Zumindest das eine haben die zwei neuen Trainer der beiden Erzrivalen gemeinsam: Never change a winning team — Domenico Tedesco startete bei Schalke 04 wie sein Kollege Peter Bosz bei Borussia Dortmund mit derselben Mannschaft, die beim ersten Auftritt erfolgreich war, ins zweite Saisonspiel. Nur das Resultat kann nicht unterschiedlicher sein. Der BVB bleibt Erster. Schalke blamiert sich.
Tedesco dagegen lernte beim 0:1 in Hannover, woran die Vorgänger Breitenreiter und Weinzierl gescheitert sind: Schalke lässt einem tadellosen Sieg allzu gerne ein Spiel folgen, das wahlweise unter Lustlosigkeit oder Pech, Fahrlässigkeit oder Unvermögen leidet. Diesmal war es eine Mischung: Elf Torschüsse zählten die Statistiker für den Außenseiter — sechs für Schalke.
Man kann die Niederlage positiv sehen: Nach zwei Spieltagen hat Schalke drei Punkte mehr geholt als zum selben Zeitpunkt voriges Jahr. Man kann sich der Realität auch ehrlich nähern: Der Zweitliga-Aufsteiger mit den Schalkern Heldt und Breitenreiter hat schon doppelt so viele Punkte. Das Glas halb voll oder halb leer: Wie gut ist Schalke wirklich?
Es gehört schon eine gewisse Naivität dazu, ausgerechnet den Chancentod Di Santo ins Sturmzentrum zu stellen und nicht Burgstaller, der vorige Saison mit neun Toren in der Bundesliga und drei Treffern in der Europa League die Rückrunde gerettet hat. Zumindest dann, wenn Schalke nicht wie beim 2:0 gegen RB Leipzig reagieren, sondern das Spiel gestalten muss.
Ohne Not dem größten Abwehrbollwerk Höwedes erst die Spielführerbinde und dann den Stammplatz wegzunehmen, mag Ausdruck von Führungsstärke sein. Aber eben auch das: seit einer Woche eine Ablenkung von dem, was wirklich wichtig ist, wenn man ein Bundesliga-Spiel vorbereitet. Das Problem Höwedes ist hausgemacht.
Noch ist auf Schalke nichts verloren. In der Länderspielpause wird die Personalie Höwedes final entschieden und der Langzeitverletzte Embolo zurück in den Kader kehren. Dann beginnt die Saison auf Schalke erst richtig. Und erfüllt hoffentlich die Erwartungen.
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