BVB-Trainingslager

Das sind die Gewinner und die Verlierer

Sieben Tage Trainingslager sind vorbei, die Spieler von Borussia Dortmund erhielten den Mittwoch frei, um sich von den Einheiten in Bad Ragaz zu erholen. Aber wer reiste beflügelt ab, wer trägt Ballast mit sich herum? Wir liefern Antworten.

Beflügelt

Mario Götze: Der Nationalspieler befindet sich nach seiner fünfmonatigen Fußball-Abstinenz wegen einer Stoffwechselstörung auf dem Weg zurück zu Form und Fitness. Gegen Atalanta Bergamo hielt der Weltmeistertorschütze erstmals 60 Minuten Spielzeit durch, was auch Trainer Peter Bosz zu den erfreulichen Erkenntnissen dieses Abends verbuchte. Er setzt auf Götze, der auch noch die Kapitänsbinde tragen durfte. "Als Fußball-Liebhaber macht es mir Spaß, ihm bei der Arbeit zuzusehen", sagt Bosz. Geduld wird weiterhin gefragt sein, aber Götzes Lust auf Leistung und Einsatz sind deutlich erkennbar.

Dominik Reimann: Der 20 Jahre alte Torwart rückte für den verletzten Hendrik Bonman als dritter Mann in den Kader und erhielt erstaunlich viel Einsatzzeit. In den Tests gegen den AC Mailand, den VfL Bochum und Atalanta Bergamo kam er jeweils eine Halbzeit zum Einsatz und machte mit sehenswerten Paraden Eindruck. Noch auffälliger: Reimann ist ein mitspielender Torwart, der trotz seines jungen Alters große Ruhe am Ball hat. Auch wenn er mit einem verunglückten Pass das Gegentor gegen Bergamo verschuldete, registrieren die entscheidenden Männer im Verein, dass da einer ist, der schon viel mitbringt. "Er ist ein sehr moderner Keeper, der sehr gut mit dem Fuß ist. Wenn er weiter so an sich arbeitet, kann er mal ein ganz Großer werden. Wenn jemand in seinem Alter bei einem Klub wie dem BVB schon zu den Profis hochgezogen wird, dann ist klar, dass man sehr viel Potenzial in ihm sieht", lobt die Nummer 1 Roman Bürki den jungen Berufskollegen.

Nuri Sahin: Der Stratege, den der damalige Trainer Thomas Tuchel aus dem Kader für das DFB-Pokalfinale strich, blickt voller Vorfreude auf die neue Saison. Weil er bislang von Verletzungen und Rückschlägen verschont blieb, weil er wieder Vertrauen spürt unter Trainer Peter Bosz. "Ich habe alle Einheiten mitgemacht, das tut mir gut", sagt Sahin. "Ich freue mich wirklich sehr auf die neue Saison. Fußball macht mir sehr viel Spaß." Die Position des Chefstrategen dürfte mittelfristig der derzeit noch verletzte Julian Weigl zurückerobern, aber Sahin dürfte auch über den Saisonstart hinaus eine wichtige Rolle einnehmen. Der Trainer lobt jedenfalls: "Nuri ist ein intelligenter Spieler."

Neven Subotic: Der bei den Fans über alle Maßen beliebte Innenverteidiger ist ja schon aus Dortmund verabschiedet worden, als er mit dem 1. FC Köln, zu dem er in der Rückrunde der vergangenen Saison verliehen worden war, in Dortmund antrat. Köln verzichtete aber auf eine Weiterbeschäftigung. Noch immer gilt Subotic als ein Kandidat, der verliehen oder verkauft werden soll, um den üppig ausgestatteten Kader auszudünnen. Aber zumindest meldete sich Subotic nun noch einmal zurück. Gegen Bergamo verteidigte er sehr souverän und unaufgeregt alles weg. Eine Zukunft in Dortmund macht dies nicht wesentlich wahrscheinlicher, aber gut fürs Gefühl ist so ein Auftritt schon.

Beschwert

Erik Durm: Eine der größeren Sorgen des BVB vor dem Start der Saison am 19. August ist die Besetzung der Linksverteidigerposition. Die qualitativ besten Lösungen heißen Marcel Schmelzer und Raphael Guerreiro. Aber sowohl der Kapitän als auch der portugiesische Europameister sind verletzt. Durm hätte sich in den Vordergrund spielen und Werbung in eigener Sache machen können. Doch im Trainingslager konnte er nicht mit der Mannschaft auf dem Platz trainieren. Hüftprobleme setzten ihn außer Gefecht. So bleibt der vorerst letzte Eindruck seine Leistung im Test gegen Bochum. Und die war ausbaufähig.

Emre Mor: Dem türkischen Nationalspieler ergeht es ähnlich wie dem Mannschaftskollegen Durm: Auch Mor hätte sich gern noch gezeigt, fiel aber mit einem leichten Muskelfaserriss im Oberschenkel aus. Die Überzeugung, aus ihm einen besseren und effektiveren Fußballer zu machen, schwand aber offenbar schon früher, weshalb der BVB nicht nur ein Leihgeschäft in Betracht zieht, sondern sogar einen Verkauf. Der AC Florenz soll interessiert sein und angeblich bereit, zwölf Millionen Euro nach Dortmund zu überweisen.

Alexander Isak: Sehr oft bekommt der Stürmer nicht die Gelegenheit, Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang zu ersetzen. Gegen den VfL Bochum lieferte er "keine Glanzleistung" ab, wie Sportdirektor Michael Zorc im Interview mit dieser Zeitung sagte. Zum Ende des Trainingslagers durfte er dann noch einmal ran, doch gegen die körperlichen robusten Italiener aus Bergamo fand Isak abgesehen von den ersten Spielminuten kaum statt. Es war augenscheinlich: Ihm fehlt es noch an Durchsetzungsfähigkeit. Die guten Szenen, die er im Training hat, sind im Spiel nicht zu sehen. Aber Zorc ist nachsichtig. "Der Junge ist 17, der darf noch nicht mal Auto fahren. Man darf nicht ungeduldig werden, gerade bei so jungen Spielern. Wenn ich ihn im Training sehe, dann weiß ich: Wir haben Zeit mit ihm, er ist am Anfang seiner Entwicklung."