Ein Experiment: Fragen Sie einen Fan des FC Schalke 04, was genau der Höhepunkt in der Aufstiegssaison war. Jede Wette: Jeder gibt eine andere Antwort. Für viele war es das Tor zum 2:1 von Simon Terodde am drittletzten Spieltag in Sandhausen, für andere das 3:2 gegen St. Pauli mit dem vollbrachten Aufstieg, für weitere die Meisterfeier. Die Aussagen ein paar Wochen nach dem nicht enden wollenden Höhenflug gleichen aber einer Bruchlandung. Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer fasste zusammen. „Unser Ziel ist nun zweimal in Folge der Klassenerhalt – zweimal 40 Punkte“, sagte Hefer bei der Mitgliederversammlung im Juni.
Bescheidenheit und Demut bei diesem stolzen, hochemotionalen Verein mit seinen 160.000 Mitgliedern – geht das zusammen? Darauf hoffen Hefer, der Vorstand und das Trainerteam. Wer die ersten Wochen der Vorbereitung eng verfolgte, als viele Fans zum Training kamen, die Tests verfolgen, sogar rund 1000 Schalke-Fans mit ins Trainingslager nach Österreich fuhren, der konnte schon den Eindruck gewinnen: Viele glauben trotzdem daran, dass die goldenen Zeiten mit Europapokal-Teilnahmen ganz schnell zurückkommen. Sportvorstand Peter Knäbel versucht stets, dem vorzubeugen. „Wir sind nicht auf ein Trampolin gesprungen“, sagte er nach dem vollbrachten Wiederaufstieg. „Es war schon ein richtiger Absturz.“
Welch harte Saison auf Schalke wartet, zeigen einige Zahlen. Das Gehaltsbudget beträgt rund 36 Millionen Euro - lediglich der VfL Bochum gibt weniger für seinen Profikader aus. Sportdirektor Rouven Schröder verpflichtete schon elf Zugänge - das ließ den Kader, der sich in Österreich vorbereitete, zwischenzeitlich auf eine enorme Größe anschwellen. Viel zu viel für eine vernünftige Trainingsarbeit. Einige Testspiele liefen sehr durchwachsen, zum Beispiel die Partien gegen die Drittligisten SC Verl (1:0) und SV Meppen (1:3).
Schalke: Aufstiegshelden droht die Ersatzbank
Und dann wären drohen noch andere Probleme: Vielen Aufstiegshelden droht die Ersatzbank – im Trainingslager gehörten Mehmet Can Aydin und Marius Bülter nur zur B-Elf. Kapitän Danny Latza dürfte seinen Stammplatz an Königstransfer Alex Kral (Spartak Moskau) verlieren, Marcin Kaminski an Maya Yoshida (Sampdoria Genua). Die Stimmung könnte schnell explosiv werden. Was noch schwieriger werden könnte: Der neue Trainer Frank Kramer und die Fans nähern sich zwar an, viele finden Kramer sympathisch – aber überzeugt sind sie von ihm nicht. Misslingt zum Beispiel der Start, könnte die Stimmung kippen.
Doch Schalke ist eben Schalke. Genau wie in der Aufstiegssaison könnten die Fans bei einem guten Start ihr Team durch die Saison tragen – bis zum Klassenerhalt. Dann gäbe es wieder viele Höhepunkte zu erzählen.