Was Manuel Neuer nach seiner sensationellen Debütsaison in der Fußball-Bundesliga teils leidvoll erfahren musste, gilt auch für Ivan Rakitic. War der Kroate in seiner ersten Spielzeit für die Königsblauen bei Trainer Mirko Slomka zumeist gesetzt, brachte es der 2007 für fünf Millionen Euro vom FC Basel verpflichtete Techniker unter Fred Rutten in der Hinrunde gerade einmal auf elf Einsätze und 708 Spielminuten.
Tendenz fallend, denn in den vergangenen drei Spielen, in denen sich so etwas wie eine Stammformation im Team herauskristallisiert hat, fand sich der 20-Jährige lediglich auf der Ersatzbank wieder. Ein klares Zeichen, dass der Niederländer mit der zumeist pomadig wirkenden Spielweise des als Supertalent geholten Rakitic nicht einverstanden ist. Dabei wäre ihm von seinen Fähigkeiten noch am ehesten zuzutrauen, das kreative Loch in der Schalker Schaltzentrale zu stopfen. Doch die fehlende Grundschnelligkeit in seinem Spiel ließ ihn zunächst als Linksaußen schlecht aussehen. Auch als er schließlich auf seine Lieblingsposition im offensiven Mittelfeld wechseln durfte, schien er gedanklich meist mit dem Tempo in der Liga überfordert.
Da auch Kritikfähigkeit nicht gerade zu seinen Stärken gehört, könnte für Rakitic die zweite Serie in Gelsenkirchen auch bereits seine letzte sein. "Ich würde nicht sagen, dass das zweite Jahr in der Bundesliga schwieriger ist als das erste. Ich bin nicht nur körperlich, sondern auch vom Kopf her stärker als in der vergangenen Saison und habe mich erheblich weiterentwickelt", entgegnet Rakitic, der sich zu Unrecht vom Coach auf die Bank befördert fühlt. "Warum ich nicht spiele, muss die andere Seite sagen", sieht sich der zuletzt mehr wegen seines Promifriseurs in den Schlagzeilen stehenden Kicker "in einer schwierigen Situation". Auf der einen Seite könne er gut verstehen, "dass der Trainer die erfolgreiche Mannschaft der letzten Spiele nicht geändert hat". Aber andererseits ist er ganz klar der Meinung, "ich gehöre in diese Mannschaft".
Rakitic, für den immer mal wieder Angebote ausländischer Spitzenclubs lanciert werden, sieht offenbar seinen Marktwert gefährdet. "Es bringt für mich und den Verein nichts, wenn ich auf der Bank hocke", gibt er zu bedenken.
Dass er daher schon bald um seine Freigabe bitten wird, sei nicht ausgeschlossen. "Ich habe jetzt in der Winterpause genügend Zeit, um mich mit meinem Berater und meiner Familie zusammen zu setzen und die Situation genau zu analysieren. Und dann werden wir eine Entscheidung treffen und das Gespräch mit dem Manager suchen", schließt Rakitic wohl einen Abgang aus Schalke nicht aus. "Ich gehe zwar davon aus, dass der Trainer mir wieder das Vertrauen schenken wird. Aber falls nicht, müssen wir schauen, was für beide Seiten auf Dauer die beste Lösung ist."
Rakitic' Vertrag läuft noch bis 2011. Will er im Juni weg, dürfte Schalke zwar erneut einen hoffnungsvollen Spieler verlieren, aber zumindest auf eine erkleckliche Ablösesumme hoffen.