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HSV-Manager Bester
"Es hat mir leidgetan für Schalke"

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HSV-Manager Bester: "Es hat mir leidgetan für Schalke"
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Marinus Bester stand im Mai 2001 in der Freistoß-Mauer des HSV, die Anderssons Schuss nicht blockte. Das hatte für Schalke fatale Folgen.

Spätestens als seine Frau im Parkstadion mit Bier übergossen wurde, hatte Marinus Bester genug von Schalke. Bei den Königsblauen erlebte der Stürmer 1993 seine sportlich schlechteste Zeit. Nach nur einem halben Jahr verließ er die Königsblauen wieder. Heute ist der 48-Jährige Talentmanager beim Hamburger SV, bei dem Club, der am Sonntag auf Schalke antritt. Und in dessen Trikot er unfreiwillig Fußballgeschichte schrieb – zum Leidwesen aller Schalker. Im Interview spricht Marinus Bester über den 19. Mai 2001, Huub Stevens und Cristiano Ronaldo.

Herr Bester, wissen Sie noch, wo Sie am 19. Mai 2001 gegen 17.20 Uhr waren? Marinus Bester: Wenn Sie mich so direkt fragen, war ich wohl ein Teil der Hamburger Mauer, die auf der Torlinie stand, als Patrik Andersson im Volksparkstadion zum Freistoß anlief. Er hat den Ball versenkt und Bayern München war wieder Deutscher Meister. Eine unglaubliche Geschichte. Für mich war es sicher nicht so emotional wie für die Schalke-Fans, aber leidgetan hat es mir schon.

Wie haben Sie die Situation erlebt, mit der Schalke nach der 04-Minuten-Meisterschaft ins Tal der Tal Tränen gestürzt wurde? Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Bayern in absolute Ekstase verfallen sind. Die Frage, ob es nun ein Rückpass auf Schobi (Anm. d. R. Mathias Schober) war, der zum Freistoß geführt hat, hätte wahrscheinlich auch kein Videobeweis zweifelsfrei klären können. Dieses Tor wird immer einen Platz in den Geschichtsbüchern der Bundesliga finden – und ich war, wenn auch nur unerheblich, ein Teil dieser Geschichte.

Hätten Sie das Tor denn nicht verhindern können? Nein, keine Chance. Ich meine, dass der Ball an Stig Töfting und Andi Fischer vorbeigegangen ist. Die Entfernung zum Tor war ja nur ein paar Meter und Patrik Andersson hat den Ball perfekt getroffen. Er ist dann irgendwie an allen Beinen vorbei ins Netz gerauscht. Aber das zeigt auch die Qualität der Bayern, die bis zur letzten Sekunde nicht aufgegeben haben.

Werden Sie noch häufig auf dieses Herz­schlag­fi­na­le angesprochen? Natürlich, das hat kein Fußballfan vergessen. Zu der Zeit, als Huub Stevens Trainer in Hamburg war, war ich Teammanager beim HSV. Unser damaliger Pressesprecher konnte es sich nicht verkneifen, Huub zu stecken, dass ich dabei war, als das Tor fiel. Als ich an Huubs Büro vorbeigelaufen bin, hat er mich hereingerufen. Er war stinksauer auf mich. Wir haben dann aber beide gelacht, es waren ja schon ein paar Jahre vergangen.

Sie haben selbst ein halbes Jahr für Schalke gespielt. In der Hinrunde der Saison 1993/94. Welche Erinnerungen haben Sie an den Verein? Zunächst einmal ganz gute. Denn es war schon kurios, wie Rudi Assauer und ich Einigung über die Leihe erzielt haben. Ich lag im Uniklinikum in Hamburg-Eppendorf, weil ich gerade eine Operation an den Polypen hatte. Rudi Assauer kam zu mir ins Krankenhaus und wir haben dort alles klar gemacht. Na ja, sportlich sind meine Erinnerungen an meine Zeit auf Schalke aber eher mau, oder ich drücke es mal so aus: es war sehr lehrreich.

Inwieweit lehrreich? Es war irgendwie schon merkwürdig, als ich im Sommer 1993 kam. Die Mannschaft hatte das Gefühl, dass Trainer Helmut Schulte sowieso bald gehen muss. So war es dann auch, im Oktober übernahm Jörg Berger. Als Fußballspieler hatte ich meine schlechteste Zeit auf Schalke. Mir wollte so gut wie nichts gelingen – aber da suche ich die Schuld allein bei mir. Dass mich die Fans gnadenlos ausgepfiffen haben, hat mir trotzdem wehgetan. Da kann jeder Profi viel erzählen, das blendet keiner aus, das bekommt man Eins zu Eins so mit. Außerdem ist meine Frau auf der Tribüne mit Bier überschüttet worden. Es war bestimmt keine Absicht, aber es hat nicht gerade dazu beigetragen, dass wir in Gelsenkirchen zufriedener waren. Die Rückrunde habe ich schon nicht mehr erlebt, zur Winterpause ging es zu Werder Bremen.

Unter Trainer Domenico Tedesco hat sich auf Schalke schwer was getan, das ist in Hamburg angekommen. Ich bin gespannt, ob es Schalke gelingt, Leon Goretzka zu halten, ob Christian Heidel ihn davon überzeugen kann, den Weg mitzugehen. Das wäre in meinen Augen eine gefühlte Meisterschaft.

Marinus Bester

Seit Ende 2015 sind Sie wieder beim Hamburger SV. Eine Zeitung hat Sie „Supermanager“ genannt. Ich würde eher sagen: Talentmanager. Nachdem ich 13 Jahre als Teammanager beim HSV tätig war, hat der Verein eine Analyse erstellt, die ergab, dass die Durchlässigkeit vom Nachwuchsbereich zu den Profis nicht so war, wie sich der Club das vorgestellt hat. Also wurden Lösungen gesucht und es wurde unter anderem die Stelle des Talentmanagers geschaffen.

Wie sehen Ihre Aufgaben aus? Ich arbeite mit den Spielern in Bereichen, wo es auch menscheln darf. Ich bin ihr Ansprechpartner, koordiniere viel und stimme viel für sie ab. Das bezieht sich auch auf den privaten Bereich oder die Schule. Die Chance, als talentierter Jugendspieler beim HSV mit den Profis trainieren zu können, war wahrscheinlich nie größer als heute. Aber ich sage auch: es ist Leistungssport. Wenn Christian Streich sagt, dass alle so sein wollen wie Ronaldo, Ronaldo aber nur da ist, wo er ist, weil er sich das hart erarbeitet hat, dann hat er absolut recht. Die Frage, ob man bereit dazu ist, kann nur der Spieler für sich selbst beantworten.

Vorbild für viele Nachwuchsleistungszentren, nicht nur in Deutschland, ist die Schalker Knappenschmiede. Es geht nicht darum, in Ehrfurcht zu erstarren, sondern zu sagen: das wollen wir auch erreichen. An der Spitze steht auf Schalke mit Norbert Elgert ein U19-Trainer, der bedingungsloses Vertrauen von allen Leuten im Verein hat. Ich schätze seine Arbeit sehr.

Mit Jann-Fiete Arp hat der HSV einen jungen Spieler unter Vertrag, der mit gerade mal 17 Jahren die Bundesliga aufmischt. Wir haben viele spannende Jungs, Jann-Fiete Arp ist einer von ihnen. Aber es ist Wahnsinn, was gerade in den Medien auf ihn einprasselt. Er ist noch nicht mal Profi, sondern mit 17 Jahren ein professionell fußballspielender Schüler. Wir haben gerade erst mit seiner Schule eine Einigung erzielt, dass er bei rund 75 Prozent der Trainingseinheiten dabei sein kann. Ein Fernsehsender hat aber schon Vergleiche mit Cristiano Ronaldo angestellt. Da heißt es dann: Jann-Fiete hat diese Saison in drei Ligaspielen zwei Tore erzielt, Ronaldo in sieben Ligaspielen erst ein Tor. Auch wenn der Vergleich bestimmt nicht ganz ernst gemeint ist, ist das nicht gut. Es zeigt aber, wie sich die Zeiten geändert haben.

Am Sonntag ist der HSV zu Gast auf Schalke. Was trauen Sie Hamburg zu? Wenn wir als Mannschaft auftreten, kompakt stehen und die Fehlerquote gering halten, dann traue ich dem HSV auch auf Schalke etwas zu. Das Team muss selbstbewusst auftreten, sonst wird es in der Arena schwer. Unter Trainer Domenico Tedesco hat sich auf Schalke schwer was getan, das ist in Hamburg angekommen. Ich bin gespannt, ob es Schalke gelingt, Leon Goretzka zu halten, ob Christian Heidel ihn davon überzeugen kann, den Weg mitzugehen. Das wäre in meinen Augen eine gefühlte Meisterschaft.

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