Aus den sieben Leihspielern, die ab dem 1. Juli zu Bundesliga-Vizemeister Schalke 04 zurückkehren, sind sechs geworden. Am Montag gab Fußball-Zweitligist Erzgebirge Aue die Verpflichtung von Schalkes Nachwuchsspieler Luke Hemmerich bekannt. Der 20-jährige Mittelfeldspieler, zuletzt an den VfL Bochum ausgeliehen, verlässt Schalke und erhält bei den Auern einen Vertrag bis 2021. Hemmerich ist weg – die größten Baustellen muss Manager Christian Heidel aber noch abarbeiten.
Höwedes fehlt die Spielpraxis
Mit Urgestein Benedikt Höwedes (30), der in Schalkes Knappenschmiede ausgebildet wurde, 2007 den Sprung zu den Profis schaffte, anschließend aufgrund seiner beherzten Spielweise Publikumsliebling, Nationalspieler und 2014 Weltmeister wurde, kehrt ein Star von Juventus Turin zurück. Wettkampfpraxis kann der Abwehrspieler kaum vorweisen. Höwedes, der sich über kontinuierliche Einsätze eigentlich für einen WM-Kaderplatz bewerben wollte, absolvierte wegen großer Verletzungsprobleme nur drei Spiele für Juventus.
Unter Trainer Domenico Tedesco, der das offensive Verteidigen bevorzugt, hat der Routinier mit seiner klassischen, eher abwartenden Spielweise auch künftig keine Chance auf regelmäßige Einsätze.
In der Team-Hierarchie ist Höwedes zudem durch den Verlust der Spielführer-Binde deutlich abgerutscht und müsste sich hinter Wortführern wie Kapitän Ralf Fährmann oder Abwehrchef Naldo einreihen. Konkrete Angebote gibt es bisher nicht für Höwedes. Für alle Beteiligten würde ein Wechsel am meisten Sinn machen. Den Ur-Schalker Höwedes reizt zur Horizont-Erweiterung nach wie vor das Ausland.
Ähnlich ist die Situation bei Johannes Geis (24), der zuletzt an den FC Sevilla ausgeliehen war. Den großen Durchbruch schaffte der Defensivspieler in Spanien zwar nicht, hat sich nach eigener Einschätzung aber durch die Auslandserfahrung und einige Champions-League-Einsätze enorm weiterentwickelt. „Ich habe in Sevilla von großartigen Spielern gelernt“, bilanziert Geis und bedankte sich via Instagram für „unvergessliche Momente“. Für Geis ist die Ausgangslage nun schlechter als vor Jahresfrist: Mit Nabil Bentaleb, Benjamin Stambouli, Weston McKennie und Alessandro Schöpf gibt es vier Schalke-Konkurrenten auf der Sechser-Position. Zudem soll noch ein neuer Mittelfeldspieler kommen. Auch bei Geis läuft es auf einen Wechsel hinaus.
Während Geis mit seinem Berater den Markt sondiert, sieht die Tendenz für den Spanier Coke vielversprechender aus. Offiziell hinterlegt ist das Interesse des spanischen Klubs FC Villarreal, der den Außenverteidiger gerne fest verpflichten möchte. Zudem soll UD Levante, wohin Coke zuletzt ausgeliehen war, ebenfalls an einem Transfer interessiert sein. Schalkes Trainer Domenico Tedesco schätzt den Routinier zwar aufgrund seines hohen Werts für das Team-Innenleben, findet sportlich aber keine Verwendung für ihn. Coke hat seine Stärken im 4-4-2-System, auf Schalke wird unter Tedesco mit der Dreier-Abwehr verteidigt.
Offensivspieler Donis Avdijaj (21) ist nach seiner Leihe zu Roda Kerkrade chancenlos auf Schalke. Der technisch versierte Deutsch-Kosovare würde „zu Fuß nach Schalke laufen“, um spielen zu können. Diese Sympathie beruht allerdings nicht auf Gegenseitigkeit. Avdijaj, der sich in der Vergangenheit die eine oder andere Verfehlung leistete, spielt in den Planungen von Disziplin-Verfechter Tedesco überhaupt keine Rolle. Da er in Kerkrade (elf Spiele, drei Tore, zwei Assists) durchaus Eindruck hinterließ, könnte ihn die Reise erneut nach Holland führen.
Fürth ist schon sehr weit bei Reese
Stürmer Fabian Reese (20) überzeugte als Leihgabe bei Greuther Fürth und wird wohl auch in der kommenden Saison auf Leihbasis für die Kleeblätter spielen. Greuther Fürths Sportdirektor Rachid Azzouzi sagt gegenüber dieser Zeitung: „Wir sind schon ziemlich weit mit Schalke.“ Reese soll beim Schalker Trainingsstart am 1. Juli zunächst noch dabei sein. Gleiches gilt für Angreifer Haji Wright (20), der in Sandhausen enttäuschte. Für den Amerikaner Wright sucht Schalke einen neuen Klub zum Spielpraxis-Sammeln. Viel Arbeit also für Christian Heidel.