Hellmich-Interview
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"Es gibt für uns keine Grenzen"
FUSSBALL / Präsident Walter Hellmich will mit dem MSV Duisburg in drei Jahren im oberen Drittel der Bundesliga stehen.
NRZ: Und ab wann wird das Stadion den Namen Hellmich-Arena tragen?
Walter Hellmich: Niemals, das brauche ich nicht. Wir wollen den Namen vermarkten.
NRZ: Wieviel muss man für die Namens-Rechte bezahlen?
Hellmich: Habe ich gar nicht im Kopf, da muss ich nachfragen. (Er ruft an.) Mindestens anderthalb Millionen Euro pro Jahr.
NRZ: Gibt´s Interessenten?
Hellmich: Wir führen Gespräche. Ich stelle mir entweder ein Weltunternehmen vor, oder ein Unternehmen mit starkem Duisburger Bezug.
NRZ: Das Stadion soll in fünf Wochen komplett fertig sein, der MSV ist Spitzenreiter, und es gibt über Sie Schlagzeilen als "König von Duisburg". Lesen Sie das gerne?
Hellmich: Nein, das ist übertrieben. Zugleich macht es mir Angst, weil mir die Verantwortung bewusst wird, die ich übernommen habe. Schließlich will ich den Verein und die Stadt nach vorne bringen.
NRZ: Beim Verein ist es so gut gelungen, dass die Fans Sie mit Sprechchören feiern.
Hellmich: In Deutschland gibt es nicht oft Sprechchöre für Präsidenten, und ich gebe zu: Es ist mir nicht unangenehm. Als Sonnenkönig gefeiert zu werden, dagegen schon.
NRZ: Kann Personenkult nicht schnell peinlich werden?
Hellmich: Nochmal: Ich will kein Sonnenkönig sein. Ich bin viel zu alt, um noch abzuheben. Aber an irgendetwas müssen die Fans doch glauben, also glauben sie an mich, denn ich will den Leuten etwas bieten.
NRZ: Und wenn Sie nicht mehr da sind, geht es beim MSV wieder bergab?
Hellmich: Ich will nicht Präsident bleiben bis ich 70 bin, aber ein paar Jahre werden es schon noch sein. Im Moment wäre es tatsächlich schlecht, wenn ich weg wäre.
NRZ: Allerdings profitieren Sie und Ihre Firma auch, etwa beim Auftrag des Stadionbaus.
Hellmich: Beide Seiten haben profitiert. Ich bin kein Samariter, das ist richtig. Aber ich bin sicher, dass der Verein unter dem Strich mehr davon hat als ich. Die Chancen für einen Stadionbau standen nämlich 95:5 gegen uns, weil es dem Verein dreckig ging.
NRZ: Gibt´s beim MSV bald Schlagzeilen über Finanzprobleme?
Hellmich: Mit Sicherheit nicht. Die Arena ist konservativ finanziert, denn man darf nicht rumhopsen wie ein Weltmeister. Wir brauchen keine Zusatzveranstaltungen wie Konzerte. Alles ist kalkuliert mit einem Zuschauerschnitt von 12 000 in der zweiten Liga. (derzeit: über 16.000)
NRZ: Zweite Liga? Wenn der MSV nicht aufsteigt, wäre die Enttäuschung in der Stadt riesig.
Hellmich: Klar, aber auch dann geht die Welt nicht unter und wir greifen wieder an.
NRZ: Und wie sieht es mit Verstärkungen aus, wenn es mit dem Aufstieg klappt?
Hellmich: Falls wir aufsteigen, müssen wir auf fünf oder sechs Positionen etwas tun. Das funktioniert nicht unbedingt nur über Geld, sondern durch Überzeugung. Das Team kostet heute 40 Prozent weniger als damals, als ich den MSV übernommen habe.
NRZ: Es fällt schwer zu glauben, dass alle beim MSV spielen, weil es in Duisburg so schön ist. Gibt´s denn wenigstens eine Aufstiegsprämie?
Hellmich: Der Aufstieg würde uns eine halbe Million Euro an Prämien kosten. Ansonsten werden wir weiter intelligent einkaufen.
NRZ: Wer ist "wir"?
Hellmich: Trainer Norbert Meier und ich.
NRZ: Meier ist der Mann Ihres absoluten Vertrauens?
Hellmich: Ja, und deshalb halte ich an ihm fest.
NRZ: Einen Manager braucht der MSV nicht?
Hellmich: Wenn wir aufsteigen, wird es bald einen Manager geben. Es ist jetzt schon ein Schlauch, aber dann wird es zuviel, ich kann nicht mehr alles selber machen. Als ich anfing, habe ich mich sogar noch um die Putzfrauen gekümmert.
NRZ: Gibt´s schon Manager-Kandidaten?
Hellmich: Angeboten werden mir viele, aber ich warte ab. Zuletzt war Thomas van Heesen von Arminia Bielefeld im Gespräch, aber er hat in Bielefeld verlängert.
NRZ: Sie kommen nicht aus dem Fußball, sondern haben beim Tennis angefangen. Haben Sie überhaupt das Fachwissen, um Fußballprofis einzuschätzen und einzukaufen?
Hellmich: Wir sind Spitzenreiter, also gibt der Erfolg mir Recht. Aber natürlich gab es auch Fehleinkäufe wie zum Beispiel der Cottbuser Vasile Miriuta. Jeder macht Fehler, und dieser hat gerade mal 30 000 bis 50 000 Euro gekostet - was soll also der Quatsch?
NRZ: Wo steht der MSV in drei Jahren?
Hellmich: Wenn wir in diesem Jahr den Aufstieg schaffen, dann haben wir uns in drei Jahren im oberen Drittel der Bundesliga etabliert.
NRZ: Auf Augenhöhe mit Bayern München?
Hellmich: Die haben einen Vorsprung von 20 Jahren, den holen wir nicht so schnell auf.
NRZ: Aber das Stadion ist ausgelegt für den Uefa-Cup?
Hellmich: Das ist das modernste Stadion überhaupt, es ist für alles ausgelegt.
NRZ: Also glauben Sie, dass für den MSV alles möglich ist?
Hellmich: Ja, es gibt für uns keine Grenzen.
NRZ
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Lang lebe unser Walter!