"Es geht in dieser Partie nicht um mich. Es treffen der HSV und Bayer aufeinander - mehr nicht. Das ist keine besondere Situation", meint Labbadia und versucht, jede über das Sportliche hinausgehende Schärfe aus der Begegnung zu nehmen. Kritik an Leverkusen kommt dem Coach, der mit Bayer in der vergangenen Saison nach einer starken Hinrunde auf den neunten Platz abgerutscht war und sich mit weiten Teilen der Mannschaft überworfen hatte, nicht über die Lippen. Um vor dem Duell des Tabellenzweiten gegen den Spitzenreiter Einblick in Labbadias Seelenleben zu erhalten, muss man schon Umkehrschlüsse ziehen und zwischen den Zeilen lesen. "Ich arbeite in Hamburg nach meinen Vorstellungen und freue mich, dass die Spieler des HSV das hier so anerkennen", meint der 43-Jährige. In Leverkusen hatten sich die Profis in einer geheimen Abstimmung einst gegen den ungeliebten Coach ausgesprochen.
Zündstoff bietet vor der Partie der beiden einzigen noch ungeschlagenen Teams somit nicht nur das derzeitige Tabellenbild. Doch auch in Leverkusen will man die Vergangenheit abgehakt haben. "Es geht nicht um Bruno Labbadia, sondern um einen Big Point, den wir machen wollen", sagt Stürmer Stefan Kießling und Sportdirektor Rudi Völler ergänzt bei ran.de: "Das ist für mich, aber auch für die Spieler Schnee von gestern. Bruno Labbadia hat hier im Großen und Ganzen gute Arbeit geleistet und macht das nun in Hamburg."
Labbadia ist gegen Bayer aber nicht nur aufgrund seiner persönlichen Vergangenheit gefordert. Die Ausfälle seiner verletzten Topstürmer Paolo Guerrero und Mladen Petric dürften dem Coach auch taktisch alles abverlangen. Da in Marcus Berg nur noch ein gestandener Angreifer im Kader steht, könnte der zu Hause noch verlustpunktfreie HSV auf eine Anfangself mit nur einer Spitze umstellen. Vielleicht rückt aber auch Mittelfeldspieler Eljero Elia an die Seite des Schweden. Definitiv zu einer Systemumstellung ist derweil Bayern München im Spiel beim SC Freiburg gezwungen. In Franck Ribery, Ivica Olic und kurzfristig Arjen Robben sind drei Außenstürmer außer Gefecht. Wahrscheinlich kommt nun Luca Toni an der Seite von Miroslav Klose zu seinem Saisondebüt. "Natürlich muss ich umstellen", meint Trainer Louis van Gaal und fügt mit Blick auf den enttäuschenden achten Tabellenplatz hinzu: "Jeder im Verein weiß, dass wir jetzt Ergebnisse brauchen."
Im Falle eines weiteren Rückschlages könnte der Abstand zur Spitzengruppe für den deutschen Rekordmeister besorgniserregende Größe annehmen. Um Anschluss kämpfen derweil auch der VfB Stuttgart, der bei Schalke 04 antritt, sowie Werder Bremen und 1899 Hoffenheim, die sich im direkten Duell gegenüberstehen. Im Tabellenkeller empfängt der Vorletzte 1. FC Nürnberg Schlusslicht Hertha BSC Berlin, das auf den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Fiedhelm Funkel hofft.
Abgerundet wird der Samstag durch die Partien zwischen dem auf dem Relegationsplatz rangierenden 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 sowie dem Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Hannover 96.