Die Natur, das hat Schalkes Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf schon öfter erwähnt, hat es gut mit ihm gemeint. Als er vor wenigen Monaten einmal als laufstärkster Spieler der gesamten Bundesliga ausgemacht wurde, schmunzelte er: „Das wurde mir wohl vom lieben Gott in die Wiege gelegt.“ Schöpf hat gute Gene – und auch die halfen ihm jetzt wohl, eine schwere Knieverletzung schneller als bei anderen Spielern üblich zu überwinden.
Keine Angst vorm Kreuzbandriss – wenn man so drahtig und fit ist wie Alessandro Schöpf.
Der Österreicher hatte sich am 28. April beim 4:1-Sieg in Leverkusen einen Teilriss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zugezogen – vier Monate später ist er schon wieder fit. Genau 125 Tage lagen zwischen der Verletzung und seinem Comeback in der vergangenen Woche beim Benefizspiel in Gütersloh (9:0).
Keine Operation, aber andere brauchen länger
Es gibt nicht viele Spieler, die so schnell wieder auf die Beine kommen – ein Beispiel ist Nationalspieler Antonio Rüdiger, der im Vorjahr 141 Tage nach einem Kreuzbandriss wieder spielen konnte. Rüdiger musste damals operiert werden, „Schöpfi“ kam ohne OP davon und schränkt ein: „Bei mir war es ja auch kein kompletter Kreuzbandriss, sondern nur eine Teil-Ruptur.“ Doch auch mit einem solchen Teilriss fallen andere Spieler doppelt so lange aus. Schalkes Spanier Coke kostete eine Teil-Ruptur, die ebenfalls nicht operiert wurde, sieben Monate Spielzeit.
Viel Zeit in die Reha investiert
Was also ist es, das Schöpf so schnell auf die Beine hilft? „Es wird vom Typ abhängig sein“, vermutet der 23-Jährige und erzählt, was ihm geholfen hat: „Ich tue natürlich mein Bestmögliches, um schnellstmöglich wieder auf den Platz zu kommen. Ich habe zum Beispiel sehr viel Zeit in Behandlungen und Therapien investiert. Mich freut es riesig, dass ich nach vier Monaten wieder mein erstes Spiel gemacht habe – ich versuche, immer alles zu geben.“
Auch die Phase, in der er nach der Verletzung erstmal deprimiert und niedergeschlagen war, war bei ihm relativ kurz. Er erinnert sich: Nach dem Spiel in Leverkusen, wo er sich bereits in der ersten Halbzeit verletzte und danach sogar bis zum Ende durchhielt, war er guter Dinge, dass nichts Schlimmes passiert war – „ich dachte, vielleicht etwas an der Kapsel oder eine Zerrung.“ Als ihm der Arzt am nächsten Morgen eröffnete, dass das Kreuzband lädiert sei, konnte er es zunächst gar nicht glauben: „Da habe ich erstmal schlucken müssen und gefragt: Was ist los? Das war ein Riesenschock.“ Zwei, drei Wochen hielten die negativen Gedanken an, doch dann war Schluss mit Trübsal. „Dann sagt man sich: Man kann es ja doch nicht mehr ändern. Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen und zu versuchen, wieder schnellstmöglichst auf den Platz zu kommen.“
Auf den Körper ist Verlass
Schöpf weiß, dass er sich da auf seinen Körper und seinen Willen verlassen kann. Schon im Trainingslager Ende Juli in Mittersill absolvierte er Übungen mit dem Ball am Fuß, einen Monat später ging er im Training fast wieder in die Vollen. „Am Anfang geht man nicht gleich wieder von null auf hundert in die Zweikämpfe“, erzählt der Mittelfeldspieler: „Im Unterbewusstsein hast du da noch eine Vorsicht drin, aber das wird sich relativieren. Das kommt von Training zu Training und von Spiel zu Spiel immer mehr.“ Beschwerden hat er längst keine mehr, und wenn ihn Trainer Domenico Tedesco in dieser Woche fragen sollte, ob ein Teileinsatz am Sonntag beim Bundesligaspiel gegen den VfB Stuttgart schon drin wäre, dann würde Schöpf antworten: „Auf jeden Fall. Vom Kopf her wäre ich bereit.“
Keine Angst mehr vorm Kreuzbandriss.