Wie in einer anderen Welt
Vielleicht stimmt es wirklich, dass es Fußballern gleichgültig ist, welcher Gegner ihnen zugelost wird. Doch ich sage es geradeheraus: Wenn in Nyon die Kugeln für die Champions-League-Auslosung gemischt werden, dann hoffe ich auf echte Kracher.
Auf Vereine, die in legendären Stadien spielen. Stadien, die jeder sehen möchte. Von daher war ich begeistert, dass Borussia Dortmund in eine Gruppe mit Real gelost wurde. Madrid: Das bedeutete eine Reise ins Estadio Santiago Bernabéu – eine der beeindruckendsten Spielstätten der Welt! Die Aura, die diesen 1947 eröffneten Fußballtempel umweht, ist schon bei der Anfahrt zu spüren. Die Atmosphäre, wenn auf fünf, teils halsbrecherisch steilen Rängen 75.000 Fans ihre Mannschaften unterstützen, ist phänomenal.
Zeitweise fühlte ich mich in einer anderen Welt versetzt, in der Fußball in seiner schönsten Form zu Hause ist. Da war es geradezu reinigend, ausgerechnet durch einen Aufzug zu erkennen, dass auch in Madrid nicht alles königlich ist. Der blieb nämlich mit mir an Bord stecken. Aber auch das ist eine besondere Geschichte.
Stefan Schinken
Durchmachen fürs Derby
In der Nacht kaum geschlafen. Um 7.00 Uhr geht die Maschine von Ibiza, der Wecker um kurz nach fünf beendet zwölf perfekte Tage auf Formentera. Airberlin hatte es nur gut mit mir gemeint, ich sollte zum Derby rechtzeitig zurück sein.
9.30 Uhr Ankunft in Paderborn, mit dem Wagen nach Gelsenkirchen und einen Kaffee nehmen, ehe es wieder in die andere Richtung geht. Derbyfieber? Dortmund und Schalke sind an diesem 20. Oktober zu diesem Zeitpunkt so weit weg von mir wie um 17.20 Uhr der BVB vom Sieg.
Bei der Ankunft am Versicherungspark seltsame Gefühle. So viele Menschen, gestern war doch alles easy... Die Hektik am Parkplatz, die Glatzen mit Stiernacken vor den Eingängen zur Süd holen mich in die Wirklichkeit zurück – wie „Ibi“ Afellay und Marco Höger zwei Stunden später. So nervig der Tag anfing, er hat ein gutes Ende.
Heiko Buschmann
Nackt und schwarz-gelb
Bei all den Jubelarien der BVB-Profis in diesem Jahr geht der schönste Jubel einer Mannschaft in schwarzgelben Trikots fast unter. Am 19. Mai absolvierte die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund ihr letztes Saisonspiel beim Wuppertaler SV. Die Ausgangslage war klar: Falls die Verfolger aus Lotte gewinnen würden, wäre ein Sieg nötig, um den Aufstieg in die 3. Liga perfekt zu machen.
In der zweiten Halbzeit ging es drunter und drüber. Es passierte so viel, dass ich mit dem Live-Ticker kaum noch nachkam. Eine Viertelstunde vor dem Ende stand es 4:3 und Lotte führte zeitgleich. Ein Tor für Wuppertal und der Traum vom Aufstieg für den BVB-Nachwuchs wäre ausgeträumt gewesen. Kurz vor dem Ende vergab Wuppertal eine dicke Chance, bevor Mario Vrancic mit dem Schlusspfiff den Sieg perfekt machte.
Die Spieler kannten keine Hemmungen und winkten uns Journalisten gleich von der Mixed Zone in die Kabine durch, wo sie das von den BVB-Fans eine Woche zuvor in Berlin angestimmte Lied „Ein Schuss, kein Tor, die Bayern“ umdichteten: „Ein Schuss, kein Tor, die Lotter“.
Tim Müller
Platzsturm der Liebe
Das Relegations-Rückspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC war für mich ein fotografischer Wunschtermin. Innerhalb weniger Minuten wurde über die Arbeit einer ganzen Saison entschieden – das versprach große Emotionen.
Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff begab ich mich vom Spielfeld auf die Tribüne, um diese Emotionen in einer Übersicht darzustellen. Dass schon vor dem regulären Ende ein Platzsturm der Liebe einsetzte, konnte ich nicht erahnen. Meine Position war ideal, um das verfrühte Freudenfest einzufangen. Dass ich mich in diesem Moment mitten in einem Krieg befunden haben soll, habe ich erst später im Fernsehen von Mehmet Scholl und anderen Experten erfahren.
Kai Griepenkerl
Ein Wassereis auf die Schale und die Unendlichkeit der A2 - Auf Seite 2 geht es weiter!