Nach der Bundesliga ist vor der Weltmeisterschaft: Wenn Bundestrainer Joachim Löw an diesem Dienstag im Fußballmuseum das vorläufige Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für die WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) bekannt gibt, wird Leon Goretzka dabei sein. Der Noch-Schalker ist der einzige Spieler der Königsblauen, an dem Löw Gefallen findet – Ralf Fährmann rechnet selbst nicht mehr damit, noch eine Chance zu bekommen: Er kümmert sich in der Sommerpause stattdessen um seinen Garten.
Neben Goretzka hoffen aber noch vier weitere Schalker Spieler auf das WM-Ticket mit ihren Nationalmannschaften. Die besten Chancen hat Breel Embolo mit der Schweiz: Der Stürmer fehlte in der Bundesliga zwar zuletzt wegen einer Oberschenkelverletzung, doch die sollte bis zum WM-Start auskuriert sein. Unter Trainer Vladimir Petkovic zählte Embolo in den vergangenen Monaten stets zum Kader der Eidgenossen. Die Schweiz trifft bei der WM-Endrunde in der Gruppe E auf Brasilien, Costa Rica und Serbien.
Damit könnte es in Russland am 22. Juni (20 Uhr) zu einem Schalker Duell kommen, denn bei den Serben hofft Matija Nastasic auf ein WM-Ticket. Der Abwehrspieler, normalerweise eine feste Größe bei den Serben, kuriert gerade seinen Kreuzbandanriss im Knie aus, den er sich am 7. April beim Spiel in Hamburg zugezogen hat. Die Prognosen sind gut, weil nach der Verletzung keine Operation notwendig war. „Es ist nur ein kleiner Riss“, berichtete Nastasic, „ich hoffe, dass ich bis zur WM fit werde.“ Damit er den Wettlauf mit der Zeit gewinnt, verzichtete Nastasic auch auf die Saison-Abschlussfahrt mit der Schalker Mannschaft nach Barcelona.
Ebenfalls noch bangen muss Amine Harit, der unbedingt mit Marokko zur WM will: „Ich hoffe es sehr, dass der Coach mich spielen sieht und einlädt“, sagte Harit der WAZ. Der Wirbelwind tauchte nicht im marokkanischen Panini-Sammelalbum auf, aber das muss nichts heißen. Freilich waren seine Leistungen auf Schalke in der Rückrunde nicht mehr ganz so mitreißend wie in der ersten Serie, als sich Harit entschied, künftig für Marokko und nicht mehr für Frankreichs U21 zu spielen. Marokko trifft bei der WM in der Gruppe B auf Portugal, Spanien und den Iran: „Wir haben eine sehr harte Gruppe erwischt“, weiß Harit: „Wenn wir da das Achtelfinale erreichen würden, wäre es ein riesiger Erfolg für unser Land.“
Fünfter Schalker WM-Kandidat ist Stürmer Marko Pjaca, der am Montag bereits ins vorläufige Aufgebot der Kroaten berufen wurde, das 32 Spieler umfasst – neun Spieler werden also noch gestrichen. Pjaca, der eigentlich Juventus Turin gehört, wollte sich in der Rückrunde als Leihspieler auf Schalke empfehlen, kam aber aufgrund von Knieproblemen nur auf sieben Bundesliga-Einsätze (zwei Tore) für Schalke. Ob er es in den endgültigen WM-Kader schafft, muss man abwarten. Die Kroaten bekommen es in der Gruppe D mit Argentinien, Island und Nigeria zu tun. Das Leihgeschäft mit Schalke ist in jedem Fall beendet – der 23-Jährige wurde am Samstag vor dem Spiel gegen Frankfurt offiziell verabschiedet.
Auf jeden Fall wurde unter den Schalker Spielern schon geflachst, wer bei der WM mit seinem Land am weitesten kommt. „Ich hoffe auf Serbien“, lacht Matija Nastasic: „Aber normalerweise dürfte Leon Goretzka mit Deutschland am weitesten kommen. Für Deutschland ist es normal, das Halbfinale oder das Finale zu erreichen oder sogar die WM zu gewinnen.“ Aber, warnt Nastasic: „Zum Zeitpunkt der WM müssen die Spieler fit und in Form sein – solche Dinge entscheiden am Ende.“ Nastasic merkt das gerade selbst bei seiner Verletzung.
Schöpf als Sparringspartner
Einer, der unbeteiligt ist, weil er mit Österreich die WM verpasst hat, ist Alessandro Schöpf. Die Österreicher dienen in den kommenden Wochen aber als Sparringspartner für drei WM-Teilnehmer und treffen dabei unter anderem auch auf Deutschland (2. Juni). Schöpfs Tipp, welcher Schalker es bei der WM am weitesten schafft, ist eindeutig: „Das könnte Breel Embolo mit der Schweiz sein. Die Schweizer haben eine gute Mannschaft mit vielen Spielern aus der Bundesliga, die nicht zu unterschätzen ist."