Der Blick auf die Bundesliga-Tabelle ist für den FC Schalke 04 extrem ernüchternd. Schlimm genug, dass Freiburg, Mainz und Augsburg vor den Königsblauen stehen – und das mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand. Seit dem Sieg des Hamburger SV über Hertha BSC am Sonntag ist klar: Schalke spielt ab sofort gegen den Abstieg.
Es wird höchste Zeit, dass sich der Verein nichts mehr vormacht. Nach den tief enttäuschenden Leistungen gestandener Profis beim 0:3 im Pokal bei den Bayern und nun beim 2:4 in Mönchengladbach klingt auch der grundsätzlich berechtigte Verweis auf das Verletzungspech wie eine Ausrede. Das ständige Gerede von der angeblich immer noch möglichen Aufholjagd hat wochenlang den Gedanken verdrängt, dass die Reise auch in die andere Richtung gehen könnte.
Aufsichtsrat und Anhängerschaft haben dem neuen Sportchef Christian Heidel und dem neuen Trainer Markus Weinzierl einen Vertrauensvorschuss gewährt, sie konnten bisher unter für Schalker Verhältnisse paradiesischen Bedingungen arbeiten. Wenn der Vorwurf an ihre Vorgänger Stillstand hieß, so lässt sich nun feststellen: Es ist eine Entwicklung zu erkennen – nur nicht die gewünschte. An fehlender Geduld liegt es nicht: Noch nie war Schalke so nachsichtig mit einem so wenig erfolgreichen Trainer. Jetzt aber ist Weinzierl gefordert. Er muss wissen, dass er nicht weiter stur an seinem System festhalten kann, das längst nicht mehr funktioniert. Er muss aus diesem Team mehr herausholen.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Schalke seine Saisonziele verfehlen. Dann stünde erneut ein Umbruch bevor – und zwar ein schmerzhafter. Für Profis wie Leon Goretzka und Sead Kolasinac wären international spielende Klubs attraktiver, der Etat müsste abgespeckt werden, und es würde deutlich schwerer werden, starke Spieler zu einem Wechsel nach Schalke zu überreden. Umbruch – das klingt so harmlos. Zuletzt Wolfsburg, davor Bremen und weit früher schon Hamburg haben es erlebt: Zuerst verpasst man den Europacup, dann geht es nur noch um die Existenz.