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VfL: Mergim Mavraj ist der Aufsteiger der Saison und spricht Klartext
"Kann mir inszenierten Anti-Koller-Zirkus nicht erklären"

VfL:  Mergim Mavraj ist der Aufsteiger der Saison und spricht Klartext
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Statt Training mit Horst Hrubesch in Rottach-Egern, wo derzeit die Vorbereitung der U-21-Nationalmannschaft auf die EM stattfindet, nur ein Interview-Termin in der Bochumer Innenstadt.

Ist der Klassenerhalt bei einem solchen Verletzungspech nicht vor allem ein kleines Wunder?

Das sehe ich nicht so. Denn wir haben einen ausgeglichenen, für die wirtschaftlichen Möglichkeiten des VfL sogar einen starken Kader. Unsere Leistungsdichte ist extrem, und deshalb ist es für mich keine Überraschung. Wir haben nicht elf, sondern mindestens achtzehn Akteure, die jederzeit in der Startformation spielen können. Deswegen war mir auch nie angst und bange.

Hatte der Trainer dann also doch Recht mit dem „stärksten Kader aller Zeiten“?

Dafür bin ich zu kurz hier. Aber die Rückrunde ist ein eindeutiges Indiz dafür. Denn man konnte die vielen Ausfälle kompensieren. Ein Qualitätsbeweis, denn sonst hätten wir den Klassenerhalt nicht geschafft.

Einmal Aufstieg, dreimal Klassenerhalt. Trotzdem steht der Trainer immer wieder in der Kritik.

Als ich zum VfL gekommen bin, war das schon so. Und ich habe mich darüber gewundert. I

Mergim Mavraj kann den Anti-Koller-Zirkus nicht verstehen (Foto: firo).

mmer wieder war im Stadion, wenn auch nur von Teilen, zu spüren, dass sie überhaupt nicht auf den Trainer stehen. Ich habe lange Zeit zu verstehen versucht, was da eigentlich los ist. Und nach zwei Jahren in Bochum weiß ich, wenn ich ganz ehrlich bin, es immer noch nicht. Im Leben kommt es immer mal vor, dass man mit einem Menschen nicht klar kommt. Aber warum sollte das hier so sein? Hier wird einer attackiert, der hervorragende Arbeit leistet. Jeder, der auf ihn zugeht, wird korrekt behandelt und bekommt auf jede Frage eine Antwort. Sportlich gesehen bin ich davon überzeugt, dass er aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimale herausholt. Und das in jedem Jahr. Deshalb kann ich mir diesen inszenierten Anti-Koller-Zirkus nicht erklären. Es gibt keinen Grund, mit unserem Trainer auf Kriegsfuß zu stehen.

Auch Marcel Maltritz fiel zuletzt in Ungnade.

Diese Anfeindungen haben auf dem Platz gar nichts zu suchen. Es ist respektlos gegenüber dem Spieler. Wer selbst einmal gespielt hat weiß, wie bitter das ist, wenn auch nur zwei rufen: „Pack deine Sachen“. Wenn dann noch Hunderte grölen, dann ist das schlichtweg einfach das Letzte. Das hat Malte nicht verdient. Und das sind für mich auch keine Fans. Es ist unfair und unbegreiflich, einen Spieler für eine Niederlage alleine verantwortlich zu machen.

Die Überschrift unseres Gesprächs könnte lauten: Große Klappe, viel dahinter. Trifft das zu?

Ich denke, das charakterisiert mich treffend, das ist okay. Ich bin eigentlich ein zurückhaltender Mensch, aber wenn ich etwas zu sagen habe, dann rede ich Klartext. Dann muss das Hand und Fuß haben. Ich bin gradlinig, offen und ehrlich erzogen. Und so habe ich bisher auch meine Fußball-Karriere bestritten.

Welche Aussage in der abgelaufenen Spielzeit haben Sie denn bereut?

Der Spruch über Werder Bremen. Da wurde ich auf die Stärken unseres Gegners angesprochen und ich habe geantwortet, dass wir ihnen ihre Schwächen zeigen werden. Da habe ich mich aufs Glatteis führen lassen und daraus gelernt. Das passiert mir nicht noch einmal.

Vor dem Spiel in Köln wurden Sie mit Bayer Leverkusen in Verbindung gebracht.

Völliger Blödsinn. Ich habe keine Sekunde an einen anderen Verein gedacht. Natürlich werden Begehrlichkeiten geweckt, wenn ein junger Spieler den Sprung in die Bundesliga schafft. Aber es hat sich bei mir und bei meinem Berater kein Verein gemeldet. Außerdem bin ich mit dem Kopf und dem Herzen beim VfL. Da kommt auch so schnell nichts anderes ran. Ich fühle mich super wohl beim VfL, komme klar mit dem Trainer. Und es gibt keinen Grund, mich mit irgendeinem Vereinswechsel zu beschäftigen. Ich habe einen Vertrag bis 2011 und denke nicht an einen Abschied.

Kann die Mannschaft eigentlich feiern?

Wir sind ein Super-Team. Selbst in der schwierigen Phase bei 14 nicht gewonnenen Spielen sind alle positiv geblieben. Der Umgang untereinander war vorbildlich und es ist noch besser als im letzten Jahr. Und Feiern? Da sind wir Ligaspitze.

Thomas Ernst hat in den letzten Tagen die VfL-Fans wieder auf Abstiegskampf eingeschworen. Wie denken Sie darüber?

Alles andere wäre ja töricht. Wer realistisch ist, der weiß, dass der VfL Bochum mit seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten sich gar kein anderes Ziel setzen kann. Der Klassenerhalt ist nach wie vor unser Ziel. Und wenn es mal besonders gut läuft, nehmen wir gerne mehr mit.

Die Bundesliga ist derzeit im Millionen-Rausch. Wird einem da nicht angst und bange?

Quatsch, wir haben doch gezeigt, dass wir mithalten können. An die Wand gespielt hat uns niemand. Auf dem Platz mache ich mir auch in Zukunft keine Gedanken darüber, wie teuer mein Gegenspieler ist. Da gehst du in die Partie und stellst dir nur eine Frage: Wer hat das Herz und die Eier, um 90 Minuten alles zu geben. Wenn du das machst, dann wirst du auch weiter gegen vermeintlich stärkere Teams punkten können.

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