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Ralf Rojek im Interview
"Die Fans müssen wieder mit ins Boot"

Schalke: "Fans müssen wieder mit ins Boot"
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Schalke und die Beziehung zu den Fans. Das ist seit der Jahreshauptversammlung ein schwieriges Thema. RS sprach mit Oberfan Ralf Rojek über die Probleme.

Es rumort kräftig hinter den Kulissen beim FC Schalke 04. Auf dem Weg zum sportlichen Erfolg müsse der ganze Verein mitmachen, schickte Felix Magath jüngst einen schönen Gruß an die Adresse der eigenen Fans. Der Sportdirektor ist noch immer stinksauer, weil ihm die Mitglieder durch die abgelehnte Satzungsänderung und der damit entgangenen Handlungsfreiheit einen dicken Strich durch seine Pläne gemacht haben.

Inzwischen wurde der Schalker Fan-Club Verband sogar mit Liebesentzug belegt. Hintergrund: Rolf Rojek soll als Drahtzieher die Fans vor der Versammlung gebrieft haben. Letztes Beispiel: Die „Blau-Weiße Nacht“ des SFCV im Trainingslager auf Borkum wurde gestrichen und als „Feierabend“ durch eine externe Agentur unter der organisatorischen Leitung von Ex-Profi Dieter Burdenski durchgeführt.


In einem Gespräch mit Schalkes Aufsichtsratsvorsitzendem Clemens Tönnies versuchte Rojek das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Im Interview mit RevierSport erklärt der Schalker Oberfan, was aus seiner Sicht momentan bei den Königsblauen schief läuft und

Rolf Rojek, Ihnen wird vorgeworfen, die Fans vor der Abstimmung auf der Jahreshauptversammlung gebrieft zu haben, gegen den Antrag auf Satzungsänderung zu entscheiden. Was denken Sie darüber?

Ich bin völlig perplex, dass so ein Vorwurf überhaupt existiert. Ich bin seit 28 Jahren im Vorstand des SFCV und habe unsere Anhänger noch nie in eine Richtung gedrängt. Ich verkaufe keine Autos und keine Versicherungen an unsere Fans und schon gar nicht habe ich jemals Fans versucht, bei einer Abstimmung zu beeinflussen.

Wie erklären Sie sich, dass so ein Vorwurf dennoch im Raum steht?

Ich kann mir das nicht erklären. Es gibt dafür gar keinen Grund. Der Dachverband arbeitet mit allen Fanorganisationen zusammen, aber wir geben nichts vor. Ich denke, dass unsere Mitglieder mündig genug sind, so zu entscheiden, wie sie es nach Kenntnis der Dinge für richtig halten. Ich selber hätte keine Einwände gegen die Satzungsänderung gehabt, aber ich kann auch nicht akzeptieren, wenn eine Mitgliederentscheidung dann im Nachgang nicht respektiert wird.

Sie kennen die Fans am besten. Was glauben Sie, warum die Anhänger so entschieden haben?

Ich glaube, dass es ein Kommunikationsproblem gibt. Hätte man den Fans im Vorfeld vernünftig erklärt, dass es in Konzernen übliche Praxis ist, in der Geschäftsführung im Rahmen eines Budgets zu arbeiten, wäre es vielleicht gar nicht zu dieser Entscheidung gekommen. Aber es sind im Vorfeld einige Dinge gelaufen, bei denen die Fans den Eindruck hatten, nicht ernst genommen worden zu sein.

Welche?

Ich spreche da zum Beispiel das Thema Eintrittspreiserhöhung an, dass ja auch der Auslöser für einen offenen Brief von Fans an den Verein war. Aus vielen Rückmeldungen habe ich erfahren, dass dieses Gefühl derzeit ein ganzes Stück abhanden gekommen ist. Da sind wir auf keinem guten Weg. Ich glaube deshalb, dass es vielleicht zu einer anderen Entscheidung der Fans gekommen wäre, wenn man die Hintergründe der geplanten Satzungsänderung nur ausreichend kommuniziert hätte.

Haben Sie den Eindruck, dass sich seit dieser Jahreshauptversammlung einige Dinge in eine negative Richtung bewegen, was die Fanarbeit im Verein angeht?

Man könnte den Eindruck bekommen. Uns auf Schalke hat immer der Zusammenhalt stark gemacht. Wir Fans wollen Verantwortung für unseren Verein übernehmen. Vielleicht ist es für Menschen, die aus anderen Klubs zu uns kommen, mitunter auch schwierig hier. Das soll gar kein Vorwurf sein, aber Schalke ist nun einmal nicht Wolfsburg. Hier haben die Fans einen anderen Stellenwert. Wir sind bereit, neue Wege mitzugehen, wenn wir mit ins Boot genommen werden. Leider hat sich das derzeit in der Tat derzeit in eine entgegengesetzte Richtung entwickelt. Darüber bin ich ein wenig irritiert.

Sie sprachen bereits die abgesagte traditionelle ‚Blau-Weiße Nacht‘ an, die auf Borkum als so genannter ‚S04-Feierabend‘ ohne Beteiligung des SFCV durchgeführt wurde! Wie kam das zustande?

Wie schon seit 26 Jahren üblich, sollte auch auf Borkum als Dankeschön an die immer zahlreich vertretenden Fans eine ‚Blau-Weiße Nacht‘ stattfinden. Zusammen mit dem örtlichen Fanclub vor Ort hatten wir schon ein Schalke-Haus im Auge und ein fertiges Konzept in der Tasche. Dann ist der Dialog abgebrochen. Von dem ‚S04-Feierabend‘ habe ich dann auch nur aus der Presse erfahren.

Hat das etwas von Abstrafung?

Das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob die Veranstaltung fanfreundlich war oder nicht. Ich weiß nur, dass die Fans vor Ort, bitter enttäuscht waren, dass sie nicht helfen konnten. Statt auf das Herzblut der eigenen Anhänger zu setzen, wurde eine Agentur beauftragt. Hier wurde aus meiner Sicht eine Chance vertan.

Verliert Schalke seine Fannähe?

Dazu darf und wird es nicht kommen. Das wissen die verantwortlichen Personen auch. Denn Schalke muss immer Schalke bleiben. Wir wollen zwar so erfolgreich werden wie Bayern München, oder mal Deutscher Meister wie Wolfsburg, aber wir wollen nie Bayern oder Wolfsburg werden.

Was sagte Clemens Tönnies dazu, den Sie am Freitag mit anderen Fanvertretern in Rheda besucht haben?

Clemens Tönnies hatte ein sehr offenes Ohr für die Belange der Fans. Gemeinsam haben wir besprochen, den Weg der jahrelangen erfolgreichen Zusammenarbeit wieder aufzunehmen. Sollte das auch so passieren, bin ich mir sicher, dass wir schnell wieder zusammen in die richtige Richtung rudern. Denn Felix Magath hat ja Recht, wenn er sagt, dass Daumen drücken alleine als Fan nicht reicht.

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