Vorher präsentieren wir das Abschlusszeugnis der ersten Saisonhälfte, das sich aus den Durchschnittsnoten unserer Einzelkritik nach den Spielen ergibt: An der Spitze steht wieder Torwart Ralf Fährmann mit einem Notenschnitt von 2,86 – bester Feldspieler ist Matija Nastasic mit der starken Durchschnittsnote von 2,87. Schalkes Aufsteiger der ersten Serie aber ist Sead Kolasinac, den vor der Saison für diese Rolle niemand auf der Rechnung hatte.
Kolasinac, der in 16 von 24 Pflichtspielen zum Einsatz kam, dabei zwei Tore erzielte und sechs weitere Vorbereitete. Eine überragende Bilanz für einen Defensivmann, der ja in erster Linie Gegentore verhindern soll. Doch in dieser Saison hat Kolasinac auf Schalke eine Rolle bekommen, bei der seine Qualitäten noch besser zum tragen kommen. Auf der linken Außenbahn kann „Seo“, abgesichert durch die Dreierkette hinter ihm, seine Dynamik und Wucht auch in der Offensive einbringen.
Dabei konnte sich der 23-Jährige, der mit Schalke 2012 als Kapitän Deutscher A-Jugend-Meister war, vor der Saison seines Stammplatzes nicht sicher sein. Schalke hatte mit Chelsea-Leihgabe Abdul Rahman Baba einen Konkurrenten für ihn verpflichtet, der in den ersten Wochen auch den Vorzug bekam. Doch Kolasinac stachelte die Konkurrenzsituation eher noch mehr an: Er packte seine Chance beim Schopf und spielte sich mehr denn je in den Blickpunkt. Gewürdigt wird das nicht nur in der Notentabelle der WAZ. Auch das Fachmagazin Kicker zeichnete ihn aus und führt Kolasinac in seiner Winter-Rangliste auf der defensiven Außenbahn an Position zwei – noch vor dem Kölner Nationalspieler Jonas Hector.
Die starken Leistungen haben sich herumgesprochen: Angeblich hat sogar der FC Bayern ein Auge auf Kolasinac geworfen – Gerüchte, die sein Berater Gordon Stipic unkommentiert lässt. Was er aber bestätigt: Kolasinac kann sich auch gut einen Verbleib auf Schalke vorstellen, sein Vertrag läuft zum Ende dieser Saison aus. Mit Christian Heidel steht er im Austausch, und Schalkes Manager lässt keinen Zweifel daran, dass das Eigengewächs gehalten werden soll.
Schon zu Beginn der Saison, als Kolasinac noch nicht als Aufsteiger geführt wurde, schwärmte Heidel von dem kantigen Defensivmann, weil dieser genau die Qualitäten mitbringt, die sich Schalke für die Zukunft vorstellt: Dynamik, Kompromisslosigkeit – und den Willen, etwas zu erreichen.