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Kommentar: Schalke und Kahn, die vermeintliche Win-Win-Situation
Durchschaubares Ablenkungsmanöver

Kommentar: Schalke und Kahn, die vermeintliche Win-Win-Situation
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Seit den Verhandlungen zwischen Clemens Tönnies und Oliver Kahn am Donnerstag in Rheda-Wiedenbrück wurde bereits in zahlreichen Kommentaren über die Tauglichkeit des einstigen Torwart-Titans für den heißen Stuhl auf Schalke diskutiert.

Die Fürsprecher Kahns verweisen auf seine herausragenden Erfolge als Aktiver und seine starke Persönlichkeit, die der oft so chaotische Klub auf der Führungsetage gut gebrauchen könne. Viele schreiben dem 39-Jährigen zudem weltweit gute Kontakte im Fußball zu, die für einen Manager von Rang wohl die wichtigste Voraussetzung für seinen Job sind. Woher dieses Netzwerk kommen soll, hat bisher noch niemand herausgefunden, denn Kahn war bisher Torhüter, mehr nicht.

Den Skeptikern ist nicht nur Kahns nicht vorhandene Erfahrung auf der Managerposition ein Dorn im Auge, sondern der fehlende Stallgeruch, der gerade beim vermeintlichen Volksklub Schalke als unverzichtbar gilt. Da passe eben Kahn, der vor einem Jahr noch aus der Nordkurve mit Bananen beschmissen wurde, nicht hin.

Somit steht es 2:2 nach Argumenten pro und contra Kahn. Bei dieser Rechnung werden aber die Umstände des jüngsten Treffens zwischen dem S04-Aufsichtsratsboss und dem ehemaligen Weltkeeper glatt unterschlagen. Sich ausgerechnet in Rheda, an Tönnies' Firmensitz und Wohnort zu verabreden, ist schon wieder ein Stück aus dem Schalker Tollhaus.

Anscheinend hatten die zwei Beteiligten kein Interesse daran, das Meeting geheim zu halten. Denn auch wenn Kahn nicht Manager bei den Königsblauen werden sollte, was wahrscheinlich ist, dürften beide Seiten von dem Ballyhoo der vergangenen Tage profitieren. Tönnies und damit Schalke kann aller Welt zeigen: Seht her, wir würden sogar einen Mann wie Kahn kriegen!

Und Kahn, der insgeheim nach wie vor auf die Nachfolge von Uli Hoeneß bei den Bayern spekuliert, falls 2010 nicht doch noch Jürgen Klinsmann als Trainer im Amt sein sollte, kann in München mit breiter Brust auftreten. Nach dem Motto: Wenn Ihr nicht wollt, dann gehe ich eben zu Schalke! Es ist eine Win-Win-Situation, aber eine andere, wie es die vielen Kommentatoren dargestellt haben, nämlich dass Schalke von der Kapazität Kahn nur gewinnen könne und dieser selbst einen Berufseinstieg auf hohem Niveau bekäme.

Sicher, Kahn würde auf Schalke von vielen Problemen ablenken. Spielt die Mannschaft schlecht oder geht es im Vorstand mal wieder drunter und drüber - an Kahns breitem Kreuz würde erst einmal alles abprallen. Muss ein Spieler zu ihm ins Büro, werden dessen Knie sicher weicher sein, als wenn Andy Müller ruft. Wie oft der zweifelsohne hochgradig ehrgeizige Kahn allerdings auf der Schalker Geschäftsstelle anzutreffen sein wird, das muss man im Vorfeld deutlich in Frage stellen. Kahn zwölf Stunden an seinem Schreibtisch, telefonierend und E-Mails schreibend, das ist schwer vorstellbar.

So wäre Kahns Engagement auf Schalke, obwohl mit großem Trara so schön ins Bild gesetzt, schon wieder eine Überraschung.

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