchte Jugend vor seinen Fehlern bewahren
Werner Hansch machte sein Schicksal in der letzten Ausgabe des TV-Formats „Promi Big Brother“ öffentlich. Der ehemalige Sportkommentator geriet durch Wetten auf Pferderennen in eine Sucht, aus der er sich selbst nicht mehr befreien konnte. In etwa 10 Jahren verlor Hansch nicht nur ein Vermögen, sondern auch seine Lebensgefährtin.
Mittlerweile ist der Kommentator des UEFA-Cup Finals von 1997 in Therapie. Nun liegt es ihm am Herzen, die Jugend zu schützen. „Ich will euch davor bewahren, den gleichen schicksalhaften Weg zu gehen, den ich gegangen bin“, erklärte Hansch den Junioren. Dafür engagiert er sich ehrenamtlich beim Fachverband Glücksspielsucht.
Für U17-Trainer Fabian Springob ist klar, dass sich die Ausbildung seiner Spieler im Verein nicht nur auf den Fußball beschränkt. „Das ist sehr, sehr wichtig. Die Jungs kommen gerade in eine Phase, wo Glücksspiel ein sehr relevantes Thema ist. Ich denke, das ist das richtige Alter, um die Jungs da anzupacken und vor den Gefahren zu wahren.“ Seine Schützlinge nahmen den Workshop gut auf. Sie beteiligten sich an Gruppenarbeiten und stellten den Rednern eigene Fragen.
Aufklärung ist "keine Wiedergutmachung"
Hansch ist es ein besonderes Anliegen, die Jugend auf mögliche Suchtgefahren aufmerksam zu machen. „Das ist eine Altersklasse, bei der wir wissen, dass sich da verschiedene Karrieren bereits anbahnen. Nicht nur Zockerkarrieren, auch Säuferkarrieren. Viele fangen auch mit dem Rauchen an, um zu imponieren. Die wissen gar nicht, was sie sich damit antun“, ist sich Hansch sicher.
Die ehrenamtliche Arbeit sei allerdings nicht dafür da, Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren. „Das ist keine Wiedergutmachung, das ist eine Herzensangelegenheit“, stellte Blümel klar.