Schalke

Jobst hat neue Märkte im Blick

Der WM-Pokal steht in seinem Büro auf einem Sideboard zwischen Büchern und Andenken. Es ist ja auch „nur“ eine Nachbildung des Goldcups, den die deutsche Nationalelf am 13. Juli in Brasilien gewonnen hat und Schalkes WM-Helden Benedikt Höwedes sowie Julian Draxler sind schließlich noch nicht dazu gekommen, ihm das Original zu präsentieren. „Den habe ich in meiner Zeit bei der FIFA geschenkt bekommen“, erklärt Alexander Jobst.

Schalkes Marketingvorstand ist gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und hat jetzt eine Menge Arbeit vor sich. Mit dem Schalke-Cup am Samstag und Sonntag, 2/3. August, in der Arena, vollziehen die Königsblauen einen weiteren Schritt in Richtung Moderne: Der Kumpel- und Malocherklub aus dem Revier will sich international stärker aufstellen, um seine Vermarktungspotenziale außerhalb des längst erschlossenen Gebiets zu steigern.

Alexander Jobst, der Schalke-Cup am Wochenende ist in erster Linie ein sportliches Ereignis. Mit der erstmals in der Arena ausgetragenen Veranstaltung und den teilnehmenden Mannschaften aus England und Spanien will sich der Verein aber gleichzeitig auf den attraktiven Fußball-Märkten in Südamerika und Asien positionieren. Was erwarten Sie aus Sicht des S04-Marketingvorstands vom Schalke-Cup? Sportlich gesehen haben wir im Rahmen der Vorbereitung attraktive Testspiel-Gegner, die zeitlich gut in die Vorbereitung passen. Der weitere Gedanke ist natürlich, dass der Schalke-Cup ein wichtiger Mosaikstein unserer Internationalisierungs-Ausrichtung für die Zukunft ist und gleichzeitig ein schönes Ereignis für unsere Fans zu unserer Saisoneröffnung. Zugegebenermaßen ist der Ticket-Verkauf bisher hinter den Erwartungen zurück geblieben. Wir erwarten bis zum Wochenende aber zwischen 20.000 und 30.000 Zuschauen an beiden Veranstaltungstagen. Für uns ist aber wichtiger, dass der Schalke-Cup in über 150 Länder live übertragen wird. Die TV-Rechte sind also sehr erfolgreich vermarktet worden. Wir versprechen uns also nicht nur die internationale Präsenz, sondern auch, dass der Name Schalke 04 Nachklang erhält. Wenn wir die beiden Blickwinkel betrachten, ist die Kommunikation zwischen sportlicher Leitung und Marketing-Abteilung sehr gut verlaufen.

„Wir werden nie einen Spieler nur wegen seiner Vermarktungspotenziale holen“ (Alexander Jobst)

Dennoch macht eine halbleere Arena, gerade wenn die Spiele weltweit im Fernsehen gezeigt werden, keinen guten Eindruck. Waren die Kartenpreise zu hoch? Ich kann von Vereinsseite aus sagen, dass wir größtmöglichen Einfluss auf den Vermarkter des Schalke-Cups (Kentaro, die Red.) ausgeübt haben, nicht zu hoch anzusetzen. Wir haben uns auf diese Preise geeinigt. Im Nachhinein zeigt sich, dass der Vermarkter sie noch ein wenig weiter herunter hätten schrauben können.

Mit den Spielen gegen Stoke City im Trainingslager, nun im Schalke-Cup gegen Newcastle und West Ham sowie eine Woche später bei den Tottenham Hotspurs, hat Schalke im Grunde schon vor Saisonbeginn Englische Wochen! Gegen Stoke City ist vordergründig gewesen, dass sie zu diesem Zeitpunkt in der Nähe und auch verfügbar sind. Tottenham Hotspurs ist innerhalb der Premier League ein attraktiver Verein. Wir alle wissen, wie populär die Premier League international ist. Von daher ist es für uns ein schöner Zusatz-Aspekt, aber in erster Linie ist dieses Testspiel aus sportlichen Gründen koordiniert worden.

Schalke hat in den letzten Wochen vor allem im östlichen Teil der Welt spektakuläre Sponsorenverträge an Land gezogen. Was macht Schalke für Partner in Asien, insbesondere in China, so interessant? Wenn wir Millionen Euro für Marketingmaßnahmen zur Verfügung hätten, würden wir sicher mehr Aktivitäten in verschiedenen Kernmärkten parallel laufen lassen. Ich denke da an die USA, China, Japan, Indien und irgendwann auch mal wieder Russland. Das gibt die wirtschaftliche Situation von Schalke 04 aber nicht her, daher haben wir es in einem ersten Schritt geschafft, einige neue große internationale Firmen an uns zu binden. Dass ein Mega-Konzern wie Hisense aus China mit Schalke 04 eine Partnerschaft eingeht, weil sich Hisense daraus verspricht, in Europa Fuß zu fassen und gleichzeitig Schalke 04 in die wichtigen Kernmärkte transportieren will, zeigt die Popularität des Vereins.

„Im Ruhrgebiet und auch in ganz Deutschland kennt jeder den FC Schalke, aber international haben noch viel Potenzial uns zu präsentieren“ (Alexander Jobst)

Die inzwischen mit verschiedenen, vor allem digitalen Kanälen weltweit gefüttert wird. Ja, aus diesem Grund haben wir unsere Club-Media-Maßnahmen in letzter Zeit stark ausgebaut. Wir kommunizieren inzwischen mit unseren Fans in neun unterschiedlichen Sprachversionen weltweit und verzeichnen täglich über vier Millionen Menschen, die sich über die Internetseite, Schalke-TV, Facebook, Twitter, Google+, Instagram und YouTube mit dem FC Schalke04 in Verbindung setzen. Mediale Kanäle aufzustellen, dahin gehend Investionen zu tätigen und mit den Fans in Verbindung zu treten sowie erfolgreiche Partnerschaften auf wirtschaftlicher Ebene zu führen – das sind für uns Erstaufschläge in den Zielmärkten. Wir müssen dafür sorgen, dass Schalke bekannt wird. In Deutschland zählen wir im Bereich Marketing zu den Top drei. Zuwächse können wir vorrangig außerhalb von Deutschland erzielen. Wir denken nicht nur so, sondern handeln auch entsprechend.

Wie ist da die Verzahnung mit der sportlichen Führung? Atsuto Uchida war ja ein wichtiger Türöffner für den fernöstlichen Markt, er natürlich insbesondere in Japan. Treten Sie mit Manager Horst Heldt in Kontakt, wenn ein chinesischer Spieler auf dem Markt ist und sagen: 'Schau dir den doch mal an, ob er nicht was für uns ist'? Ich freue mich darüber sehr, 'Uschi' hilft da unwahrscheinlich. Wir haben jetzt im Trainingslager wieder ein Uchida-Special gemacht, die Reaktionen darauf waren phänomenal. Es wird aber nie so sein, dass wir die Transfertätigkeiten auf Zielmärkte ausrichten. Ganz im Gegenteil: Wenn ein asiatischer Spieler die Qualität hat, hilft es meinem Ressort, aber es wird nie umgekehrt sein. Und wenn dann zum Tag x mal ein chinesischer Spieler in der Trainingsgruppe 2 nicht unangenehm auffällt, würde ich mich aus Vermarktungssicht natürlich nicht gegen eine Verpflichtung wehren (lacht).

Was aber muss auf Schalke passieren, damit beim Marketing so eine Explosion wie bei Borussia Dortmund stattfindet, muss zwingend die Meisterschaft her? Nach dem ersten Erfolg 2011 rannten die Sponsoren den Schwarz-Gelben plötzlich die Bude ein und die Facebook-Freunde sind viermal so viele wie bei S04. Ich sehe bei den Schwarz-Gelben keine Explosion der Vermarktungserlöse. Selbstverständlich hat der sportliche Erfolg dafür gesorgt, dass in Dortmund signifikante Steigerungen im Merchandising und auch im Sponsoring bemerkbar sind. In beiden Bereiche liegen wir aber eng beieinander, mit kleinem Vorsprung für die Kollegen aus der Nachbarstadt. Erfolgreiche Vermarktung ist eben zwingend abhängig vom sportlichen Erfolg. Wir versuchen, dies etwas unabhängig davon zu gestalten, aber Erfolge und Titel helfen ungemein, um die Erlöse zu steigern.

Aber nicht um jeden Preis, oder? Die Namensrechte des Stadions hätten Sie doch an einen anderen Interessenten höher verkaufen können! Das ist richtig, aber ein ganz sensibles Thema. Manchmal muss man dann eben auf gewisse Mehreinnahmen verzichten, wenn der Verein durch Treue zu einem langjährigen Partner seine Glaubwürdigkeit unterstreichen kann. Wir sind daher glücklich darüber, dass unser schönes Stadion weiterhin VELTINS-Arena und nicht anders heißt.

Sie haben angekündigt, dass Schalke aus Vermarktungsgründen auf Asien-Reise gehen müsste. Gibt es dafür schon einen Zeitpunkt? Möglicherweise im Sommer 2015 oder 2016. Unsere neuen Partner Hisense und Huawei haben großes Interesse daran, Schalke dorthin zu bringen. Und wenn die Mannschaft dorthin geht, sollte das in Verbindung mit unserer Knappen-Fußballschule oder sozialen Aktivitäten sein. Es wird uns nichts bringen, wenn wir dort hin- und schnell wieder abreisen, sondern wir wollen einen nachhaltigen Effekt erzielen.

Russland ist sicher derzeit keine Reise wert für Schalke und Gazprom angesichts des andauernden Konflikts sicher nicht der Partner, mit dem man am liebsten auf dem Trikot wirbt. Ist das Verhältnis zwischen Schalke und seinem Hauptsponsor derzeit belastet? Dass uns das, was in Russland geschieht, äußerst besorgt, ist selbstverständlich. Gazprom war immer ein loyaler Partner, auch als es Schalke 04 nicht so gut ging und hat sich nie in Angelegenheiten des Vereins eingemischt. Diese Loyalität zahlen wir jetzt zurück, beide Parteien stehen vorbehaltlos zu der Partnerschaft.

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