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S04: Metzelder-Interview
„Ich glaube, dass ich im Fußball immer ein Exot war“

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Schalke: Metzelder übers Karriereende
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Auch wenn Christoph Metzelder in der laufenden Saison auf Schalke eher unterbeschäftigt ist, abseits des Platzes ist er es mit Sicherheit nicht.

Wie sind Sie damit umgegangen, nach Jahren des Aufstiegs erstmals langfristig auszufallen?

Ich war 22 und stand kurz vor dem Karriereende, das muss man so realistisch sehen. In einer Situation haben wir über eine weitere Operation diskutiert. Ich glaube, das wäre dann auch das Ende gewesen. Ich bin 21 Monate ausgefallen und es hätte auch nicht länger dauern dürfen.

Die Anfänge in Haltern Mit sechs Jahren bestritt Metzelder sein erstes Spiel für den TuS Haltern – als Torwart. Dass er überhaupt Fußballer wurde, war keineswegs vorgezeichnet: „Ich komme eigentlich überhaupt nicht aus einer Fußballerfamilie. Mein Vater war Leichtathlet, ich habe auch sehr lange parallel Leichtathletik gemacht. Zum Fußball bin ich nur durch einen Kindergartenfreund gekommen, der mich einfach mitgenommen hat.“

Hatten Sie einen Plan B in der Tasche?

Dadurch, dass ich so jung war, war ich noch nicht bereit, mit dem Fußball abzuschließen. Deswegen habe ich gekämpft. Und das hat sich dann ja auch ausgezahlt.

Haben Sie den Fußball nach Ihrem Comeback anders erlebt?

Es war zum Teil schmerzhaft, die ersten Monate und Jahre mitzuerleben, dass man vielleicht nicht mehr ganz da hinkommt, wo man vorher war. Wer weiß, wo die Karriere ohne die Verletzung hingegangen wäre? So war es ein langer Weg zurück. Selbst heute ist noch ein Unterschied erkennbar, wenn man sich meine beiden Waden anschaut. Man muss kein Arzt oder Athletiktrainer sein, um zu erkennen, dass es auf der einen Seite Defizite gibt. Trotzdem sind Sie bei Real Madrid gelandet.

Das ist vielleicht sogar mit die schönste Geschichte. Ich hatte schon 2003 ein Angebot von Real, aber damals war ich verletzt. Dass ich nach der langen Verletzungszeit 2007 noch einmal die Möglichkeit bekommen habe, dort zu spielen, war etwas Besonderes.

Ist es für Sie ein Makel, dass Sie in Madrid nicht wirklich Stammspieler waren?

Nein, das nicht. Mir war schon klar, dass es sehr schwierig sein würde, weil auf der Position eine sehr große Konkurrenz herrschte. Und ich hatte mit Sicherheit auch den Nachteil, als ablösefreier Spieler zu kommen. Das habe ich in gewissen Situationen gemerkt.

Was meinen Sie konkret?

Ich kam immer rein, wenn andere verletzt waren und habe dann eigentlich auch immer gut gespielt. Aber sobald die anderen wieder fit waren, saß ich auf der Bank.

2010 folgte der Wechsel nach Schalke, begleitet von heftigen Anfeindungen aus den Fanlagern. Hatten Sie im Vorfeld mit dieser Schärfe gerechnet?

Ich kannte die Gefühlslage im Ruhrgebiet, auf beiden Seiten. Trotzdem hatte ich es mir so schwer nicht vorgestellt. Das lief parallel mit einer sportlich schlechten Phase, nicht nur bei mir, sondern bei der gesamten Mannschaft. Das alles zusammen war eine harte Zeit. Aber ich habe den Leuten, die mich auch heute möglicherweise noch nicht mögen, immerhin gezeigt, dass ich mich trotzdem durchgebissen habe. Ich habe für den Verein auf dem Platz und auch außerhalb immer alles gegeben. Und ich denke schon, dass der Großteil der Schalke-Fans mich akzeptiert – auch wenn ich vielleicht von vielen nicht geliebt werde. Hätten Sie sich im Nachhinein lieber einen anderen Verein ausgesucht?

Im Fußball ist es etwas anders als in anderen Berufen. Ich kann mich nirgendwo bewerben, sondern der Markt regelt viele Dinge. Felix Magath wollte mich unbedingt haben, auch schon davor, als er in Wolfsburg war. Und Schalke war für mich die einzige Option, nach Deutschland zurückzukehren. Das wollte ich nach der Zeit in Madrid unbedingt. Und genau genommen zieht es sich ja auch ein bisschen durch meine Karriere, dass ich mutige Entscheidungen getroffen habe.

Auf Seite 3: "Ich werde Schalke definitiv verlassen"

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