Ganz alleine standen André Breitenreiter und Horst Heldt vor der Kurve mit den Schalker Fans, die Mannschaft hatte den Protagonisten ganz zum Schluss die Rasen-Bühne alleine überlassen. Trainer und Manager wischten sich die Tränen des Abschieds aus dem Gesicht, und die Fans trafen in diesem Moment genau den richtigen Ton: „Ein Leben lang, Blau und Weiß ein Leben lang” – so wurden André Breitenreiter und Horst Heldt nach ihrem letzten Auftritt für Schalke 04 vom Platz geleitet.
Es war also doch ein Abschied, der in schöner Erinnerung bleiben wird. Vor einem Jahr, nach dem letzten Spiel in Hamburg, schlug den Schalkern nach einer Saison zum Schämen von den Fans nur Wut entgegen. Jetzt hatten alle ihren Frieden geschlossen, zumal mit dem 4:1-Sieg bei 1899 Hoffenheim der fünfte Platz und damit die Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League erreicht wurde.
Breitenreiter durfte zu Recht behaupten, dass die Reaktion der Fans auch eine Anerkennung war: „Das spiegelt das wider, was wir an Arbeit und Intensität eingebracht haben.” Wobei er Heldt den Vortritt ließ, weil für diesen eine lange Ära zu Ende ging. Der Manager hatte sich ja vorgenommen, keine Wehmut zu zeigen, aber als es dann soweit war, waren die Gefühle doch stärker: „Ich hab’s nicht hingekriegt”, sagte Heldt: „Wenn man vor der Kurve steht und die Leute sich so bedanken, hat man seine Emotionen nicht im Griff.”
Warum sich Breitenreiter auf Schalke als "Einzelkämpfer" wähnte
Breitenreiter war gefasster – er nutzte die letzte Gelegenheit, um noch einmal Spuren zu hinterlassen. Seine Botschaft: Die Fans hätten verstanden, dass Schalke in dieser Saison bei der Entwicklung der Mannschaft Schwankungen zu durchleben hatte – andere nicht. „Trotz der gezielten Hetzkampagne einzelner Medien gegen meine Person haben sie nicht einmal den Trainer-Rauswurf gefordert”, betonte der Ex-Paderborner. Bei seiner Auseinandersetzung mit den Boulevard-Medien wähnte er sich als „Einzelkämpfer” – vom Verein habe er nicht mehr die Unterstützung bekommen, die an anderen Bundesliga-Standorten üblich sei. Horst Heldt sei in seiner Position schon zu geschwächt gewesen, um ihm „Schutz” zu gewähren. Dies habe dazu geführt, dass er sein Projekt quasi auf halber Strecke beenden muss. „Wir sind genau auf dem richtigen Weg”, sagte Breitenreiter: „Es ist schade, dass man nicht die Geduld hat für ein Entwicklungsjahr mit Höhen und Tiefen, aber ich kann hier erhobenen Hauptes rausgehen.”
Seine Geradlinigkeit, mit der er manchmal auch aneckte, zeigte der 42-Jährige auch an seinem letzten Arbeitstag: Er nutzte die Chance, um die Trennung, über die ihn der neue Manager Christian Heidel drei Tage zuvor telefonisch informiert hatte, selbst bekanntzugeben. Erst sagte er es der Mannschaft bei der Teambesprechung im Hotel, dann später im Stadion der Öffentlichkeit. „Man hat gesehen, dass es den Jungs sehr nahe ging”, berichtete Breitenreiter: „Da sind auch schon die ersten Tränen geflossen – bei mir auch.”
Den anschließenden Sieg gegen Hoffenheim wertete er auch als Zeichen, dass es zwischen Mannschaft und Trainer bis zum Schluss gestimmt hat. Schalke zeigte insgesamt eine gute Leistung und gewann durch Tore von Klaas-Jan Huntelaar (7.), Eric Maxim Choupo-Moting (15.), Leroy Sané (56.) und Fabian Schär (88., Eigentor).
Breitenreiter wird über kurz oder lang sicher wieder in der Bundesliga auftauchen Damit war der letzte Auftrag für Schalke erledigt. „Ich werde jetzt erstmal Pause machen”, kündigte „Breite” an – doch er ist ein so rastloser Typ, dass er über kurz oder lang sicher wieder in der Bundesliga auftauchen wird. Genau wie Horst Heldt, der das Stadion in Sinsheim ganz alleine verließ, nachdem er sich von allen verabschiedet hatte.
Der allerletzte Eindruck – für ihn nach sechs Jahren auf Schalke.