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Herne: Sammlerstücke, Souvenirs und eine geschlossene Gesellschaft
Westfalia erinnert an Westmeister

Herne: Sammlerstücke, Souvenirs und eine geschlossene Gesellschaft
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"Im Schatten der Bundesliga ist man immer gezwungen, sich etwas Besonderes einfallen zu lassen", verkündet Bernd Faust, Promoter des SC Westfalia Herne, sein Credo. Welche Chance sollte der Traditionsverein eingezwängt zwischen dem BVB (20 Minuten über die B1), Schalke 04 (zehn Minuten am Kanal entlang immer geradeaus) und dem VfL Bochum (locker per U-Bahn oder Fahrrad) auch sonst haben?

Dabei gehen die Herner einem medialen Großereignis entgegen: Im April 2009 jährt sich die legendäre Westmeisterschaft von 1959 zum 50sten Mal. "Bereits jetzt haben sich die ersten Fernsehsender angemeldet, denn die Geschichte von der sensationellen Meisterschaft damals und dem schwierigen Überleben eines Traditionsvereins im Mittelfeld der Fußball-Ligen rührt bis heute viele Menschen", bringt Faust die Faszination "Westfalia" auf den Punkt. Eintrittskarten Anlässlich des Events hat man die Idee aufgegriffen, besondere Eintrittskarten zu produzieren. "Früher wurden Karten für Popkonzerte eigens gestaltet, bevor sie durch die langweiligen Standardkarten ersetzt wurden. Dieses alte Flair wollten wir aufgreifen, auch um unseren Fans einfach etwas Erinnerungswürdiges für ihr Eintrittsgeld zu präsentieren", betont der umtriebige Mitt-30er. Dabei soll dies nur der Beginn der Aktionen sein. "Eine Stadt wie Herne gibt viel Geld für das Stadtmarketing aus. Mit dem Jubiläum des SCW gibt es eine Gelegenheit, unsere Heimatstadt und unseren Verein in den Medien jenseits der Klischees neu zu präsentieren, die eigentlich nicht zu bezahlen ist. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Stadt diesen Termin nutzt, denn das wäre für alle eine perfekte ‚Win-win-Situation’", erklärt Faust im Branchenjargon.

Die "Marke Westfalia Herne" wieder stärker ins Gespräch bringen, dies ist auch ein Thema für den Ehrenpräsidenten Jürgen Stieneke. "Ich hoffe sehr, dass wir im Frühling des nächsten Jahres sowohl durch unsere Geschichte positive Schlagzeilen machen als auch durch die sportlichen Leistungen der Gegenwart." Ziel ist es für die aktuelle Elf, um den Aufstieg in die Regionalliga mitzuspielen, so dass man dem 50 jährigen Jubiläum der großen SCW-Mannschaft sportlich wenigstens entgegen halten kann. "Aber für die Leistungen von damals", so Stieneke, der als Jugendlicher die Spiele im Stadion verfolgte, "kann man einfach nur den Hut ziehen."

Stadionheft In Sachen Stadionzeitung ist der Herner Klaus Wissing wirklich ein Routinier. Seit fast 25 Jahren gibt er zu den Heimspielen seiner Westfalia am Schloss Strünkede eine Stadionzeitung heraus: "Im Format A5 oder A4, fotokopiert, gedruckt, manchmal sogar nur getackerte Blätter, mal mit buntem Cover, mal schwarz-weiß. Mal haben wir einer Produktionsfirma nur Artikel geliefert, mal haben wir alles, inklusive die Werbung hereinzuholen, in Eigenregie gemacht. Zwischen Oberliga und Landesliga haben wir wirklich alle Print- und Vermarktungsvarianten durchgemacht. Insofern spiegelt sich das Auf und Ab des Vereins auch in der Stadionzeitung wieder", erzählt der Oberstudienrat für Deutsch und Philosophie lächelnd.

Und stets war es für ihn nur ein Hobby. Aber Wissing ist sich sicher: "Die Zuschauer wollen sonntags im Stadion eine Zeitung haben. Das gehört zum Service und zur Tradition." Heute, in der neuen NRW-Liga, erscheint der "SCW-Report" kostenlos zu jedem Heimspiel im schicken A4-Format mit einem farbigen Hochglanz-Cover, während der innere Teil vom Layout doch eher etwas hölzern wirkt. Klar, jede Änderung und jeder Feinschliff an der vorgegebenen Textmaske muss extra bezahlt werden. Umgerechnet 1,35 EUR inklusive Mehrwertsteuer kostet ein 16seitiges Heft in der reinen Produktion. Diese Kosten müssen durch die Werbeeinnahmen erst einmal gedeckt werden, aber gerade für die Werbepartner lohnt es sich, meint Wissing, dass man das gute alte Stadionheft nun "aufgestylt" hat.

"Seit wir das Farbcover haben, finden wir nach den Heimspielen keine weggeworfenen Exemplare mehr auf der Tribüne. Die Zuschauer nehmen das Heft wirklich mit nach Hause." Dass es sich beim "SCW-Report" um eine quasi vorprogrammierte Rarität handelt, liegt schon an der knapp kalkulierten Auflage: Nur für etwa jeden "zweiten Gast" gibt es ein Exemplar, so dass die Auflage zum Anpfiff des sonntäglichen Spiels stets vergriffen ist.

Im Netz "Das Internet ist gerade auch für die kleinen Vereine eine riesige Chance, sich zu präsentieren. Nur weiß noch keiner so genau, wie man es auch rentabel gestalten kann", resümiert Michael Cibien seine Erfahrung als Webmaster der offiziellen Homepage des SC Westfalia Herne.

Im Monat erzielt die Seite etwa 40.000 Klicks, was durchaus Regionalliga-Niveau ist. Gebastelt wird alles an Cibiens Privatrechner. "Nachts, wenn Frau und Kind schlafen, hacke ich die neuen Bilder und Texte auf die Seite." Es brauchte einige Zeit, bis die "Senioren" im Vorstand des SCW das Internet als Möglichkeit erkannten, aber mittlerweile kann Cibien mit der offiziellen Unterstützung des Vereins arbeiten. Dabei hat gerade auch Westfalias Homepage alle Probleme durchgemacht, die im "anonymen" Internet virulent sind.

Das "SCW-Forum" musste bereits ausgelagert werden, weil sich Fan-Gruppierungen aufs Übelste stritten oder Trainer und Spieler vulgär beschimpft wurden. Tatsächlich gab es sogar einen "User", der unter verschiedenen Namen hitzige Debatten mit sich selbst führte. Zumindest diesen Auswüchsen der "freien Meinungsäußerung" soll durch eine Registrierung künftig der Riegel vorgeschoben werden. Besonders stolz ist Cibien auf seine SCW-Galerie. Hier werden nach jedem Spiel der Westfalia die Bilder des Tages hoch geladen: Fans und Stadien, Currywurst und Kinder im Vereinsdress, Tribünenatmosphäre und die Kicker auf dem grünen Rasen. Ein stimmiges Bilderpotpourri zwischen Groundhopping und Dokumentation mit einem kreativen und ansprechenden Design. Und die Arbeitszeit?

"Vergiss es! Frag lieber gar nicht nach", winkt der Webmaster schnell ab. Bestätigung findet er vor allem bei den Nutzern der Seite. "Westfalia hat tatsächlich Fans in der ganzen Bundesrepublik, was an der Tradition und der Vereinsgeschichte liegen muss, aber einer der Höhepunkt ist ein Klick, der jeden Sonntagabend kommt: aus Neuseeland!"

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