In einer Kneipe in Langenbochum war das, erzählt Gerd Beltermann, da kam auf einmal Rudi Assauer mit seiner Tochter Bettina Michel durch die Tür. Beltermann sieht ihn, Beltermann spricht ihn an. „Aber er hat mich nicht erkannt.“
Drei Jahre haben sie zusammen die Schulbank der Berufsschule gedrückt. Danach spaltete sich der Weg. Der Hertener arbeitete als Handwerker, Assauer ging auf den Pütt und legte danach eine große Karriere hin: Fußballprofi, jüngster Manager der Bundesliga, Schalke-Boss, markanter Macho mit Zigarre, Glamour-Mann neben Schauspielerin Simone Thomalla. Jetzt soll der an Alzheimer erkrankte 73-Jährige Ehrenbürger der Stadt Herten werden.
Der hat ja kein Abitur und nix. Und trotzdem ist er Manager geworden. Irgendwie hat er das verstanden.
Gerd Beltermann, Schulfreund
Warum nicht, sagt Beltermann, der in einer Kneipe sitzt. Auf dem Tresen steht eine Tasse Kaffee. „Wenn er das noch mitbekommt.“ Als Beltermann mit 14 Jahren zur Berufsschule ging, da kam Assauer gleich hinterher. „Er ist ja nur ein Tag jünger als ich.“ Assauer sei eigentlich ganz gut gewesen, auch wenn er „immer den Kopf zurückgeworfen und über Fußball gequasselt hat“. Ein Fußballer-Leben bei Borussia Dortmund, Werder Bremen und Schalke 04 habe er seinem Schulkollegen nicht zugetraut. „Der hat ja kein Abitur und nix. Und trotzdem ist er Manager geworden. Irgendwie hat er das verstanden.“ Beltermann hält mit der linken Hand seine rechte fest. Schlaganfall. Früher war der 73-Jährige bei den Schalke-Spielen dabei, in der Glückauf-Kampfbahn. „Wir sind nach dem Spiel immer auf den Rasen. Da hatten wir schon einen in der Kiste.“ Assauer habe auch gerne zum Glas gegriffen. „Der hat auch oft einen gehoben.“ Lang ist das her.
Als Assauer Manager von Schalke 04 war, gewannen die Könisgblauen 1997 den Uefa-Cup, wurden zweimal DFB-Pokalsieger (2001 und 2002). Im Mai 2006 hörte Assauer auf, überstand eine private Trennung und zog bei seiner Tochter ein. In Herten, wo er im Süden aufgewachsen ist und bei der Spielvereinigung gekickt hat. Und wo er kurzzeitig auf der Zeche Ewald gearbeitet hat.
„Der Assauer isses nicht“
Ein Passant
Der Vorstoß des parteilosen Bürgermeisters Fred Toplak, Assauer zum Ehrenbürger zu machen, kam für viele überraschend. Toplak, 58 Jahre, Hobby-Läufer, Inhaber einer Schalke-Dauerkarte, sieht in dem Ex-Manager eine Identifikationsfigur der „Kumpel und Malocher“. Toplaks Ansinnen ist darum bemerkenswert, weil Herten nur drei Persönlichkeiten zum Ehrenbürger ernannt hat: Adolf Hitler, den Fleischwaren-Unternehmer Karl Schweisfurth und 2007 den langjährigen Bürgermeister Willi Wessel. Jetzt soll Assauer der vierte Ehrenbürger werden. Im Oktober könnte der Rat über den Vorschlag abstimmen. Aus der Politik kommt leichte Gegenwehr. SPD und CDU wollen das Thema erst diskutieren. Stefan Grave, Vorsitzender der CDU-Fraktion, fordert, zuerst ein Meinungsbild einzuholen.
Auf den Straßen der 62 000-Einwohner-Stadt ist das Murren mitunter lauter. „Was hat er denn für Herten gemacht?“, fragt ein älterer Mann, der gerade sein Fahrrad aufschließt. „Fußball gespielt? Haben andere auch.“ Er könne auch keinen anderen nennen. „Aber der Assauer isses nicht.“