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Wattenscheid: Legenden
"Wir könnten Bücher schreiben"

SGW: Alt-09er über gestern, heute, morgen
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Sergio Allievi (45), Manfred Behrendt (59), Guido Naumann (41), Sammy Sané (48) und Olaf Skok (40) bringen es zusammen auf mehr als 650 Pflichtspiele für 09.

Die fünf Alt-09er gehören zum Kern der schwarz-weißen Traditionself, die sich am Samstag (18.30 Uhr) in der Lohrheide mit der aktuellen NRW-Liga-Mannschaft messen wird. RevierSport sprach mit den Ex-Profis über gestern, heute und morgen.

Herr Allievi, Sie waren zusammen mit Olaf Skok und Sammy Sané in den späten Neunzigern an der Lohrheide aktiv. Damals schnürten auch noch Stefan Blank und Christoph Jacob die Stiefel für die Sportgemeinschaft. Blank ist heute Trainer, Jacob Vorstandsvorsitzender. Wenn man Ihnen das vor zehn Jahren prophezeit hätte...

Allievi: ...hätte ich das nicht für möglich gehalten. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich gesagt: Bis zum Tod Hannes Bongartz. Auf der anderen Seite musste den Posten im Vorstand ja irgendwer übernehmen, von daher ist es gut, dass Christoph Jacob sich dazu bereit erklärt hat.

Das klingt, als würden Sie das Geschehen an der Lohrheide noch immer verfolgen.

Skok: Natürlich achtet man darauf, wo die SG Wattenscheid 09 steht. Vielleicht nicht mehr so intensiv wie damals, als man noch in höheren Klassen angesiedelt war. Aber man verfolgt gebannt, ob es jetzt wenigstens zum Klassenerhalt reicht. Das ist schon traurig genug.

Sammy Sané, Manfred Behrendt und Sergio Allievi sind auch desöfteren noch in der Lohrheide anzutreffen.

Naumann: Ich war auch öfters hier und hab mir die Spiele angeguckt. Ich dachte es wird ein Trainerposten frei (lacht).

Olaf Skok (li.) bringt es auf genau 100 Bundes- und Zweitligaspiele (Foto: pozo).

Kann man sagen, dass Wattenscheid 09 die wichtigste Station in Ihrer Laufbahn als Fußballprofi war?

Behrendt: Das auf jeden Fall. Wir haben hier einige Kapriolen geschlagen. Ich glaube, in meiner Zeit mit Jupp Koitka haben wir hier zusammen einiges bewegt. Das war schon ein schöner Abschnitt, mit Höhen und mit Tiefen. Leider haben wir 1974 knapp den Bundesliga-Aufstieg verpasst. Das schmerzt heute noch.

Naumann: Jupp und Manni sind auch heute noch gut befreundet (lacht).

Behrendt: Naja, jetzt nach der Karriere auf jeden Fall besser, als vorher. Wenn man älter wird, wird man auch vernünftiger. Dann passt das auch. Man darf nicht vergessen, wir haben fünf Jahre lang jedes Wochenende zusammen zwei Tage auf einem Zimmer gelegen. Das war schon hart (lacht).

1990 hat es mit dem Bundesliga-Aufstieg ja dann geklappt, seitdem verbindet man die Sportgemeinschaft ganz eng mit dem Namen Souleyman Sané. War es auch für Sie die wichtigste Station in Ihrer Karriere?

Sané: Es ist schon eine wichtige Station. Ich wohne fünf Minuten vom Stadion entfernt, auch meine Kinder haben hier angefangen Fußball zu spielen. Allerdings sind alle Vereine, bei denen ich Fußball gespielt habe, für mich wichtig. Ich wurde immer überall gut aufgenommen. Trotzdem verfolge ich das Geschehen, schau mir viele Spiele an oder zumindest die Berichterstattung in der Zeitung.

1996 gab es in der Lohrheide ein Spiel, an das viele Fans gerne zurückdenken. Damals traf man als Regionalligist in der ersten Runde des DFB-Pokals auf den amtierenden Deutschen Meister und späteren Europapokal- und Weltpokalgewinner Borussia Dortmund.

Allievi: Das war ein genialer Abend. Da kommen Leute wie Julio Cesar, Andi Möller, Stéphane Chapuisat und Michael Zorc in die Lohrheide. Das Spiel war wahnsinnig, du führst bis zur 75. Minute 3:1, dann fängst du dir noch zwei Dinger und musst in die Verlängerung. Dann haben wir nochmal alles mobilisiert und 4:3 gewonnen. Das gehört zu den Highlights, an die man noch oft denkt und über die man noch häufig redet.

Manfred Behrendt hat gerade schon von Höhen und Tiefen berichtet. Ebenfalls 1996 gab es ein Trainingslager an der portugiesischen Algarve. Da ist Andreas Sassen, der leider vor fünf Jahren sehr jung verstorben ist, mit einer holländischen Bardame durchgebrannt.

Allievi: Das ist auch so eine Geschichte. Wir könnten echt Bücher schreiben über die Zeiten damals. Aber sein Tod hat uns alle sehr getroffen. Von daher sollte man diese Geschichten auch ganz schnell wieder vergessen und nicht mehr erwähnen.

Aktuell droht der Sportgemeinschaft der Absturz in die Sechstklassigkeit, das wäre dann der vorläufige Tiefpunkt der Vereinshistorie. Blutet einem das Herz beim Blick auf die Tabelle?

Sané: Manchmal überlege ich, ob ich meine alten Schuhe nochmal anziehen soll, um ein bisschen zu helfen. Zwanzig Minuten schaff ich noch (lacht). Nein, im Ernst, das tut richtig weh. Ich denke, dass das jeder so empfindet, der mal für Wattenscheid gespielt hat. Aber ich wünsche dem neuen Vorstand, dass er es hinbekommt. Wichtig ist es, erstmal drin zu bleiben. Nächstes Jahr muss man schauen, welche Möglichkeiten es dann gibt. Aber das wird verdammt schwer.

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