In einer mitreißenden Regenschlacht erkämpfte und erspielte sich der VfL gegen den Spitzenreiter Braunschweig ein 1:1 (0:0) und war in einem abwechslungsreichen Spiel die bessere Mannschaft. Ob gewollt oder ungewollt, war das eigentliche Thema am Freitagabend jedoch Christian Hochstätter. Nach den gescheiterten Abwerbeversuchen des Hamburger SV war es dem Sportvorstand enorm wichtig, einige Dinge gerade zu rücken. Das tat er zunächst intern. Er sprach mit der Mannschaft über seine Beweggründe in Sachen HSV, um dann das zu tun, was RS schon vor zwei Wochen an gleicher Stelle nach der 1:2-Niederlage in Fürth vermutet hatte – die Aufarbeitung von Versäumnissen.
Nach Absprache mit dem Trainer redete er zu Wochenbeginn erst dem Team ins Gewissen, später zog er sich dann noch einmal mit sechs Führungsspielern zur Aussprache zurück. Zwar ist nicht überliefert, was Hochstätter seinen Spielern gesagt hat, doch es müssen verdammt eindringliche Worte gewesen sein. Gegenüber dem Auftritt in Fürth war die Mannschaft nicht wiederzuerkennen und begeisterte den Anhang. Hochstätter hatte die Ansprache nicht populistisch angekündigt und hinausposaunt, sondern sachlich intern geführt – nichts drang nach außen.
Keine Proteste der Fans
Doch nicht nur sportlich war der Abend aus Bochumer Sicht bemerkenswert: Zum einen die offene Art, mit der der Sportvorstand bei Sky Stellung zu seinen HSV-Ambitionen bezog. Hochstätter: „Im Nachhinein habe ich wohl ein bisschen zu sehr an mich gedacht und nicht daran, was das für den VfL bedeutet.“
Zu diesem Zeitpunkt war eine andere Frage, wie nämlich die Zuschauer gegenüber dem „Wankelmütigen“ reagieren würden, längst beantwortet. Es gab vor dem Anpfiff weder Sprechchöre noch Plakate gegen den sportlich Verantwortlichen und selbst sein Weg zum Halbzeitinterview bei Sky wurde nicht von Pfiffen begleitet.
Hochstätter fasste dann bei seinem Spielfazit das zusammen, was die VfL-Fans empfunden hatten: „Leider haben wir uns für die gezeigte, tolle Leistung nicht belohnt. Wir hatten sehr viele gute Torchancen gehabt, aber es ist uns nicht gelungen, das Spiel zu entscheiden. Die Mannschaft hat alles aus sich herausgeholt und Charakter gezeigt. Wir haben uns auch nach dem unglücklichen Rückstand nicht aufgegeben und belohnt. Nach dem Aufwand, den wir betrieben haben, ist ein Punkt allerdings zu wenig.“
Offensichtlich sind die mahnenden Worte des Sportvorstandes in der vergangenen Woche auf fruchtbaren Boden gefallen. Eins steht seit dem Wochenende noch fest: Das vom HSV initiierte Wechseltheater um Hochstätter hat weder bei Mannschaft noch bei Fans bleibende, gravierende Schäden hinterlassen.