Ein Erfolg, den viele den Wattenscheidern nicht zugetraut hatten. In der Winterpause bestimmte an der Lohrheide einmal mehr das Finanzthema die Schlagzeilen. Gehälter wurden gar nicht oder nur zum Teil bezahlt. Die Mannschaft ging in Person von Torjäger Daniel Keita-Ruel auf die Barrikaden. Es fielen harte Worte.
Erfolgstrainer Farat Toku beschwerte sich, dass er nicht genügend personelle Verstärkungen für die Restrunde erhielt. Dabei waren ihm diese versprochen worden. Die Kritik richtete sich sowohl von der Mannschaft als auch vom Trainer aus vor allem in Richtung Vorstand um Franco und Gabriele Vit. Manager Hartmut Fahnenstich stellte sich hinter das Trainerteam und die Mannschaft und sprach klare Wort zum Vorstand. Nach unseren Informationen sollen die Vits den Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Reinhard Mokanski danach vor die Wahl gestellt haben: Entweder wir oder Fahnenstich. Am Ende musste Fahnenstich gehen.
Mannschaft und Trainer zeigten sich geschockt. "Niemand hat damit gerechnet, dass Hartmut gehen muss. Er war ein echtes Mitglied des Teams. Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Das ist eine Entscheidung des Vereins", sagt Toku. Am Sonntag gegen Schalke war Fahnenstich dann doch wieder da. Auch wenn nicht in der Lohrheide live vor Ort, aber im Geiste der Mannschaft. Nach einem Tor hielt die Mannschaft ein Fahnenstich-Trikot mit der Rückennummer "09" in die Luft. "Wir wollten damit zeigen, wie sehr wir Hartmut als Menschen vermissen und seine Arbeit geschätzt haben", sagt Keita-Ruel, der Wattenscheid drei Minuten vor dem Schlusspfiff zum Sieg schoss.
Fahnenstich selbst zeigte sich von der Aktion gerührt: "Es ist einfach toll, was sich der Trainer und die Jungs ausgedacht haben. Das hat mich beeindruckt und einmal mehr gezeigt, welch tollen Charakter die Mannschaft besitzt. Ich vermisse die tägliche Arbeit mit den Jungs. Es war in Wattenscheid nicht immer einfach. Aber für mich war es eine Art Leidenschaft. Ich bedauere die Entlassung sehr. Aber das ist eine Entscheidung des Vereins, die ich akzeptieren muss."
Noch ist kein Nachfolger für Fahnenstich gefunden. Ob der Ex-Krayer sich eine Rückkehr vorstellen könnte? "Natürlich. Wattenscheid hängt mir am Herzen. Vielleicht in der Zukunft. Das muss ja auch nicht als Sportlicher Leiter sein. Ich kann mir auch eine andere Funktion im Klub vorstellen. Aber ich glaube, dass es unter der aktuellen Konstellation nicht funktionieren würde. Diesen Leuten wurde ich wohl etwas zu unbequem", sagt Fahnenstich.