Schalke: Neustädter

Der etwas andere Bayern-Jäger

Die Geschichte mit dem „Bayern-Jäger“ ist so eine Sache. Schalke 04 hat mit dem schwer erkämpften und glücklichen 2:1 (0:1)-Sieg gegen Werder Bremen seine Position auf dem zweiten Platz der Bundesliga nach einem Drittel der Saison gefestigt. Eine gute Ausgangsposition für den weiteren Verlauf der Serie, zumindest bis zur Winterpause, die immer auch eine Zwischenbilanz mit sich bringt.

Während der Abstand zu den zurzeit dominierenden Münchnern nicht kleiner geworden ist, hat sich die Nummer eins im Pott mit dem besten Saisonstart seit 41 Jahren aber schon ein wenig Luft nach hinten verschafft.

Den Hut des „Bayern-Jägers“ hatten Verantwortliche wie Spieler der Königsblauen zwar schon vorher nicht aufsetzen wollen, doch einer von ihnen übernimmt diese Rolle nun stellvertretend für den Rest der Mannschaft – Roman Neustädter.

Mit der Nominierung fürs Länderspiel in Amsterdam gegen die Niederlande schreibt sich für den 24-Jährigen eine persönliche Erfolgsgeschichte fort. Nach der Absagenflut für das prestigeträchtige Freundschaftsspiel darf Neustädter auf einen Einsatz von Beginn an hoffen.

Künftig muss er sich unter anderem gegen die am Mittwoch fehlenden Konkurrenten Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos durchsetzen, wenn er weitere Spielanteile im DFB-Trikot für sich anmelden möchte. Die beiden Münchner zählen zu Joachim Löws Establishment und sind normalerweise neben dem ebenfalls verletzten Sami Khedira die ersten Anwärter für die Besetzung des defensiven Mittelfelds.

Das Duell Bayern gegen Schalke geht so indirekt in die nächste Runde, auch wenn der stille Roman keine Ansprüche stellen mag. „Für mich ist das noch Neuland, daher werde ich mir alles genau anschauen“, kündigte Neustädter an. „Über die Berufung habe ich mich riesig gefreut, auch wenn ich im ersten Moment Schweißausbrüche bekommen habe.“

Der Bundestrainer wird den Schalker kaum eingeladen haben, um mit ihm eine Tasse Beruhigungstee zu trinken. Löw ist von Neustädters Entwicklung beeindruckt, daher wird er ihn gegen „Oranje“ sehen wollen. Es ist für Neustädter die Gelegenheit, seinem auf dem Körper verewigten Leitmotiv zu folgen. „Jeder muss sterben, aber nicht alle haben vorher gelebt“, steht auf seinem rechtem Arm in Englisch geschrieben. Es könnte auch „Carpe diem“ heißen, nutze den Tag.

Es zeugt allerdings nicht nur von Neustädters Qualität, sondern der Schalker Mannschaft insgesamt, dass gleich vier Spieler in Löws Gunst oben stehen. Auch Höwedes, Draxler und der nachnominierte Lewis Holtby dürfen gegen den Nachbarn mit Einsatzzeiten rechnen.

Erst am Samstag geht es für die Schalker dann in Leverkusen wieder darum, das eigene Revier in der Liga zu verteidigen, Ob als „Bayern-Jäger“ oder um die Meute der Verfolger abzuschütteln, ist Ansichtssache.