Der Milliardendeal ist geplatzt: Der umstrittene Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist am massiven Widerstand aus den eigenen Reihen gescheitert. Bei der Versammlung der 36 Profivereine am Mittwoch in Frankfurt/Main wurde die nötige Zweidrittel-Mehrheit für die Aufnahme von Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern verfehlt. Das erklärten Sitzungsteilnehmer nach dem Ende des Treffens.
Damit haben sich die Skeptiker um die Klubführungen des 1. FC Köln und des FC St. Pauli durchgesetzt. Die Kritiker, zu denen auch zahlreiche Fangruppierungen gehören, hatten die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die weitere Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse angeprangert. Zuletzt bekannt gewordene Details der geplanten Vereinbarung ließen genau das auch vermuten.
Der gescheiterte Plan sah so aus: Ein Investor hätte 12,5 Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert worden wären, über 20 Jahre erwerben sollen. Durch den Verkauf erhoffte sich die Liga einen Erlös von zwei Milliarden Euro. Schon bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli hätte der ausgewählte Geldgeber den Zuschlag erhalten sollen.
Das Kapital sollte in erster Linie in die Zentralvermarktung der Medienrechte und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden. 750 Millionen Euro waren für die Digitalisierung vorgesehen. Sie sollte die Grundlage für eine weltweit erfolgreiche Vermarktung der Liga bieten. 300 Millionen Euro sollten zur freien Verwendung an die Klubs gehen (getreu dem derzeit geltenden Verteilerschlüssel). Der Rest des Geldes wäre zweckgebunden für Investitionen der Klubs in die Infrastruktur gewesen.
Das Modell war nicht ohne Risiko
Das Modell war nicht ohne Risiko. Für die zwei Milliarden Euro hätten die Klub für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten müssen. Selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) wären das über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden gewesen - also ein Verlustgeschäft.
Für die DFL-Spitze um die Interimsbosse Axel Hellmann und Oliver Leki war die Anschubfinanzierung dennoch „alternativlos“, um die Wettbewerbsfähigkeit der Liga zu gewährleisten. Zudem sollte der Umsatz durch die Investitionen im besten Fall so gesteigert werden, dass trotz der Abgaben an den Geldgeber am Ende ein höheres Plus als bisher gestanden hätte. Das Ziel war also ein Win-Win-Geschäft.
Die Skeptiker sahen das anders. Sie wiesen darauf hin, dass die Interessen des Investors in vielen Bereichen im Widerspruch zu denen der Liga stehen könnten. Sie plädieren für andere Möglichkeiten, um an frisches Geld zu kommen. Der Vorgriff auf zukünftige Einnahmen war für die Kritiker der falsche Weg, der dem Profifußball langfristig sogar geschadet hätte.
Die Gegner des Investoren-Einstiegs wurden nicht einmal von der zuletzt aufgebauten Drohkulisse umgestimmt. Leki hatte gewarnt, dass im Fall eines gescheiterten Deals die Debatte über eine Abspaltung der Bundesliga vom Rest und dem damit einhergehenden Ende der „Subventionen“ für die kleineren Vereine beginnen würde.