Am Samstag muss dem Pressestab des FC Schalke 04 ein kleiner Fehler unterlaufen sein. „#S04 bestätigt grundsätzliche Einigung...“, schrieb die Social-Media-Abteilung der Königsblauen via Twitter, löschte die Nachricht aber nur Augenblicke später – so dass man als Empfänger plötzlich an der eigenen Zurechnungsfähigkeit zweifelte.
Dass man als Leser geneigt war, an eine optische Täuschung zu glauben, hat auch viel mit Christian Heidel zu tun. Wasserstandsmeldungen hält Schalkes Sportvorstand für kontraproduktiv, Gerüchte kommentiert er nicht, und selbst Falschmeldungen lässt Heidel am liebsten im Raum stehen. Stellung nimmt der Manager zu Transfers erst dann, wenn nichts mehr schiefgehen kann. So scheinen Personalentscheidungen seit kurzem fast aus heiterem Himmel verkündet zu werden. Der Manager hat eine Mission – und diese lautet: Schalke produziert keine Nebengeräusche mehr.
Das macht er anders als seine Vorgänger: So, wie Heidel auf Schalke überhaupt vieles anders macht. Als er die Infrastruktur für Trainer und Spieler scharf kritisierte, zuckten im Klub viele zusammen. „Nicht Bundesliga-tauglich“, das klang fast ehrverletzend – war aber eine völlig zutreffende Diagnose. Weder für den Stab, noch für die Profis gab es – abseits von Kabine oder Trainingsplatz – Aufenthaltsräume oder Arbeitsmöglichkeiten. Also ließ Heidel Wände einreißen, im ganz wörtlichen Sinne.
Die baulichen Veränderungen sind jedoch überschaubar im Vergleich zum wichtigsten Punkt auf der Agenda des ehemaligen Mainzers. Heidel will eine neue Philosophie beim Traditionsklub durchsetzen. Dem Hang zur Selbstbehinderung, ja zur Selbstzerstörung, hat er den Kampf angesagt. Das mag den einen oder anderen verstören, war aber längst überfällig.
P.S.: Am Sonntag wurde schließlich auch der Twitter-Ausrutscher vom Vortag korrigiert: „#S04 bestätigt grundsätzliche Einigung mit #Coke und @SevillaFC.“ Anders gesagt: Schalke einigt sich mit Sevilla und verpflichtet Coke.