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BVB: Nuri Sahin
"Von ganz oben gings nach ganz unten"

BVB: Sahin plaudert aus dem Nähkästchen
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Nuri Sahin spielt bereits seit 2001 bei der Borussia und gehört damit zu den festen Größen im Team von Trainer Jürgen Klopp. Dennoch hat er sich kaum verändert.

Er ist „immer noch der gleiche Junge, der vor zwei Jahren auf der Bank saß“. „Sehr, sehr dankbar“ ist Sahin auch Dortmunds Ex-Coach Bert van Marwijk. So werden wie seine Vorbilder Xavi oder Iniesta will er aber nicht, denn „ich will nur ein ähnliches Niveau erreichen“.

Nuri Sahin, das Trainingslager in Stegersbach neigt sich seinem Ende entgegen, bis zum ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal bei Wacker Burghausen sind es noch gut drei Wochen. Zeit für ein erstes Fazit der Vorbereitung. Bis jetzt lief es richtig gut, wir haben hart gearbeitet. Von daher fällt das Fazit der Zeit in Stegersbach positiv aus. Die Anlage ist gut, die Plätze sind gut, das Essen ist gut. Es passt eigentlich alles.

Haben Sie zwischen den Einheiten überhaupt noch Zeit für Freizeit? Ja, ein wenig schon. Dann spielen wir entweder ein bisschen Playstation, oder wir sitzen alle gemütlich zusammen und unterhalten uns. Viel Zeit bleibt dafür aber nicht. Nur abends ein bisschen.

In Dortmund sind Sie als absoluter Playstation-Profi bekannt. Kann Sie im Konsolen-Fußball überhaupt jemand schlagen? Eigentlich sehr wenige. In dem Punkt muss ich nicht bescheiden sein, da bin ich schon der beste in der Mannschaft, obwohl auch Marco Stiepermann kein Schlechter ist. Und Mats Hummels ist ebenso ein ganz guter Gegner.

Ihr erstes Bundesligaspiel haben Sie vor fast fünf Jahren gemacht, von daher ist so eine Vorbereitung für Sie schon lange kein Neuland mehr. Ist es in diesem Jahr dennoch anders, weil Sie sich inzwischen ein gewisses Standing erarbeitet haben? Merken Sie, dass Ihre Worte ein anderes Gewicht haben? Für mich ist das Standing nicht so wichtig. Für mich zählt nur die Leistung auf dem Platz. Aber ich denke, dass ich in der letzten Saison ordentliche Arbeit abgeliefert habe und dem Team geholfen habe, dass wir am Ende so weit oben standen. Natürlich ist die Wahrnehmung aber eine andere geworden. Wenn es in der Öffentlichkeit um Borussia Dortmund geht, bin ich auch immer öfter ein bisschen dabei. Aber mich behandelt jetzt keiner anders. Ich bin immer noch der gleiche Junge, der vor zwei Jahren auf der Bank saß. Viel geändert hat sich also nicht.

In der letzten Saison haben Sie 33 Spiele bestritten, dabei vier Tore geschossen. Wie zufrieden sind Sie im Rückblick mit der vergangenen Spielzeit? Ich hatte mir ehrlich gesagt vor allem in Sachen Toreschießen viel mehr vorgenommen. Und das ist jetzt eines meiner ersten Ziele, dass ich mehr zum Abschluss komme und effektiver im Abschluss werde. Denn ich hatte letzte Saison schon einige Großchancen, die ich nicht reingemacht habe. Prinzipiell kann ich mich aber noch in allen Bereichen steigern. Denn wenn ich mich mit den ganz großen Spielern vergleiche, dann fehlt mir schon noch einiges.

Welchen Anteil hat Trainer Jürgen Klopp an Ihrer Entwicklung? Einen sehr großen. Nicht nur, weil er ein absoluter Fachmann ist, sondern auch, weil er den Menschen beachtet. Ich kann mit ihm über alles reden, was für mich sehr wichtig ist, weil ich jemand bin, der diese Gespräche und die Unterstützung des Trainers braucht. Ich bin Jürgen Klopp und auch Bert van Marwijk sehr dankbar, dass ich jetzt da bin, wo ich bin.

Was hat Bert van Marwijk Ihnen denn mitgegeben? Er war auch sehr wichtig für meine Karriere. Erst hat er mich ganz nach oben gebracht, dann ganz nach unten, indem er mich ständig ein- und ausgewechselt hat. Ich habe also mit meinen 21 Jahren schon fast alles erlebt. Dafür bin ich beiden sehr, sehr dankbar. Ich bin froh, dass ich solche Trainer hatte und immer noch habe. Und ich hoffe, dass wir noch viele Erfolge zusammen feiern können.

Bert van Marwijk ist inzwischen holländischer Nationaltrainer, auch Giovanni van Bronckhorst, mit dem Sie in Rotterdam zusammen gespielt haben, war bei der WM dabei, genauso wie einige Ihrer jetzigen Mitspieler. Wie haben Sie die WM verfolgt? Nicht so intensiv. Ab dem Viertelfinale habe ich fast alle Spiele gesehen, aber in der Gruppenphase habe ich das Turnier noch nicht so verfolgt. Ich hatte aber öfter Kontakt mit Giovanni und auch mit dem Co-Trainer von van Marwijk. Ich habe mich natürlich gefreut, dass Holland ins Finale gekommen ist. Schade, dass es für den Titel nicht gereicht hat, ich hätte es Holland auf jeden Fall gegönnt. Schließlich kommt meine Frau aus Holland.

Ihr Debüt in der türkischen Nationalmannschaft liegt schon einige Zeit zurück, insgesamt aber ist noch nicht der erhoffte Schwung in Ihre Nationalmannschaftskarriere gekommen. Woran liegt das? Ich habe immerhin mittlerweile 21 Länderspiele gemacht, war zudem oft dabei, auch wenn ich dann nicht gespielt habe. Ansonsten hätte ich jetzt schon sicher 50 Länderspiele haben können. Man kann also schon sagen, dass in der Nationalmannschaft meine Karriere leider noch nicht so in Gang kommt, wie ich mir das gewünscht habe. Aber ich bin mittlerweile Stammspieler bei Borussia Dortmund, habe die gesamte Saison durchgespielt. Dass es dennoch nicht für noch mehr Berufungen gereicht hat, heißt aber nur, dass ich noch mehr arbeiten muss.

Für Ihre Nationalmannschaftsambitionen ist es sicher hilfreich, wenn Sie sich künftig auf der europäischen Bühne präsentieren können. Na klar, deshalb war ich auch so enttäuscht, dass wir uns nicht für die Champions-League qualifiziert haben.

Jetzt mal etwas rumgesponnen: Wenn Sie sich statt für die türkische für die deutsche Nationalmannschaft entschieden hätten, hätten Sie nach Ihrer starken letzten Saison doch sicher gute Chancen gehabt, bei der WM in Südafrika dabei zu sein. Das weiß ich nicht, und das ist auch kein Thema für mich, denn ich habe mich für die Türkei entschieden und bin froh darüber. Aber natürlich weiß ich, dass ich das gleiche Niveau wie einige habe, die für Deutschland dabei waren. Das traue ich mir schon zu. Trotzdem ist es nicht so, dass ich mir sage, ‚Ach hätte ich mich doch für Deutschland entschieden‘.

Was halten Sie von dem aktuellen Konflikt zwischen Philipp Lahm und Michael Ballack um die Kapitänsbinde in der Nationalelf? Das ist nicht mein Thema, da kann ich nichts zu sagen.

Wenn man will, kann man aber durchaus auch Parallelen zu Dortmund ziehen. Wo Sie quasi als Chef der jungen Spieler den verletzten Oldie Sebastian Kehl als Kapitän vertreten haben. Nein, das ist absoluter Quatsch. Wir sind alle froh, dass wir mit Kehli einen Super-Kapitän haben, und ich verstehe mich mit ihm auch sehr gut. Ich habe jetzt auch in einer Zeitung gelesen, dass da von meiner Seite etwas kommen könnte, aber ich bin froh, dass ich unser dritter Kapitän bin. Deshalb wird es von meiner Seite niemals etwas in der Art geben.

Sie haben in Dortmund noch einen Vertrag bis zum Jahr 2013. Was wollen Sie bis dahin erreichen? Ich will irgendwann nach ganz oben. Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber ich will einmal zu den Besten gehören. Das ist mein Ziel. Prinzipiell stecke ich mir selber sehr hohe Ziele, setze mich aber nicht unter Druck.

Im echten Leben soll es also werden wie auf der Playstation. Der unschlagbare Nuri Sahin? Nein, nein, es wäre auch arrogant, das zu sagen. Aber ich bewundere Spieler wie Xavi oder Iniesta, und es muss mein Ziel sein, auch irgendwann so ein Niveau zu erreichen, so stark zu spielen und ein Spiel zu lenken. Und ich denke, ich bin auf keinem falschen Weg. Aber nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich will nicht werden wie Xavi oder Iniesta. Ich will nur ein ähnliches Niveau erreichen. Ich versuche mir etwas bei denen abzuschauen, ohne meine eigene Spielweise dabei zu vergessen.

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