Auf Schalke wissen sie genau, was sie an ihrer Nummer zwei mit der Rückennummer 35 haben. Wie hoch die Wertschätzung für Alexander Nübel ist, zeigt allein die Tatsache, dass die Königsblauen den Vertrag mit dem Torwart im September vorzeitig bis 2020 verlängert haben. „Wir sind froh, dass wir mit Alex einen jungen und zudem einen der talentiertesten Torhüter seiner Altersklasse weiterhin an unseren Club binden konnten“, sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. Mit Fabian Giefer und Timon Wellenreuther mussten zwei Torhüter mit Bundesligaerfahrung den Verein verlassen, weil die sportliche Führung den 21-Jährigen trotz fehlender Spielpraxis für den besseren Keeper hält.
Auf Empfehlung des ehemaligen Schalker Trainers Andre Breitenreiter und Torwarttrainer Simon Henzler verpflichtete Schalke den U21-Nationaltorwart vor zwei Jahren vom SC Paderborn. Bislang hat der gebürtige Paderborner ein Spiel in der Bundesliga bestritten. Am letzten Spieltag der Saison 2015/16, beim 4:1-Sieg der Schalker bei der TSG Hoffenheim. Im letzten Spiel von Andre Breitenreiter als S04-Trainer wurde Nübel in der 90. Minute eingewechselt.
An Fährmann ist kein Vorbeikommen
Alexander Nübel weiß: An Schalkes Nummer eins Ralf Fährmann gibt es derzeit einfach kein Vorbeikommen. Spielpraxis bekommt Nübel regelmäßig in der deutschen U21-Nationalmannschaft. Dort ist er die unumstrittene Nummer eins. In allen fünf Spielen der EM-Qualifikation stand er 90 Minuten im Tor, zuletzt am Dienstag, als Deutschland mit 5:2 in Israel gewann. Seit Donnerstag ist Alexander Nübel zurück auf Schalke, um sich mit der Mannschaft auf das Heimspiel am Sonntag gegen den HSV vorzubereiten. „In der Nationalmannschaft kann ich Spielpraxis auf dem höchsten Niveau sammeln und wieder gestärkt zum Verein zurückkehren“, sagte Nübel auf dfb.de „Falls dann mal etwas passieren sollte und ich zum Einsatz käme, wäre ich auf jeden Fall bereit.“ Schalkes Torwarttrainer Simon Henzler sagte über seinen Schüler: „Ich halte Alex für eines der größten Torwarttalente in Deutschland in diesem Alter. Er ist noch ein bisschen zu ruhig, zu introvertiert, könnte mehr aus sich herauskommen. Ansonsten bringt der Junge alles mit“.
Geschätzt werden vor allem seine fußballerischen Qualitäten. Die hat er sich beim SC Paderborn angeeignet. Bis zur U14 spielte Nübel im Feld, dann empfahl sein damaliger Trainer ihm, ins Tor zu wechseln. Mit 15 Jahren hütete er schon in der A-Jugend des SCP das Tor, als A-Jugend-Torwart spielte er regelmäßig bei der zweiten Mannschaft in der Senioren-Westfalenliga. Auch Klaus Thomforde, der bei der U21-Nationalmannschaft für das Torwarttraining verantwortlich ist, schwärmt in den höchsten Tönen. „Alex beherrscht das komplette Programm. In der Spieleröffnung kann er beidfüßig agieren und sowohl in der Ziel- als auch in der Raumverteidigung hat er außergewöhnliche Qualitäten.“ Alexander Nübel selbst sagt, dass seine Entwicklung auch in engem Zusammenhang mit Ralf Fährmann steht, den er eher als Vorbild denn als Konkurrent ansieht. „Ich kann so viel von Ralf Fährmann lernen – menschlich und sportlich“, sagt er. „Er ist ein richtiges Mentalitätsmonster und gibt in jedem Training einhundert Prozent. Seit ich auf Schalke bin, hat er es im Training niemals ruhig angehen lassen. Und im Spiel bringt er auch immer seine Leistung. In puncto Kontinuität will ich mich an ihm orientieren.“
Großes Lob von Ralf Fährmann
Ralf Fährmann, der mit Nübel ab und zu auch privat etwas unternimmt, hat den Vergleich angestellt, dass er mit 21 Jahren noch nicht so weit gewesen sei, wie es Nübel heute ist. „Alex ist einer der besten Torwarttalente, die Deutschland jemals hatte, auch wenn er noch nicht so im Fokus steht. Das wird aber kommen, das kann ich versprechen“, sagte der 29-Jährige im Interview mit dem Fachmagazin kicker. Alexander Nübel weiß: Auf Schalke konnte er sich bislang nur im Training beweisen. Wenn er irgendwann mal spielen sollte, dann zählt es. Dann muss er sich zeigen. Zeit dazu hat er bis 2020. Mindestens.