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BVB - S04
"Mein BVB-Trikot trägt meine Frau"

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Ingo Anderbrügge, Ingo Anderbrügge
Ingo Anderbrügge, Ingo Anderbrügge Foto: Kai Kitschenberg
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Ingo Anderbrügge hat es trotz Dortmunder Vergangenheit in die Schalker Jahrhundertelf geschafft. Er ist stolz, für beide Klubs gespielt zu haben.

In der „Fußballfabrik“ von Ingo Anderbrügge wird mittags gemeinsam gegessen – und über Fußball diskutiert. In dieser Woche noch etwas intensiver als sonst. Nicht nur für den Chef, der für Schalke und Borussia Dortmund gespielt hat, ist das Revierderby das Spiel des Jahres. Wir haben den 53-Jährigen, der mit den Königsblauen 1997 den Uefa-Cup gewann, vor dem Spiel der Spiele getroffen. Nicht zum Mittagessen, aber zu einem Gespräch über alte Trikots, Frotzeleien vor dem Derby und ein Spiel, für das sich Ingo Anderbrügge stark machen würde.

Herr Anderbrügge, Sie haben sowohl das schwarz-gelbe als auch das blau-weiße Trikot getragen. Blau und Weiß stand Ihnen vermutlich besser, oder? Selbstverständlich sind Blau und Weiß die schöneren Farben. Zum FC Schalke 04, bei dem ich zwölf Jahre gespielt habe, bei dem mich die Fans in die Jahrhundertelf gewählt haben, ist die emotionale Bindung natürlich größer. Ich würde aber niemals auf Borussia Dortmund schimpfen, nur weil die Fans das hören wollen.

Werden Sie von den Fans denn noch auf Ihre Zeit beim ungeliebten Nachbarn angesprochen? Ja, ich bin für Schalke häufig als Repräsentant unterwegs. Dann heißt es immer: ‘Ingo, erzähl doch mal was von der Zeit bei den Zecken.’ Dann erzähle ich ihnen, dass es in Dortmund richtig schön war. Und dass ich dem Verein, vor allem BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball, auf ewig dankbar sein werde. In Dortmund habe ich die Chance bekommen, im Profifußball Fuß zu fassen. Mein Papa ist auch deshalb besonders stolz auf mich, weil sein Sohn nicht für Schalke oder Dortmund, sondern für beide größten Vereine im Ruhrgebiet gespielt hat.

Haben die Fans Verständnis dafür? Ja, die meisten schon. Es ist ja nicht so, dass ich mit den Emotionen der Schalker spielen würde. Ich würde zum Beispiel niemals für die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund auflaufen, obwohl Günter Kutowski mich schon oft eingeladen hat. Ich verspreche: Das BVB-Trikot ziehe ich nicht mehr an.

Haben Sie Ihre alten BVB-Trikots behalten? Zwei Trikots habe ich noch und beide werden sogar noch getragen. Beim Derby werde ich mit meiner Frau im Stadion sein. Katrin ist eine tolle Frau, aber sie ist halt BVB-Fan. Sie hat sich sehr gefreut, als ich ihr meine alten Trikots geschenkt habe. Sie trägt sie im Stadion und wird sogar darauf angesprochen.

Aber Ihre Ehe ist auch in der Derbywoche glücklich. . . Sehr glücklich sogar. Natürlich bekommt meine Frau mal einen Spruch. Gerade jetzt, wo Schalke vor Dortmund steht. Irgendwie war auch mal ihre Kaffeetasse mit dem BVB-Logo verschwunden (lacht). Sowas gehört vor dem Derby dazu, auch Frotzeleien wie diese, machen das Spiel doch zu dem, was es ist.

Ist Schalke gegen Dortmund tatsächlich die Mutter aller Derbys? Fast jeder Fan hat ein Derby, das für ihn das allerwichtigste ist. Der Münchner, der Kölner, der Gladbacher und viele andere eben auch. Das Revierderby betrachte ich aber schon als die Mutter aller Derbys. Es ist nicht nur von der räumlichen Nähe der beiden Vereine, sondern auch vom Bergbau geprägt. Beruflich waren die Arbeiter unter Tage eng verbunden, da musste sich der Schalker blind auf den Dortmunder verlassen können. Am Wochenende haben die Kumpel dann aber Welten getrennt. Deshalb hätte ich mich gerne für das Jahrhundertspiel stark gemacht, das die RAG-Stiftung geplant hat – mit Schalkern und Dortmundern in einer Mannschaft.

Die Fans waren gegen dieses Spiel und haben das kundgetan. Die Vereinsvertreter haben sich eher zurückhaltend geäußert. Ich hätte dieses Spiel sehr begrüßt. Es gibt doch auch vor diesem Derby wieder Appelle von allen Seiten an die Fans, friedlich zu bleiben. Und es treten doch immer wieder Chaoten auf, die Steine schmeißen oder Kindern den Schal wegnehmen, nur weil ihnen die Farbe nicht gefällt. Mit diesem Spiel können diese beiden geilen Clubs diesen Idioten zeigen, wie es funktioniert – nämlich über eine gemeinsame Geschichte, den Bergbau.

Haben Sie als Spieler bei Derbys Ausschreitungen erlebt? Als Spieler habe ich das nicht so miterlebt, als Zuschauer aber schon. Letztens erzählte mir ein Vater, dass er mit seinem Sohn beim Derby war, er schreckliche Angst hatte und seitdem nicht mehr ins Stadion gehen möchte. Das darf nicht sein. Auch mein Sohn hatte ein traumatisches Erlebnis, sogar auf Schalke. Er war als kleiner Junge Bayern-Fan und fragte mich, ob er seinen Schal aus dem Autofenster hängen darf. Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht. Vor dem Stadion kam ein S04-Fan und riss seinen Schal weg. Als er mich gesehen hat, war ihm das peinlich. Solche Menschen haben im Stadion nichts zu suchen.

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