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SCHALKE: Fanbeauftragter Rojek fordert Selbstreinigungsprozess
"Ultras am Scheideweg"

SCHALKE: Nach den Jagdszenen der Ultras - Fanbeauftragter Rojek fordert Selbstreinigungsprozess
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Die Geister, die ich rief. Die 40 Schalker Ultras, die am Mittwoch beim Halbfinalspiel um den Westfalenpokal zwischen den A-Jugendteams der SG Wattenscheid und Borussia Dortmund das Lohrheidestadion gestürmt haben, haben ihren Kollegen einen Bärendienst erwiesen. "Mittlerweile ist klar, dass es sich um eine gezielte Aktion gehandelt hat. Die Täter, die unter anderem aus Bonn, Bünde, Essen, Grevenbroich, Niederkassel und Köln angereist waren, sind bei den szenekundigen Kollegen in Gelsenkirchen bekannt und dem gewaltbereiten Kern der Ultras zuzuordnen

Die Tatvorwürfe lauten Landfriedensbruch und Sachbeschädigung, da vor dem Stadion auch Autos mit Dortmunder Kennzeichen beschädigt worden sind", bestätigte Polizeisprecher Michael Bloch gegenüber RevierSport. Er deutete jedoch auch an, dass es durchaus noch unterschiedliche Aussagen über den Vorfall gebe. "Zunächst hieß es, dass die vermummten Personen auch den Rasen gestürmt und die Spieler attackiert hätten. Dem war wohl nicht so."

Die 14 festgenommenen Beschuldigten selbst hätten keine Angaben gemacht und sind noch in der Nacht wieder freigelassen worden. "Aber es gibt ja auch noch die Aussagen der Zeugen und der Geschädigten, die wir zur Zeit auswerten", erklärte Bloch. Den Tätern droht eine Geldbuße oder eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren.

Bislang hatten die Ultras immer abgestritten, dass von ihnen als Gruppe Gewalt ausgeht, und Rechtsüberschreitungen auf den Begriff "Einzelpersonen" reduziert. "Es stimmt. Die Personen sind Mitglieder bei uns. Aber wir befinden uns in einem schwebenden Verfahren. Solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, werden wir uns dazu nicht äußern", will Ultra-Chef Thomas Kirschner zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht den Stab über die Täter brechen und lässt mögliche Konsequenzen offen.

Genau die fordert aber der Vorsitzende des Schalker Fan-Club Verbandes, Rolf Rojek. Denn sollte es zu einer Verurteilung kommen, wird mit Sicherheit nicht nur von Seiten des FC Schalke 04 knallhart durchgegriffen werden. Rojek ist nicht bereit, sich seine jahrelange Aufbauarbeit durch ein paar Selbstdarsteller kaputt machen zu lassen.

Rolf Rojek, die Randale in Wattenscheid ereichten Sie an Ihrem Urlaubsort in Berchtesgarden. Wie sind die Vorfälle bei Ihnen angekommen?

Das ist eine einzige Katastrophe! Was haben unsere Leute da zu suchen? Seit unserem UEFA Cup Sieg 1997 haben wir nun zehn Jahre in ganz Europa eine friedliche Visitenkarte hinterlassen. Jetzt fangen wir wieder an, uns im eigenen Umfeld zu schlagen? Bereits nach dem verlorenen Spiel vor drei Wochen im Signal-Iduna-Park habe ich zahllose Beschwerdebriefe von Dortmunder Anhängern bekommen, die über Handgreiflichkeiten berichtet haben. Mit tut das weh. Diese Leute bringen alle Schalke-Fans in Verruf. Das lassen wir uns nicht länger gefallen.

Sie klagen die eigenen Anhänger an?

Das gab es zwar mit Sicherheit auch andersherum. Aber ich bin nicht mehr bereit, den Mantel des Schweigens darüber auszubreiten. Wir wissen alle, dass die angespannte Atmosphäre, die jetzt zwischen unseren Fans und denen des BVB herrscht, von den Ultra-Gruppierungen beider Vereine ausgegangen ist. Und da ist es jetzt auch egal, wer zuerst da war. Das Ei, oder das Huhn. Wir müssen wieder zu einem anderen Umgang miteinander finden und zwar schnell. Denn ich glaube nicht, dass die DFL den Fehler wiederholt und das Derby noch einmal an einem der letzten Spieltage ansetzten wird. Ich muss keine Gelben lieben, aber respektieren muss ich sie.

Was wollen Sie jetzt tun?

Ich bin ja nicht nur Vorsitzender des SFCV, dem die Ultras nicht angehören, sondern auch Fanbeauftragter des Vereins. Und als solcher fühle ich mich für alle Schalke-Fans verantwortlich. Ich bin gegen Pauschalverurteilungen. Aber die Ultras müssen nun klar sagen, was sie wollen. Sie stehen jetzt am Scheideweg. Möchten Sie weiter in der Gemeinschaft der Schalke-Fans bleiben? Dann müssen sie die Täter umgehend aus ihrer Gruppierung ausschließen und sich davon distanzieren. Oder wollen sie C-Fans werden und solche Leute weiter decken?

Mit welchen Konsequenzen?

Dann dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie zukünftig als solche behandelt werden und zum Beispiel bei der Kartenverteilung für Auswärtsspiele ausgeschlossen werden oder ihre Busse besonders begleitet werden. Das habe ich denen auch klar gesagt. Sie haben es selber in der Hand. Ich bin eigentlich ein Freund der Ultras, weil sie für viele gute Impulse zum Beispiel bei Choreographien oder mit der T-Shirt-Aktion in Bochum gesorgt haben. Aber die 750 Mitglieder müssen jetzt entscheiden, wohin die Reise geht.

Am Mittwoch um 18.30 Uhr steht das Endspiel zwischen dem BVB und Schalke im Stadion Rote Erde in Dortmund an. Erwarten Sie dort neue Ausschreitungen?

Nein. da wird nichts passieren, weil die Polizei dann vor Ort ist. Aber es kann ja nicht sein, dass jetzt schon Spiele der A-Jugend abgesichert werden müssen. Eine Änderung in der Denkweise der Leute muss her.

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