Ab Montag ruft das Bundesgesundheitsministerium zu einer der größten Massenimpfung in der Geschichte der Bundesrepublik auf, doch in der Liga herrscht noch Skepsis gegenüber dem kleinen Piks. "Auf der einen Seite ist die Schweinegrippe eine ansteckende Krankheit, die, wenn sie sich einer einfängt, die ganze Mannschaft flachlegen kann. Auf der anderen Seite gibt es die Spekulationen über Nebenwirkungen", sagt Markus Hörwick, Pressechef von Rekordmeister Bayern München: "Es wird im Moment bei uns intern darüber diskutiert, ob wir die Impfung vornehmen. Es ist aber noch keine Entscheidung gefallen."
In Frankreich wurde unterdessen das Spiel zwischen Olympique Marseille und Paris St. Germain abgesagt, da sich die Schweinegrippe beim Hauptstadt-Klub weiter ausweitet. Nach Mittelfeldspieler Ludovic Giuly und Verteidiger Mamadou Sakho soll nun auch bei Mittelfeldakteur Jeremy Clement das H1N1-Virus diagnostiziert worden sein. Zudem besteht bei zwei weiteren Akteuren der Verdacht auf Schweinegrippe. Das berichtet die Nachrichtenagentur afp unter Berufung auf Vereinskreise.
Die meisten deutschen Vereine wie Meister VfL Wolfsburg, Pokalsieger Werder Bremen, 1899 Hoffenheim, Schalke 04 und der Hamburger SV wollen abwarten. "Wir lassen das von unseren Ärzten beurteilen. Ich denke, da ist im Moment auch ein bisschen Hysterie im Spiel", erklärte Bremens Vorstandsvorsitzender Klaus Allofs. Die möglichen Nebenwirkungen - angefangen von Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle bis zu Kopf- und Gliederschmerzen, Ermüdung und Schüttelfrost - sorgen für Abschreckung. "Wir werden das prüfen und dann möglicherweise impfen", betonte Schalkes Manager und Trainer Felix Magath.
Auch beim 1. FC Köln ist man skeptisch: "Wir werden keine Impfung vornehmen, weil die Nebenwirkungen bei Hochleistungssportlern nicht voraussehbar sind", meint Manager Michael Meier. Doch dies könnte sich als kurzsichtiger Fehler erweisen, warnt Ulrich Schleicher. Der Team-Arzt von Hertha BSC Berlin sieht keine Alternative zur Impfung: "Ich lege den Profis dringend ans Herz, sich impfen zu lassen. Sie sind aufgrund ihres Berufes Risikopersonen." Nach einer Höchstleistung sei das Immunsystem für vier bis fünf Stunden sehr geschwächt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gibt es derzeit rund 25.000 Erkrankungen mit dem Virus und drei offizielle Todesfälle.
Während die Bundesliga bislang noch verschont blieb, gab es bei den A-Junioren von Zweitligist Hansa Rostock einen Schweinegrippe-Fall. Daraufhin wurden die Spiele der A- und B-Jugend abgesagt. Der schwedische Fußballverband verbot den Spielern als Vorsichtsmaßnahme vor und nach den Spielen das Händeschütteln. So weit geht die Bundesliga nicht, doch unter den Teppich gekehrt wird das Thema nicht. "Wir haben der Problematik von Beginn höchste Sensibilität beigemessen und werden das Thema Impfung in den nächsten Tagen noch einmal mit der Mannschaft diskutieren", sagt Hannovers Pressesprecher Andreas Kuhnt. Bei 96 wurden jüngst die Profis Steven Cherundolo, Jan Rosenthal und Vinicius für einige Tage in Quarantäne gesteckt, weil Cherundolo während einer Länderspielreise mit der USA in Kontakt mit einem Schweinegrippe-Opfer gekommen war. Erkrankt ist aber keiner der drei Spieler.