Der VfL Bochum möchte sich nach dem zweiten Klassenerhalt in Folge dauerhaft in der Fußball-Bundesliga etablieren. In einem Mediengespräch äußerten sich Präsident Hans-Peter Villis, Finanzvorstand Ilja Kaenzig und Marketingchef Tim Jost, was abseits des Platzes passiert.
Während in den beiden Saisons zuvor das Ziel Klassenerhalt von dem Begriff "Wunder" begleitet wurde, klingt das vom VfL kommunizierte Motto der kommenden Spielzeit durchaus forscher: "Gekommen, um zu bleiben." Bochum will sich dauerhaft in der höchsten deutschen Spielklasse behaupten.
Und der VfL wächst. Sowohl innen als auch außen. Während die Kapazitäten in der Geschäftsstelle am Ruhrstadion aufgrund von Neueinstellungen langsam erschöpft sind, soll die Mitgliederzahl weiter steigen. Im August wird Mitglied Nummer 25.000 erwartet.
Eine Zahl, die vor wenigen Jahren so keiner erwartet hatte und die den Vorstand durchaus stolz macht. Allein in der letzten Saison sind 4500 Fans eingetreten. Das Ziel bis 2027 seien 40.000 Mitglieder. Bochum sieht sich auf dem aufsteigenden Ast, der durch jüngste Entscheidungen aber einen Knacks bekommen kann.
VfL Bochum hatte für möglichen Investor-Einstieg gestimmt
Da wäre zum einen der geplatzte Milliardendeal der Deutschen Fußball Liga (DFL). Nach hitzigen Diskussionen in der Öffentlichkeit und unter Fans scheiterte der Plan eines Investoren-Einstiegs. Die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit konnte nicht erzielt werden. Der VfL hatte dafür gestimmt.
Mit dem Geld sollte insbesondere die Gesamtvermarktung der Bundesliga, vorrangig im Ausland, gestärkt werden. Erhoffte Einnahmen bleiben jetzt aus, was die Möglichkeiten von Tim Jost einschränkt. Der Direktor für Marketing und Vertrieb ist seit dem 1. März 2023 in Bochum, saß neben Villis und Kaenzig.
Auch für den VfL spiele die Internationalisierung eine große Rolle. Fußballschulen und weitere Projekte gibt es bereits in Vietnam und Japan. Als zukünftiger Markt wurde Kanada ausgemacht und derzeit nach passenden Partnern sondiert. "In den USA wartet keiner auf uns", hofft Kaenzig, beim nördlichen Nachbarn eine Nische zu bedienen.
"Die Wolken sind sehr dunkel im deutschen Fußball"
Ein weiterer Punkt, der sich negativ auf den Umsatz des VfL auswirken könnte, wird vom Vorstand als "Effekte aus dem Grundlagenvertrag" bezeichnet. Auf diesen haben sich DFL und DFB nach schwierigen Verhandlungen geeinigt, seit dem 1. Juli ist er gültig. Kurz gesagt: Die DFL kommt dem finanziell angeschlagenen DFB entgegen.
Auch ein neuer TV-Vertrag, der ab 2025 gilt und derzeit verhandelt wird, werde keine Besserung bringen. "Die Wolken sind sehr dunkel im deutschen Fußball", so Kaenzig. Über Bochum sei der Himmel zumindest derzeit blau.
Daher liege es an Bochum, eigene Wege zu gehen. "Wir müssen Werte schaffen", formulierte es Kaenzig. Dazu gehören eben auch Transfererlöse. Konkurrenten wie der FC Augsburg fahren daraus zweistellige Millionenbeträge ein. Um aufschließen zu können, müsse Bochum in ähnliche Gefilde kommen.
"Wir müssen ins Risiko gehen, einen Verlust zu präsentieren." Mit einem Gewinn, wie im letzten Geschäftsjahr, rechne der Vorstand daher nicht. Allein für Investitionen in die Modernisierung kalkuliere der VfL in der Saison 2023/24 mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag.