Blitz und Donner hatten in den vergangenen Wochen das Klima bestimmt, am Sonntag aber wehte der Wind der Hoffnung durch die Arena.
Die Mitgliederversammlung fand nicht wie befürchtet in feindseliger, sondern in weitgehend sachlicher Atmosphäre statt. Ja, es gab auch Pfiffe, es gab auch Zwischenrufe, aber solche Missfallenskundgebungen gehören zu einem demokratischen Prozess und sind nicht schädlich, wenn die Grenzen vernünftiger Umgangsformen nicht überschritten werden. Nach einer langen und heftigen Schlammschlacht vor der Wahl zweier Aufsichtsrats-Mitglieder hat sich der Verein nicht die Blöße gegeben, sich am Tag der Entscheidung vor aller Öffentlichkeit zu blamieren.
Das Votum für Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies und seinen erfahrenen Mitstreiter Peter Lange bot zwar keinen Anlass für Triumphgefühle, fiel aber doch deutlich aus. Die Kritik der Gegenkandidaten Andreas Goßmann und Michael Stallmann, die erstmals in das Kontrollgremium einziehen wollten, war nicht von Überzeugungskraft begleitet worden. Die Wiederwahl von Tönnies darf auch als klare Ansage an die Opposition verstanden werden: Der Umsturzversuch der drei Aufsichtsratsmitglieder Dr. Andreas Horn, Axel Hefer und Thomas Wiese ist gescheitert, die Mehrheit der Mitglieder hat von Machtkämpfen und schlechter Außendarstellung die Nase voll.
Schalke sehnt sich nach Ruhe und Kontinuität. Clemens Tönnies, der Sieger vom Sonntag, hat versichert, dass er das operative Geschäft dem neuen Manager Christian Heidel überlassen will. An dieses Versprechen sollte sich Tönnies unbedingt halten. Denn die Lehre aus der Versammlung ist: Die Schalker wollen, dass ihr Verein wichtiger ist als jede einzelne Person.