30 Minuten war die Partie der Preußen gegen den MSV Duisburg alt, da stand wieder einmal Amaury Bischoff im Blickpunkt. Selbstbewusst schnappte sich der 27-Jährige die Kugel, nachdem Schiedsrichter Robert Kampka mit Recht auf Strafstoß für den SCP entschieden hatte. Hochkonzentriert wirkte Münsters Nummer zehn vorm Abschluss, lief an und verwandelte sicher unten links zum 1:0-Siegtreffer für die Adlerträger.
Emotionaler Ausbruch
Eigentlich also alles gut beim SCP - und das nicht nur aus Sicht der Fans und der Mannschaft der Preußen, sondern auch aus Bischoffs ganz persönlicher Perspektive. Mitnichten! Denn auch sein bereits vierter Saisontreffer verhehlte nach Abpfiff in der Mixed Zone nicht, dass der Regisseur der Preußen ein eher durchwachsener Verhältnis zur Medienwelt hat. Amaury Bischoff gilt als sensibler Spieler, dem die harte, oft auch gerechtfertigte, teils jedoch nicht immer faire Kritik der vergangenen 15 Monate zugesetzt hat. "Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier, ich weiß doch wie die Zeitungen sind. Gegen Duisburg haben wir gewonnen und sind die Besten und wenn wir wieder verlieren, sind wir wieder die Schlechten. Die Tabelle ist mir aber sch...egal. Ich bin einfach froh über den Auftritt der Mannschaft und die drei Punkte", platzte es nach dem Abpfiff aus Bischoff heraus.
Worte, die der begnadete Techniker sicher nicht nötig hat. Doch der Grund für die Medienschelte des gebürtig aus Colmar stammenden Bischoff scheint schnell gefunden. Nach starken Leistungen in seiner Anfangszeit beim SCP rutschte der Regisseur in der Saison 2013/2014 in ein Riesenloch. Seine oftmals schwachen Leistungen, die er immer wieder mit Platzverweisen "krönte", seine langfristigen Sperren und unzureichenden Trainingsdarbietungen türmten eine Menge persönlichen Frust auf. Ob der SC Preußen mit Bischoff überhaupt in die neue Saison gehen würde, wurde in der Sommervorbereitung vereinsintern kontrovers diskutiert. Auch wenn der Stachel nach wie vor offenkundig tief sitzt beim Franzosen, birgt der schnelllebige Profifußball auch für ihn nunmal nicht nur Gefahren, sondern bietet die große Chance, durch konstant positive Leistungen nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen.
Rückkehr zu alter Stärke
Und genau das schafft Bischoff in dieser Spielzeit, in der der SCP sich wieder zum Aufstiegskandidaten mausern kann. Trainer Ralf Loose baut auf der Doppelsechs neben Erik Zenga auf den ehemaligen Spieler von Arsenal London und der zahlt es ihm mit Leidenschaft, taktischer Raffinesse und einer Menge guter Ideen zurück. Bischoff blüht derzeit auf - das registrieren auch seine Mitstreiter. "Ich freue mich riesig für ihn, denn er ist ein super Spieler", lobte Mehmet Kara zuletzt. "Er kann entscheidende Pässe spielen", weiß Trainer Ralf Loose.
Vielleicht gelingt bald auch der Doppelpass mit den Medien noch etwas besser.