Während die Iberer mit 18 WM-Helden im fernen Mexiko das erste Länderspiel nach der Endrunde locker angehen können, müssen die Franzosen in Norwegen und die Engländer gegen Ungarn um jeden Preis gewinnen, um die Gemüter der Fans zu beruhigen.
"Die Zuschauer werden hundertprozentig buhen. Ich kann das verstehen. Sie müssen mich ebenso ausbuhen wie die Spieler", sagte Englands Teammanager Fabio Capello. Der Italiener bekam bereits beim Supercup zwischen Manchester United und dem FC Chelsea am Sonntag einen Vorgeschmack auf die Atmosphäre am Mittwoch in Wembley. Er und die Nationalspieler wurden bei jeder Gelegenheit ausgebuht.
Capello hält an Mannschaft fest
Die britischen Fans haben nach dem 1:4 im WM-Achtelfinale gegen Deutschland offenbar endgültig mit ihrem Team gebrochen. Sie haben es satt, ihrer Meinung nach überbezahlten und überbewerteten Spielern wie Frank Lampard und Steven Gerrard zuzusehen, die in Länderspielen seit Jahren keine guten Leistungen bringen.
Capello hält jedoch - auch aus Mangel an Alternativen - an seinem Gerüst fest. Zehn von 23 WM-Fahrern stehen noch im Aufgebot, neben Lampard und Gerrard auch Wayne Rooney, John Terry und Ashley Cole. Einzig auf der Torhüterposition machte Capello einen Schnitt und berief in Ben Foster und Joe Hart zwei international unerfahrene Keeper.
Die Neulinge Jack Wilshere und Kieran Gibbs werden gegen Ungarn eine Chance bekommen. "Sie werden spielen, aber wohl erst in der zweiten Halbzeit. Die erste Hälfte wird äußerst schwierig", sagt Capello. WM-Fahrer Peter Crouch steht ebenfalls nicht mehr im Aufgebot. Somit bleibt Capello eine Debatte um den Stürmer erspart, denn Crouch soll sich bei einer Junggesellenparty in Madrid mit einer Prostituierten vergnügt haben. Seine Verlobte Abbey Clancy reagierte wenig begeistert. Klarer Schnitt bei Frankreich
In Frankreich will die ruhmreiche "Equipe Tricolore" nach der desaströsen WM mit dem Aus in der Vorrunde und den Eklat um Stürmer Nicolas Anelka wieder neue Begeisterung schüren. Der neue Trainer Laurent Blanc nahm keinen einzigen WM-Fahrer mit nach Oslo und berief gleich 13 Neulinge in das Aufgebot. "Es ist ein neuer Anfang mit einer neuen Denkweise", sagt Karim Benzema. Der Stürmer von Real Madrid wurde vor der WM aussortiert und ist nun einer der großen Gewinner. Über Südafrika will er - wie auch der Rest des Teams - nicht sprechen: "Die Vergangenheit ist eine andere Geschichte. Sie interessiert mich nicht."
Spanien kann entspannt aufspielen
Bei Spanien herrscht dagegen Gelassenheit. Wenn überhaupt, müssen die Spieler ihre Fans derzeit nur davon überzeugen, dass sie nach EM- und WM-Titel noch motiviert sind. "Dass wir Weltmeister sind heißt nicht, dass wir keine Ziele mehr haben", sagt Stürmer Fernando Llorente. "Wir machen weiter und wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen."
Im Atzteken-Stadion muss Nationaltrainer Vicente del Bosque ohne Andres Iniesta auskommen, der das goldene Tor im WM-Finale gegen die Niederlande erzielt hatte. Der Mittelfeldstratege des FC Barcelona erhält eine Auszeit, dafür stehen 18 der 23 Weltmeister im Aufgebot.
Argentinien mit neuem Trainer
Deutschlands Gruppengegner in der am 3. September beginnenden EM-Qualifikation sind ebenfalls im Einsatz. Österreich trifft im Nachbarschaftsduell auf die Schweiz, Berti Vogts empfängt in Aserbaidschan das Team aus Kuwait. Belgien spielt in Finnland, die Türkei treffen auf Rumänien und Kasachsten testet gegen Oman.
Argentinien spielt im ersten Match unter Diego Maradonas vorrübergehenden Nachfolger Sergio Batista in Dublin gegen Irland. In Stockholm kehrt Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic nach zehnmonatiger Auszeit wieder in das Nationalteam Schwedens zurück. Die "Tre Kronor" treffen auf Schottland.