Hans-Joachim Watzke hat gelitten. Die Nachwirkungen der verpassten Meisterschaft mit Borussia Dortmund verfolgten den Geschäftsführer durch ganz Europa. „Ich war beim Europa-League-Finale in Budapest, da haben mich alle Kollegen der UEFA auf das Thema angesprochen. Dann war ich beim DFB-Pokalfinale. Wieder so. Dann das Champions-League-Finale. Wieder das Gleiche. Das war schon krass, irgendwann wirst du verrückt“, sagte Watzke im Interview mit der Sport Bild.
Die verspielte Schale gegen den FSV Mainz 05 (2:2) am letzten Spieltag hat den 64-Jährigen „tief getroffen“. Doch inzwischen hat Watzke das Trauma „abgehakt“ und schaut „optimistisch nach vorne“. Denn in der bevorstehenden Spielzeit will der BVB erneut angreifen und den Dauermeister Bayern München endlich vom Thron stoßen. Ob er einschlagen würde, wenn der liebe Gott Platz zwei anbieten würde, wurde Watzke gefragt. Die klare Antwort: „Nein, würde ich nicht.“
Dabei gibt sich der Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) keinen Illusionen hin. Während der FC Bayern für Harry Kane einen dreistelligen Millionenbetrag bietet, wird die BVB die über 100 Millionen Ablösesumme von Real Madrid für Jude Bellingham nicht komplett in Neuzugänge investieren.
Die Schere zwischen dem deutschen Rekordmeister und seinem Herausforderer werde „immer größer“, betonte Watzke: „2012 haben wir uns beim Gehaltsbudget um 40 Millionen Euro unterschieden, jetzt trennen uns vielleicht 150 oder 200 Millionen. Und das, obwohl wir uns wirtschaftlich extrem gut entwickelt haben.“ 40 Millionen Gehaltsunterschied könne man noch zukleistern, mit zwei, drei richtig guten Kader-Entscheidungen, so Watzke, „aber nicht 150 bis 200.“
Die Münchner sieht der DFB-Vizepräsident daher weiter „in der Pole-Position. Wir müssten sie überholen.“ Dafür sieht er die Voraussetzungen geschaffen - nicht nur wegen der Neuzugänge Marcel Sabitzer, Ramy Bensebaini und Felix Nmecha. „2019 waren wir relativ nah dran, in diesem Jahr hat das Torverhältnis entschieden. Wir sind offenbar stabiler geworden“, sagte Watzke.
Ein großes Plus ist Trainer Edin Terzic, zu dem sein Verhältnis „außergewöhnlich“ sei. Daher gehe man „die nächsten Jahre den Weg mit Edin. Punkt, aus.“ Terzic sei nach Jürgen Klopp wieder ein Trainer, „der sich mit Haut und Haaren auf diesen Verein einlässt.“ Dies könne man „nicht lernen“.
Terzic soll die Voraussetzungen dafür schaffen, Watzkes großen Traum zu erfüllen, „mit Dortmund noch einmal einen großen Titel zu gewinnen“. Dann wäre die Leidenszeit endgültig vorbei.