Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Schalke 04: Kördell
„Es wird Zeit, dass sich das Team beeilt“

(1) Kommentar
Schalke 04: Kördell im Interview
VfL Osnabrück
VfL Osnabrück Logo
18:30
FC Schalke 04 Logo
FC Schalke 04
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Heiner Kördell ist eine lebende Schalker Legende. Als einer der wenigen „Knappen“ war er tatsächlich ein Bergarbeitersohn und wurde 1958 Deutscher Meister.

Es war das bislang letzte Mal in der Schalker Geschichte. Er zehrt bis heute von diesem Ruhm, doch er wünscht sich nichts sehnlicher als den nächsten Titel für Schalke. Dabei zog es ihn erst spät in die Glückaufkampfbahn, in deren Nähe er heute noch lebt. Ein Gespräch über den Stolz der Bergleute, Vertragsverhandlungen mit Kuzorra und die vergebliche Suche nach geeigneten Nachfolgern.

Warum haben Sie bis zu Ihrem 24. Lebensjahr für die SpVgg. Röhlinghausen gekickt?

Es gab ja durchaus Anfragen von Mannschaften wie Westfalia Herne und dem SV Sodingen, die im bezahlten Fußball gespielt haben. Aber wir wohnten in einer Bergmannkolonie und mein Vater sagte immer: „Du bist einer von uns. Du bleibst in Röhlinghausen, so lange du die Füße unter meinen Tisch steckst.“

Warum war er so sehr darauf erpicht?

Die Bergleute waren gemeinsam unter Tage, in der Kneipe und auf dem Sportplatz. Sie hielten zusammen, und das galt auch für ihre Kinder. Das hat sich dann aber schlagartig geändert, als Schalke 04 mich wollte.

Zur Person Heinz „Heiner“ Kördell (* 8. Januar 1932 in Wanne-Eickel) bestritt zwischen 1956 und 1965 132 Oberligaspiele (21 Tore) sowie 19 Regionalligapartien (2 Tore) für Schalke 04 und Schwarz-Weiß Essen. Zudem kam er Ende 1958 auf ein A-Länderspiel für Deutschland. Heute ist der Deutsche Meister von 1958 Mitglied des Schalker Ehrenpräsidiums.

Die „Knappen“ zogen offensichtlich bei den Bergleuten.

Richtig. Die sind zum Teil zu Fuß nach Gelsenkirchen gelaufen, um sich die Spiele anzuschauen. Wenn einer ein Fahrrad hatte, war er schon glücklich. Dass einer aus unserer Kolonie mal für Schalke spielen sollte, war für alle etwas Besonderes. Wie wurde der Verein auf Sie aufmerksam?

Vor einem Ligaspiel hieß es: „Heiner, mach heute mal mehr Dampf. Da draußen steht ein Beobachter von Schalke. Erst nach dem Schlusspfiff habe ich erfahren, wer der Beobachter war. Ich saß mit einer Flasche Bier in der Kabine, als ein Mitspieler meinte: „Beeil dich, der Ernst Kuzorra steht vor der Tür.“ Ich sagte ihm: „Hau ab, du willst mich wohl verarschen.“ Kurze Zeit später ging die Tür auf und Kuzorra stand leibhaftig da. Mit seiner Zigarre im Mundwinkel sagte er einen Satz, den ich nie vergessen werde: „Ey, Heiner, wie lange willst du mich noch warten lassen?“

Wenige Tage später kam es schon zu den Vertragsverhandlungen.

Mein Vater hat extra früher Feierabend gemacht, weil Ernst Kuzorra zu uns kam. Er hat die ruhmreiche Elf um Kuzorra, Szepan und Tibulski verehrt. Er war unheimlich stolz, dass nun sein Sohn für S04 spielen sollte.

Und Sie kamen an der Karriere als Bergmann vorbei.

Mein Vater sagte zu meinem Bruder und mir schon früh: „Unter Tage kommt keiner.“ Also habe ich Stuckateur gelernt. Das habe ich auch auf Schalke noch ein halbes Jahr gemacht. Ich musste den Verputz selber unten anrühren, nach oben schleppen und dann verarbeiten. Das war eine verdammte Knochenarbeit. Irgendwann wurde es mit vier Trainingseinheiten zu viel. Also hat mir der Verein einen Job in einem Eisenwerk vermittelt. Und nach der Deutschen Meisterschaft 1958 wurde ich von den Stadtwerken angestellt. Zunächst zwei Jahre als Gelderheber, dann als kaufmännischer Angestellter. Was war Ihre größte Stärke auf dem Spielfeld?

Ich war nicht unbedingt der Torjäger, aber man sagte mir nach, dass ich eine Pferdelunge hatte. Ich konnte von Anfang bis Ende laufen, ohne stehen zu bleiben. Das Rennen hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich den Schiedsrichter mal bat, noch fünf Minuten länger zu spielen. In der Kabine hätte ich fast Schläge kassiert. Meine Mitspieler fragten, ob ich ein Loch in der Schüssel hätte. Aber ich wollte immer weiter. Nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1958 wurden Sie sogar in die Nationalmannschaft berufen.

Ich war mit 26 Jahren ein Spätberufener und hatte das Glück, von Sepp Herberger entdeckt worden zu sein. Genau genommen war es so: Die Öffentlichkeit hat sich gewundert, warum Schalke keinen Nationalspieler stellt. Meine Form war recht gut, also wurde ich zur Nationalmannschaft eingeladen.

Auf Seite 2: Ein Einsatz unter Herberger

Seite 12
Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (1 Kommentar)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel