"Ich war ein Arschloch, ein Spinner, ein Verrückter, ein besessener Irrer. Im ersten Teil meines Lebens war ich dabei, mich selbst zu zerstören. Ich hätte nie gedacht, dass ich 30 werde. Ich bin froh, dass ich noch lebe", sagte "Iron Mike" in einem Gespräch mit dem Nachrichten-Magazin Der Spiegel. Den "exzessiven", den "wahren Mike", sagte Tyson, gebe es nicht mehr.
Der 45-jährige, bis heute jüngster Champion in der Geschichte des Schwergewichts, äußerte sich auch zu seiner Drogensucht als Profiboxer. "Es wird nie mehr einen Boxer geben, der mehr Pillen schluckt, als ich es getan habe. Ich war ein zorniger junger Mann, ein Rebell." Boxen, sagte Tyson, der drei Jahre Gefängnis wegen Vergewaltigung absaß, habe ihn "verrückt gemacht. Mein Ego hat mich verrückt gemacht. Ich war zu jung, alles ging viel zu schnell, ich hatte keine Chance, mich zu entwickeln".
Inzwischen habe er seinen Lebenswandel komplett verändert. "Langeweile bedeutet für mich Sicherheit. Ich bin ein Extremist, kenne nur schwarz oder weiß. Ich trinke keinen Alkohol, ich rauche nicht, nehme keine Drogen. Ich ernähre mich vegan, kein Fleisch, keine Milch, keine Eier. Ich esse Rosinen, Tomatensuppe, trinke Kamillentee. Ich wiege 100 Kilo, vor zwei Jahren waren es noch 160. Ekelhaft", so Tyson.
Ein mögliches Comeback schloss Tyson, der in seiner Karriere 400 Millionen Dollar verdiente und jetzt 27 Millionen Dollar Schulden hat, kategorisch aus: "Ich bin nicht mehr in der Lage, jemanden einzuschüchtern, ich flöße niemandem mehr Angst ein mit meiner Erscheinung. Ich habe den Biss nicht mehr."
Seine Nachfolger als Champion der Königsklasse, Witali und Wladimir Klitschko, nahm er vor der Kritik in Schutz, sie würden "langweilig" boxen. "Die Leute wollen einen Champ, der vernichtet", sagte Tyson, "aber das ist nicht objektiv. Im Boxen geht es ums Gewinnen, und was tun Witali und Wladimir? Sie gewinnen. Sie machen kaum Fehler, sie warten auf ihre Chance wie eine Kobra. Das sieht nicht spektakulär aus, ist aber erfolgreich."