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NHL: Über Bohrer und Wurzelbehandlung zum Stanley-Cup
Profis verlieren fünf Zähne pro Saison

NHL: Über Bohrer und Wurzelbehandlung zum Stanley-Cup
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Als Jaromir Jagr die National Hockey League (NHL) im vergangenen Sommer in Richtung Russland verließ, hatte er sein "Soll" fast erfüllt: Nach 16 Jahren in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga standen für den tschechischen Superstar nicht nur 1780 Scorerpunkte in 1442 Spielen zu Buche. Auch rund 60 falsche oder implantierte Zähne hatte der 37-Jährige auf dem Eis verloren.

Durschnittlich kommt es für einen NHL-Profi pro Saison zu fünf Verlusten in der Mundhöhle. Eine Verkleidung für das alljährliche Horror-Fest Halloween ist nicht mehr nötig. "Viele von uns bräuchten nur ihre falsche Zähne herausnehmen und könnten dann Angst und Schrecken verbreiten", meint Jagr und nimmt die Folgen des raubeinigen Geschäfts mit Humor.

Bei der Versorgung der Blessuren wird nichts dem Zufall überlassen. In den Kabinen der 30 NHL-Klubs stehen entsprechende Behandlungsstühle, das Personal wird sorgfältig ausgewählt. Schließlich braucht die schnellste Mannschaftssportart der Welt den schnellsten Zahnarzt der jeweiligen Stadt.

"Manchmal habe ich kaum mit der Behandlung angefangen, da guckt schon der Trainer um die Ecke und fragt, wann er den Spieler wieder auf dem Eis sehen kann", berichtet Dr. Don Goudy von den San Jose Sharks. Die harten Jungs der NHL müssen einiges vertragen - neben harten Checks vor allem das rasch wirkende Betäubungsmittel Septocaine, mit dem Goudy einen Zahn innerhalb von weniger als einer Minute vereisen kann.

So ist es keine Seltenheit, dass die Kufenstars bereits kurz nach einem schmerzhaften Malheur zur nächsten Schicht aufs Eis stürmen. Goudy, der für seine Dienste nur mit freiem Eintritt zu den Partien entlohnt wird, behandelt wie seine Kollegen in anderen NHL-Städten die "Opfer" beider Teams. Als seinen größten "Feind" bezeichnet er den Zamboni. "Verlorene Stiftzähne, die man vielleicht noch mal gebrauchen könnte, enden statt in der Hand der Spieler in der Drittelpause unter der Eismaschine", klagt Goudy.

Obwohl sich Behandlungsmethoden und Material in den vergangenen Jahren stark verbessert haben, sind selbst eingeschraubte Implantate aus Titan und der von rund 70 Prozent der Spieler getragene Mundschutz den bis zu 160 Stundenkilometern schnellen Schlagschüssen nicht gewachsen. Schlägt der Puck im Gesicht eines Profis ein, kommen Kräfte mit einem Wert von rund 500 Kilogramm zum Tragen. Folgerichtig machen noch immer Fotos grinsender Zahnloser die Runde und beweisen, dass der Weg zum Stanley Cup nur über Bohrer, Spritzen und Wurzelbehandlungen führt.

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