Benedikt Höwedes hat auch am Montagmorgen beim FC Schalke 04 trainiert. Der Mann kennt seine Pflichten – dass einer wie er auf die Idee eines Streiks käme, um seinem Wechselwunsch Nachdruck zu verleihen, ist so wahrscheinlich wie eine Rückkehr von Ousmane Dembélé zu Borussia Dortmund.
Am Montagnachmittag hat sich Höwedes dann bei Schalkes Fans bedankt. Bei Twitter schrieb er: „Danke für Euren riesigen Support beim gestrigen Spiel in Hannover! Schade, dass wir das Ding nicht gedreht haben!“ Dazu postete er ein Bild, das ihn direkt nach dem für Schalke schwer enttäuschenden Spiel in Hannover zeigte: winkend, mit zusammengekniffenen Lippen – nachdem er wieder nicht eingesetzt worden war. Die Fans aber hatten ihn gefeiert. Sie wissen, was sich gehört, wenn bei einem verdienten Spieler die Zeichen auf Abschied stehen.
Benedikt Höwedes ist seit 16 Jahren mit Leib und Seele Schalker, das hat er nicht nur auf dem Platz hinreichend bewiesen. Und trotzdem wird er Schalke verlassen. Wenn es jetzt noch anders käme, wäre das überraschend. Denn seit er nach sechs Jahren als Kapitän abgesetzt wurde und seinen Stammplatz nicht zurückbekam, fühlt er sich zutiefst gekränkt. Schalke wird ihm den Weg nach Turin nicht verbauen, im Gerangel um die Ablösesumme wird sich ein Kompromiss mit Juventus finden. Ihn jetzt noch zu behalten, ergäbe wenig Sinn. Domenico Tedesco hat zwar gesagt, er hätte es gerne gesehen, wenn Benedikt Höwedes den Konkurrenzkampf aufgenommen hätte. Aber der Trainer vermittelte auch einen Eindruck von seiner Entschlossenheit: „Grundsätzlich sollte man Reisende nicht aufhalten.“
Es ist Tedescos gutes Recht, Strukturen aufzubrechen und Veränderungen vorzunehmen. Doch seine Worte hallen nun schon seit Freitag nach. Sie waren unsensibel, er hätte sie sich schenken sollen. Denn sie könnten ihm bei ausbleibendem Erfolg noch um die Ohren fliegen.