Pro & Contra Sex-Werbung erlauben? Der FVN sieht seine Werte und Statuten gefährdet
Pro von Florian Kohl Allein schon auf dem Weg von unserem Haus ins Stadion werden wir so permanent zum Opfer visueller sexueller Belästigung, dass uns – abgesehen von einem Exhibitionisten – eigentlich kaum noch etwas auffällt. Erst recht nicht der Schriftzug „freude39.com“, der an Harmlosigkeit kaum zu überbieten ist. Klar, über das, was dahinter steckt, lässt sich diskutieren. Aber wenn ein Kind die siebte Klasse übersteht, ohne mal auf dieser oder jener Pornoseite im Internet unterwegs gewesen zu sein, dann lockt auch die Trikotwerbung des KFC Uerdingen nicht mehr.
Es kann doch nicht sein, jedes x-beliebige Unternehmen seine Werbung mittels eindeutiger Zweideutigkeit den Verkauf ankurbeln darf, aber ein kleiner, auf jeden Euro angewiesener Verein diese Möglichkeit nicht hat. Der DFB gibt sich da gewohnt prüde und angestaubt, was schon kaum noch die Empörung wert wäre, wenn es nicht so oft zu Lasten des Amateurfußballs ginge. Und die Diskussion über die Legalität von Bordellen per se gehört sowieso auf ein anderes Blatt.
Contra von Kristina Steffens Fußball ist inzwischen, weiß Gott, mehr als ein reiner Männersport. In Zeiten, in denen jeder Verein, jedes Stadion für ein gemeinsames Erlebnis von Jung und Alt wirbt, muss dem auch in der Außendarstellung Rechnung getragen werden. Dementsprechend müssen sich die Vereine den neu hinzugewonnenen Zielgruppen gegenüber auch präsentieren. Es kann nicht sein, dass wir immer wieder von Fair Play im Sport reden und Frauen dann als Ware feilgeboten werden – als wären sie ein Schokoriegel. Auch das ist Fair Play, dass das weibliche Geschlecht nicht allein auf sein Äußeres, seine Reize reduziert wird, sondern dass der Mensch im Vordergrund steht.
Wir können Kindern nicht vorgaukeln, wie schlecht Rauchen ist, Zigarettenwerbung verbieten und die Raucher vom Sportplatz werfen, und ihnen auf der anderen Seite mit derartigem Sponsoring sagen, dass eine Frau nur das Geld wert ist, was man für sie bezahlt. Von derartiger Doppelmoral sollten wir im 21. Jahrhundert doch weit entfernt sein.
