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Manege leer, Chaostage an der Wedau

Der MSV-Fanblog: Chaostage an der Wedau

Was für eine Woche! Der Auftritt in Augsburg war katastrophal. Und dem oberschwäbischen Puppentheater folgt nun die Duisburger Schmierenkomödie des Jahres.

Peter Neururer ist seit gestern nicht mehr Trainer der Meidericher. Der Zebra-Dompteur hatte seine Peitsche einige Male zu oft, und vor allem viel zu früh, mit einer beinahe schon unvernünftigen Vehemenz geschwungen. Gemeint sind die überflüssigen und letztendlich für alle Beteiligten zum Nachteil mutierten Rücktrittsdrohungen des ehemaligen MSV-Coaches.

Nun ist die Manege zunächst einmal leer und zurück bleibt das blanke Chaos. Doch eines sage ich an dieser Stelle ganz deutlich. Die Beurlaubung von Neururer war richtig, der 54-jährige Fußballlehrer hat sich durch seine unbedachten Äußerungen in punkto eigener Demission ins Abseits manövriert.

Kaum zum hinsehen war das, was der MSV in den letzten Wochen seinen Fans bot: Peter Neururer kann ebenfalls nicht mehr hinsehen.

Mannschaft ein Alibi gegeben

Doch was genau wollte P.N. mit seinen Aktionen eigentlich erreichen? War es die Idee des Coaches, die Mannschaft in die Pflicht zu nehmen und so den Druck auf die Elf zu erhöhen? Oder wollte Neururer mit seinen Androhungen das gesamte Medieninteresse auf sich lenken um so den Druck von der Mannschaft zu nehmen? Keiner weiß es genau, fest steht: Die Elf scheint die vermutlich in guter Absicht - oder war es doch die blanke Hilflosigkeit? - getroffenen Entscheidungen des scheidenden Linienchefs eher als Alibi verstanden zu haben, denn als große Hilfe. Womit wir beim eigentlichen Elend der Duisburger Misere wären - der Mannschaft!

Der Liebe Gott hätte keinen Erfolg

Wer das Match in Augsburg gesehen hat, der weiß: Nicht einmal der liebe Gott persönlich könnte mit dieser Truppe Erfolg haben! Aufstieg? Lächerlich! Was Bernd Korzynietz (mit all seiner Erfahrung) und Oliver Veigneau auf den beiden defensiven Außenbahnen in der Rosenau abgeliefert haben, war eine absolute Frechheit. Mehrmals haben sich die beiden erfahrenen Zweitliga-Profis von ihren, zugegebener Maßen sehr starken Gegenspielern (Marcel Ndjeng und Ibrahima Traore), im Laufduell geradezu lächerlich gemacht. Die FCA-Jungs waren mit Ball regelmäßig schneller als die Duisburger „Sprint-Könige“ ohne das Spielgerät am Fuß.

Seit dem wöchentlichen Pokalauftritt ist ebenfalls klar, dass ich mich zum Beginn der Saison schwer geirrt habe. Den Brasilianer Caiuby habe ich nach dem Vorbereitungsmatch gegen Brügge als talentierten Stürmer eingestuft. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass Kai-Uwe zwar ein guter Techniker ist, den Sinn des Spiels, das uns so begeistert und das uns, so wie derzeit, leiden lässt, aber nicht verstanden hat.

Katastrophale Einstellung

Fußball ist ein Mannschaftssport und das bedeutet, dass man den Ball hin und wieder auch einmal abspielen muss. Doch noch viel schlimmer als die fußballerischen Defizite der Equipe, scheint die Einstellung einiger Akteure zu sein. Die Rote Karte des eben bereits wegen seiner mangelnden Teamfähigkeit gescholtenen „Zuckerhut-Kickers“ kommentiere ich an dieser Stelle erst gar nicht. Dass der Offensive die Platzbegehung in der MSV-Arena vor dem Rostock-Spiel schlichtweg verpennt hat, passt leider nur allzu gut ins ohne hin schon ernüchternde Bild.

Zebrastreifen weiß und blau - der MSV-Fanblog

Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab

Doch auch Tom Starke hat sich nach dem Auftritt in Augsburg eine echte Unverschämtheit geleistet. Auf dem Platz ist der Zebra-Torsteher für mich unumstritten regelmäßig der beste Mann. Doch vor dem Mikro geht die Formkurve des 28-Jährigen scheinbar rapide nach unten. So traute ich meinen Ohren kaum, als ich am Tag nach der Blamage von Augsburg den Keeper im Interview (bei Sky, bzw. Radio Duisburg) sinngemäß sagen hörte: „Ob du im Pokal mit 1:0 oder 10:0 verlierst ist eigentlich egal. Außerdem war der Pokal ja so wie so nur Zubrot, wir müssen uns jetzt ganz auf die Liga konzentrieren.“ Nur Zubrot? Egal? Mich würde einmal interessieren, wie die rund 200 mitgereisten Duisburger die Aussagen des Torhüters bewerten würden.

Und vor allem, was sagen eigentlich die für die Finanzen des Klubs zuständigen Funktionäre zu solch einem Bekenntnis? Immerhin ist der Pokal ein Wettbewerb, in dem sich durch eine einzige engagierte Leistung ein stattliches Zubrot (!) von über 1 Millionen Euro verdienen lässt. Und wie findet es eigentlich Sportdirektor Bruno Hübner, dass er eben genau dieses Geld nun nicht in der Winterpause in neue Akteure investieren kann? Verstärkungen scheint diese Elf ja nun wirklich nicht nötig zu haben.

Wann zieht die Führung Konsequenzen?

Wobei zu bedenken ist, dass die im Pokal verdiente Kohle wohl eher zur Konsolidierung der maroden Klub-Kasse aufgewendet worden wäre. Womit ich am Ende meiner „Wutrede“ wohl beim alles entscheidenden Problem des MSV angekommen bin - den Finanzen. Doch für einen ordentlichen Vereins-Haushalt ist nun wahrlich nicht der Trainer verantwortlich.

Die dritte Kraft im Pott? Für Peter Neururer ist die Zeit abgelaufen. Doch auch Walter Hellmich hat seine Ziele klar verfehlt.

Die komplette Misere nun an Neurer fest zu machen ist also viel zu einfach. Ich frage mich, wann auf Ebene der Klubführung endlich Verantwortung übernommen wird. Walter Hellmich wollte mit dem MSV die Nummer Drei im Ruhrgebiet werden, herausgekommen ist derzeit allerdings lediglich die fünfte Kraft im Revier, selbst Rot-Weiß Oberhausen steht derzeit vor dem MSV.

Auch der Präsident und seine Mitstreiter haben die einst formulierten Ziele klar verfehlt. Da passt es nur allzu gut ins Bild, dass der „Klub-Boss“ heute Morgen per Zeitung verkünden ließ: „Das Ziel bleibt auch weiterhin der Aufstieg.“ Willkommen in der Duisburger Realität. Zum Schluss deshalb noch ein kleiner TV-Tipp von mir: Liebe Freunde des neuen MSV, bitte schalten sie auch beim nächsten Mal wieder ein, wenn es wieder heißt: Walters fröhliches Wunschkonzert des Fußballsports.

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