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Schalke-Blog: Von Lösegeld und Ablöse
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Thorsten bloggt wieder - und er findet: Es wurde höchste Zeit, dass der FC Schalke 04 von offizieller Seite aus zum Thema Manuel Neuer Stellung bezieht.

Clemens Tönnies hat den FC Schalke 04 im Geschachere um die Dienste Manuel Neuers vom ignorierten Zaungast fürs Erste wieder zum Taktgeber gemacht. Endlich, möchte man ausrufen und Clemens Tönnies auf die Schulter klopfen, endlich besitzt jemand die Courage, den Scheckbuchtätern aus dem Süden der Republik unmissverständlich vor den Latz zu knallen, dass auch für das arroganteste Selbstverständnis immer noch Grenzen existieren, die tunlichst nicht überschritten werden sollten!

Kohle unter unseren Füßen - der Schalke-Fanblog:

Das erste Spiel „seiner“ Schalker hat Thorsten Lueg 1972 in der alten Glückauf-Kampfbahn verfolgen können - und dann auch noch gleich das legendäre Pokalhalbfinale gegen den 1.FC Köln. Seit dieser Zeit hat er fast sämtliche Heimspiele des S04 vor Ort miterlebt. Ein Dauerkartenplatz in der VELTINS-Arena und der Besuch möglichst vieler Auswärtspiele runden die nackten Zahlen seines heutigen Fanlebens ab. Doch seine Vita weist Unstimmigkeiten auf. Im äußersten Nordwesten Dortmunds geboren, nur wenige Kilometer Luftlinie vom Borsigplatz entfernt zur Penne gegangen, das Geld fürs Studium als Taxifahrer auf den nächtlichen Straßen der Westfalenmetropole verdient, ist die verbotene Stadt für den heute in Essen lebenden Revierbürger stets die heimatliche Scholle geblieben - aber auch der beste Grund, mit ganzem Herzen königsblau zu denken und zu träumen. Einen größeren Beweis für seine Liebe zum FC Schalke 04 kann es nicht geben!

Das tut gut, auch wenn es vermutlich keine nennenswerte Wirkung auf die verkommenen Gepflogenheiten des Profifußballs ausüben dürfte. Trotzdem, der FC Bayern München und Deutschlands bester Torhüter müssen den Vollzug ihrer aalglatten Annäherungsversuche auf später verschieben. Anderthalb Jahre ist Manuel Neuer noch an seinen aktuellen Arbeitgeber vertraglich gebunden. Anderthalb Jahre, in denen sich die Situation für alle Beteiligten erheblich verändern kann. Anderthalb Jahre, die aus juristischer Sicht keinen Interpretationsspielraum für einseitig motivierte Vertragsbrüche zulassen.

Dass Verträge nicht erfüllt zu werden brauchen, hat der Europäische Gerichtshof mit seiner als Bosman-Urteil bekannten Entscheidung wohl kaum zum Ausdruck bringen wollen. Die gängige Praxis, einen wechselwilligen Spieler vorzeitig aus seinem Vertrag zu entlassen, taugt nicht zum veritablen Gegenbeweis. Ist und bleibt sie doch die einzige Möglichkeit der Vereine, auf dem Transfermarkt Erlöse zu erzielen. Was Fußballprofis und ihre „Berater“ seit 1995 indes aus dieser Konstellation gemacht haben, grenzt tendenziell an schamlose Erpressung, allenfalls abgemildert durch die aberwitzige Wahrnehmung, dass Lösegeld und Ablöse dem Wortstamm nach vergleichbar sind.

Der moralische Zeigefinger richtet sich auch gegen Manuel Neuer, der sich erstaunlich schnell mit den elitären Perspektiven eines karriereorientierten Berufsfußballers anfreunden konnte. Vergleichsweise bescheidene vier Jahre hat es gerade mal gedauert, bis sich Manuel Neuer mit einem unzweideutigen Bekenntnis zu seinem Stammverein schwerer tat als mit öffentlich 'rausposaunten Zweifeln am Fortbestand eines gültigen Vertragsverhältnisses.


Das derzeitige Verhalten Manuel Neuers gegenüber dem FC Schalke 04 und dessen Fans provoziert mehr als ein resignierendes Achselzucken. Seine Nordkurvenvergangenheit, die er oft genug in die Notizblöcke der Presse diktieren durfte, ist untrennbarer Teil des Gesamtbildes, das sich die fußballinteressierte Öffentlichkeit von ihm gemacht hat. Ginge Manuel Neuer zum FC Bayern München, zöge dies den vollständigen Verlust jeglicher Glaubwürdigkeit nach sich. Manuel Neuer, der Junge aus Gelsenkirchen, würde auf Jahre hinaus zum Sinnbild schnöder Käuflichkeit.

Manuel Neuers Lebensplanung steht am Scheideweg. Er gehört zu jener handverlesenen Schar von Fußballprofis, deren Qualität eine außergewöhnliche Karriere verspricht. Heute Gelsenkirchen, morgen München, übermorgen Madrid – Manuel Neuer ist beneidenswert! Doch die Zeit als Berufsfußballer währt nicht ewig. Und irgendwann wird sich Manuel Neuer dem Urteil stellen müssen, welche Chancen er genutzt und welche er vertan hat. Ob Manuel Neuer jemals das Denkmal werden wollte, zu dem wir Schalker Fans ihn liebend gerne gemacht hätten, wird aller Voraussicht nach eine unbeantwortete Frage bleiben. Man kann ihm nicht vorwerfen, ein Fußballprofi zu sein und wie ein solcher zu handeln. Aber man darf feststellen, dass es besonders schmerzhaft ist, sich in ihm, ausgerechnet in ihm, getäuscht zu haben.

Ich wünsche allen geneigten und weniger geneigten Lesern besinnliche Festtage und ein gutes Gelingen in 2011!

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