Domenico Tedesco trainiert den FC Schalke 04 seit Juli. In diesen knapp viereinhalb Monaten hat er einiges umgestellt. Im Sommer verließen neben nur selten eingesetzten Spielern auch der kurzzeitige Hoffnungsträger Johannes Geis, der nie konstant überzeugende Eric Maxim Choupo-Moting und der langjährige Leistungsträger und Schalker Kapitän Benedikt Höwedes die Mannschaft. Es kamen der quirlige junge Amine Harit, Linksverteidiger Bastian Oczipka und aus der Knappenschmiede der inzwischen 19-jährige Weston McKennie.
Doch die großen Änderungen vollzogen sich nicht bei den Personalien, sondern bei der Spielweise. Was konnte man bis jetzt an taktischen Veränderungen bei Schalke ausmachen? WAZ-Gastautor Jakob Debelka vom Portal Halbfeldflanke.de hat sich mit dieser Frage beschäftigt.
Zunächst etablierte Tedesco in der Defensive, zum dritten Mal auf Schalke, die Dreierkette. Anders als seine Vorgänger Roberto Di Matteo und Markus Weinzierl ließ er diese allerdings von Beginn seiner Amtszeit an trainieren und spielen. Noch prägnanter sind aber die Veränderungen in der Spielweise. Schalke presst nun sehr kollektiv und variabel. Nach einmaligem Anlaufen wissen die Spieler sofort, was ihre Folgeaktion ist. Eben wie ein Kollektiv bewegen sie sich gemeinsam über den Platz, wobei sich je nach Situation auch sehr unterschiedliche Staffelungen ergeben können, wobei die Schalker sich trotzdem immer sehr gut gegenseitig absichern.
Im Verlauf der Saison wurde der Gegner zunehmend früher angelaufen – inzwischen wird häufig bis zum Torwart durchgepresst. Einzig bei den Defensivstandards ist die Schalker Verteidigung noch nicht so überzeugend.
Zu Beginn spielte Schalke auf Konter Offensiv setzte Tedesco zu Saisonbeginn eher auf Schnellangriffe und Konter. Mit sehr wenigen Kontakten wurde der Ball nach vorne gespielt, besonders Thilo Kehrer und Nabil Bentaleb taten sich dabei hervor, während Leon Goretzka in dieser Spielweise etwas in den Hintergrund geriet. Eigentlich ganz passend für den Einstieg gegen spielstarke Gegner wie RB Leipzig, Bayern München und Bayer 04 Leverkusen. Sukzessive wurde dann das Kurzpassspiel ausgebaut. Zentral dabei eine Personalie: Max Meyer, der sich nun auf der Schalker Sechs wiederfand. Mit seinen strategischen und technischen Fähigkeiten kurbelte er das Aufbauspiel aus der Tiefe an, Goretzka wiederum konnte bis zu seiner Verletzung in einer deutlich offensiveren Rolle glänzen – vor allem mit seiner Dynamik.
Schalke stabilisierte sich nach einem recht wechselhaften Saisonanfang in Folge der Umstellung auf kurze Pässe enorm. Offensiv wurden die Knappen gar nicht deutlich gefährlicher, doch sie hatten nun einfach viel mehr Spielkontrolle. Auf dieser Basis konnten die Königsblauen ihre Angriffe ruhiger fahren und kassierten auch weniger Konter. Doch im letzten Drittel ist das Schalker Spiel noch ausbaufähig. Hier läuft es dann häufiger über Flanken oder Einzelaktionen, die aber etwas stärker vom Zufall abhängen – das Kombinationsspiel zieht sich noch nicht bis ganz nach vorne durch.
Tedesco hat in seiner kurzen Zeit auf Schalke sowohl im Spiel mit als auch gegen den Ball grundlegende Veränderungen herbeigeführt. Auch seine Spielereinbindung und seine taktischen Umstellungen wissen zu überzeugen. Dennoch gibt es, wie immer im Fußball, noch Verbesserungsmöglichkeiten.