Die Rache muss auf dem Zahnfleisch gelingen. Ohne acht verletzte Spieler will Borussia Dortmund seine Kraft für die Revanche gegen Ajax Amsterdam aus der Demütigung ziehen. „Wut kann ein Antreiber sein. Wir müssen eine ganz andere Haltung an den Tag legen, um sie in die Knie zu zwingen“, forderte Lizenzspielleiter Sebastian Kehl vor dem wegweisenden Spiel am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) - ansonsten droht in der Champions League das Aus in der Gruppenphase.
„Einen Sieg mit ordentlicher Leistung“ wünscht sich BVB-Trainer Marco Rose vor dem Wiedersehen nach dem blamablen 0:4 vor zwei Wochen: „Das hat uns geärgert und gewurmt. Wir werden wieder abgefragt, müssen Lösungen finden und anders auftreten.“ Drei teils mühsame Pflichtsiege seit dem verheerenden Auftritt geben Rückenwind, die Liste der Fehlenden jedoch ist lang.
Den Unersetzlichen halbwegs zu ersetzen, wird für den BVB die Kunst der kommenden Wochen bleiben: Erling Haaland wird womöglich erst im neuen Jahr wieder spielen. „Deswegen ist es wichtig, dass wir Jungs haben, die einspringen“, betonte Rose. In den vergangenen beiden Spielen waren das Thorgan Hazard (drei Tore) und Steffen Tigges (eins), der üblicherweise in der 3. Liga stürmt.
„Geben wird uns der Gegner den Ball nicht, wir müssen uns den schon holen.“
BVB-Trainer Marco Rose
Zumindest von der Statur kommt der 23-Jährige mit seinen 1,93 m dem norwegischen Ausnahmestürmer Haaland am nächsten. „Wir sind vorne auch ohne Erling gefährlich“, sagte Tigges nach seinem Tordebüt in der Bundesliga: „Daran sieht man immer wieder, was wir für Qualität auf dem Platz haben.“
Rose findet „einige Dinge verbesserungswürdig“, er nannte als Beispiele die Konsequenz in den Zweikämpfen und beim Pressing. „Da haben wir den Gegner am Haken, bringen es dann aber nicht zu Ende.“ Die schmerzhafte Erkenntnis aus dem 0:4 bei Ajax: „Geben wird uns der Gegner den Ball nicht, wir müssen uns den schon holen.“ Vielleicht auch mal „mit einem kleinen Foul“.
Der Tabellenführer der niederländischen Liga nimmt die Herausforderung selbstbewusst an. „Durch die Unterstützung ihrer Fans, aber auch weil sich der BVB sicherlich revanchieren will, wird es für uns deutlich schwerer“, mahnte allerdings der frühere Frankfurter Sebastien Haller im kicker-Interview: „Wichtig wird sein, taktisch Paroli zu bieten und ihnen mit Kontern wehzutun.“
Dortmund: Kobel - Akanji, Hummels, Pongracic - Meunier, Witsel, Bellingham, M. Wolf - Brandt - Hazard, Reus. - Trainer: Rose
Amsterdam: Pasveer - Mazraoui, Timber, Martinez, Blind - Alvarez - Berghuis, Gravenberch - Antony, Tadic - Haller. - Trainer: ten Hag
Schiedsrichter: Michael Oliver (England)
In Amsterdam war der BVB hinterhergelaufen, phasenweise wussten die Spieler nicht, wo ihnen der Kopf steht. Gefragt sind Sicherheit, Präzision, Härte und Stellungsspiel. Geht es schief, droht ein unangenehmes Endspiel um den zweiten Gruppenplatz bei Sporting Lissabon - im schlimmsten Fall könnte eine Niederlage dort am 24. November sogar das vorzeitige Aus bedeuten.
Das aber ist Zukunftsmusik. Ein Punkt gegen Amsterdam würde schon einiges entspannen. „Wir sind natürlich nicht vier Tore schlechter als sie“, sagte Kehl bei BVB-TV. „Wir können uns selbst beweisen, dass wir was gutzumachen haben, und können einen großen Schritt nach vorne kommen.“