Beim brisanten Nordderby zwischen Hansa Rostock und St. Pauli werden trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen wieder Ausschreitungen zwischen den verfeindeten Fanlagern befürchtet. Die umstrittene Ansetzung am Montagabend hat das Problem sogar noch verschärft. "Wir fahren da mit einem beklemmenden Gefühl hin. Angesichts der Erfahrungen der vergangenen Saison müssen wir leider Gottes wieder mit Randalen rechnen. Diese Einsätze wünscht man keinem Kollegen", sagte Boll, der halbtags als Beamter tätig ist.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stufte die Partie wie in den Jahren zuvor als "Spiel mit erhöhtem Risiko" ein. Laut Medienberichten sollen rund 1500 Polizisten und Ordnungskräfte Vorkommnisse wie im vergangenen Jahr verhindern. Damals waren 15 Personen verletzt und 52 Randalierer festgenommen worden. Statt mit einer Taktik der "langen Leine" wollen die Beamten dieses Mal durch mehr Präsenz Herr der Lage werden. Zudem sollen die Straßen rund ums Stadion frühzeitig gesperrt werden.
Die beste Präventionsmaßnahme wurde jedoch verpasst. Die Ansetzung als Flutlichtspiel stieß bei beiden Vereinen auf Unverständnis. "Aus unserer Sicht macht ein solches Spiel nur bei Tageslicht und nicht bei Dunkelheit Sinn", sagte Pauli-Präsident Corny Littmann. Die Deutsche Fußball Liga hatte einen Antrag auf Verschiebung abgelehnt, da angeblich zu einem Montagsspiel nicht viele Gästefans anreisen würden. Mit rund 2000 Pauli-Anhängern, die mit Sonderzügen anreisen und von Beamten ins Stadion begleitet werden, wird aber gerechnet. Das Fassungsvermögen im Stadion wurde wegen der besonderen Sicherheitsbestimmungen von 29.000 auf 25.300 gesenkt. Auf der Südtribüne und im Gästeblock wird ein Alkoholverbot herrschen.
Beide Vereine versuchten, im Vorfeld mit Appellen an die Fans deeskalierend zu wirken. "Ich hoffe, es wird ein Fußball-Fest, bei dem alle am Ende gesund nach Hause kommen. Emotionen gehören auf den Platz, nicht auf die Ränge", sagte Hansa-Trainer Andreas Zachhuber. Littmann forderte die Pauli-Anhänger auf: "Lasst euch nicht provozieren!"
In der Vergangenheit waren gewaltbereite Anhänger beider Klubs immer wieder aneinandergeraten. Als Tiefpunkt gilt der Wurf einer Rauchbombe aus dem Block der Rostocker bei der Bundesligapartie am 23. September 1995. St. Paulis damaliger Keeper Klaus Thomforde musste beim 2:0-Sieg der Gastgeber mit einer Augenverletzung ausgewechselt werden.