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VfL: Auf der Suche nach neuem Stürmer - Thomas Ernst
"Gesicht des Teams wird verändert"

VfL: Auf der Suche nach neuem Stürmer - Thomas Ernst
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Nach der vielleicht enttäuschendsten Hinrunde des VfL in seiner langen Bundesligageschichte prasselt derzeit die Kritik von allen Seiten auf die Verantwortlichen ein.

Die versuchen nun, die Scherben, die die Mannschaft in 17 Spielen hinterlassen hat, zu kitten. Fieberhaft geht die Suche nch einem Ausweg weiter, akribisch wird daran gearbeitet, dass sich die sportliche Situation in der Rückrunde zum Guten wendet. Während die Spieler in alle Himmelsrichtungen "geflohen" sind, versucht der Vorstand, Thomas Ernst und Ansgar Schwenken, abzuklopfen, was machbar ist. Grund genug, mit dem Sportvorstand über die Zukunft des VfL im Oberhaus zu sprechen.

Thomas Ernst, raubt Ihnen die momentane Situation den Schlaf?

Da ist etwas dran, denn in der Tat habe ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag kaum ein Auge zu bekommen. Schon auf der Weihnachtsfeier haben wir mit der Aufarbeitung der Hinrunde begonnen. Das kann man dann nicht so einfach ablegen.

In der Sommerpause herrschte noch so etwas wie Vorfreude auf die Saison. Nach der desolaten Hinrundenbilanz ist die völlig verschwunden.

Das ist eine Situation, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Wenn man bei einem Klub wie dem VfL unterschreibt weiß man, dass man immer wieder in sportliche Lagen kommt, in denen es gegen den Abstieg geht. Das ist normal und entspricht vor allem auch den wirtschaftlichen Gegebenheiten. Das es uns aber so schnell und massiv ereilt, das hätte ich nicht für möglich gehalten.

Gemeinsam mit Ansgar Schwenken haben Sie die Hinrunde analysiert. Mal ehrlich, was ist schief gelaufen, was ist konkret passiert?

Ich denke, wir haben viele ordentliche Spiele gemacht, sie aber nicht mit der letzten Überzeugung zu Ende gebracht. Immer fehlten hier und da ein paar Prozent, vielleicht auch der letzte Wille. Ich habe irgendwann in der Saison bemerkt, dass uns die gewisse Galligkeit fehlt. Vielleicht müssen sich die Spieler hinterfragen, ob 80 Prozent Kameradschaft und 80 Prozent Einsatz genug sind.

Fehlt es an Qualität? Ja. Wenn man auf die elf Punkte schaut, dann hat es in der Hinrunde an Qualität gefehlt. Das, was gezeigt wurde, war einfach zu wenig. Vielleicht wurde aber auch vorhandene Qualität nur nicht abgerufen.

Als Slawo Freier und Vahid Hashemian unterschrieben hatten, wurde gejubelt. Heute sind beide als Fehleinkäufe geächtet.

Als mein Vertrag beim VfL perfekt war und ich über den Stand der Verpflichtungen informiert wurde, war ich mir mit meinem Vorgänger einig. Grundlage für die Transfers waren das, was die Spieler früher geleistet haben und was sie noch leisten könnten. Das ist der Maßstab. Ich bin heute noch davon überzeugt, dass die Verpflichtungen zum damaligen Zeitpunkt der richtige Weg war. Dass danach durch Verletzungen und Formschwankungen beide noch nicht eingeschlagen haben, das kann man vorher nicht wissen.

Sein Name kursiert in Bochum: Ex-VfLer Theofanis Gekas (Foto: firo).

Kurz vor dem Köln-Spiel sorgte der Fall Hashemian für Schlagzeilen. Jetzt wird Ihnen Ratlosigkeit und Panik vorgeworfen.

Es war absolut richtig, die Strafe auszusprechen. 26 Profis muss man nach bestimmten Spielregeln führen. Es gibt klare Anweisungen, was das Teamverhalten angeht, da kann keiner sein eigenes Süppchen kochen. Gerade in so einer schwierigen Phase muss jeder mit einer Strafe rechnen, wenn er ausschert. Es wäre aus Sicht des Teams eine falsche Maßnahme gewesen, das zu ignorieren. Wenn sich jetzt Empörung breit macht, dann ist das absurd. Die gleichen Kritiker hätten uns vorgeworfen, dass die Spieler uns auf der Nase herumtanzen, wenn wir gar nicht reagiert hätten.

Bei der Bestandsaufnahme sollte alles hinterfragt werden. Auch der Trainer. Gab es im Vorstand Zweifel an Marcel Kollers Arbeit?

Zunächst etwas Grundsätzliches: Wir glauben weiterhin an die Qualität des Trainers, der sich selbst in der schwierigsten Situation im Umgang mit der Mannschaft souverän gezeigt hat. Doch wenn wir eine ernsthafte Analyse angehen, kann man den Trainer als sportlich Verantwortlichen nicht außen vor lassen. Deshalb haben wir auch über den Trainer gesprochen, was nicht heißt, dass wir seine Arbeit nicht schätzen. Nach einem langen Gespräch sind wir zu der Überzeugung gekommen, den Weg mit dem Coach gemeinsam zu gehen.

Mit dem Bekenntnis zum Trainer hat man ein Zeichen gesetzt. Aber das kann doch nicht alles gewesen sein, oder?

Nein. Uns ist auch völlig klar, dass wir mit dem Trainingsbeginn am 2. Januar nicht zur Tagesordnung übergehen können und so weitermachen wie bisher. Ich hatte schon Gespräche mit einigen Spielern, und die Gedanken der Mannschaft gehen in die gleiche Richtung. Wir werden allen nochmals verdeutlichen, dass es die verdammte Pflicht eines jeden Spielers ist, sich 100prozentig mit dem Verein zu identifizieren, alles in seinen Beruf zu investieren und die Entscheidungen des Trainers jederzeit zu akzeptieren.

Aber Sie werden es sicherlich nicht nur bei Worten belassen?

Nein, wir haben uns entschlossen, das Gesicht der Mannschaft zu verändern. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber so viel sei gesagt: Wir bemühen uns, Spieler abzugeben und uns auf einer, besser zwei Positionen zu verstärken. Es ist doch kein Geheimnis, dass der VfL einen Knipser sucht... Ja, das stimmt. Die Stürmersuche hat Priorität. Auch wenn das nicht leicht ist. Denn wer sucht keinen guten Stürmer? Letztlich würde uns aber auch helfen, wenn uns der eine oder andere unzufriedene Spieler verlassen würde. Das gäbe uns wirtschaftlich neue Luft.

Im Winterloch wird das Thema Gekas zum Dauerbrenner. Erteilen Sie diesen Spekulationen eine Absage?

Dass Fanis nach seiner erfolgreichen Zeit in Bochum gehandelt wird, ist nicht zu vermeiden. Er ist ja auch wechselwillig. Aber ich kann nur sagen, wenn schon die Frankfurter sich nicht in der Lage sehen, ihn zu verpflichten, wie soll es dann dem VfL möglich sein? Da müsste Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Wir stehen bereit, aber es gibt keine Signale, dass wir ihn geschenkt bekämen.

Was gibt es sonst für Perspektiven bei der Stürmersuche?

Wir sind am kommenden Wochenende unterwegs, schauen uns Spieler im Ausland an, sichten DVDs und hoffen, fündig zu werden.

Wenn man neun Spiele von 17 nicht verliert, sollte man eigentlich nicht auf einem Abstiegsplatz überwintern.

Das ist wirklich sonderbar. Wir haben nämlich im Vergleich zu vergangenen Jahren nicht außergewöhnlich viele Spiele verloren. Die Crux ist nur, wir haben eben außergewöhnlich viele Spiele nicht gewonnen.

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